Guten Tag,
851,5 Milliarden Franken Gesamtvermögen: Das ist ein neuer Rekord. Reich werden nicht nur Firmen- oder Grundbesitzer, sondern auch Angestellte.
Bereits zum 37. Mal publiziert BILANZ die Liste der 300 Reichsten der Schweiz.
Tessy Ruppert / RMS Visuals / Midjourney. Diese Illustration wurde von einem KI-Modell generiert und von einem Menschen finalisiert.
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Wer dachte, irgendwann einmal muss doch Schluss sein mit dem Wachstum der Vermögen der Superreichen, der sieht sich dieses Jahr erneut eines Besseren belehrt: Um insgesamt 18 Milliarden Franken haben die Vermögen der 300 Reichsten der Schweiz in diesem Jahr zugenommen. Mit 851,5 Milliarden Franken hat der Gesamtwert einen neuen Rekord erreicht – er liegt 2,2 Prozent über den 833,5 Milliarden des Vorjahres, die ebenfalls Rekord waren.
In den letzten 25 Jahren gab es nur sechs Mal einen Rückgang, am stärksten 2008 im Jahr der Finanzkrise (–13,2 Prozent), zuletzt mit minus 3,2 Prozent im vierten Corona-Jahr 2023.
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Trotz wachsenden wirtschaftlichen Rivalitäten in der Welt, trotz Zollgeplänkel mit US-Präsident Donald Trump und nicht enden wollenden Kriegen, etwa in der Ukraine, zeigt sich die Wirtschaft robust, und die Aktienmärkte – bei vielen Vermögen die Grundlage des Reichtums – konnten zum Teil kräftig zulegen. So schoss der breit gefächerte Swiss Performance Index (SPI) seit Jahresbeginn um rund 12 Prozent nach oben (Stand 17. November), und auch die Börsen im Ausland zeigten sich robust, ja zum Teil regelrecht beflügelt, etwa die Technologiebörse Nasdaq, die rund 20 Prozent zulegte.
In der Schweiz kommt ein immer noch boomender Immobilienmarkt dazu, getrieben von einer wachsenden Bevölkerung bei engem Angebot. Laut dem Mitte November veröffentlichten UBS Swiss Real Estate Bubble Index hat sich die Preisentwicklung weiter beschleunigt, und die Preise von Wohneigentum sind erneut stärker gestiegen als die Haushaltseinkommen und Mieten.
Natürlich stand nicht allen das Börsenglück zu Seite. Klaus-Michael Kühne (88) etwa musste mit ansehen, wie der Buchwert seiner beiden Hauptbeteiligungen, jener am Logistikkonzern Kühne+Nagel und jener an der Reederei Hapag-Lloyd, um insgesamt rund 6 Milliarden schrumpfte. Die Kurse der beiden Konzerne gaben rund 30 Prozent nach. Man muss allerdings sehen, dass die Kurse in den Jahren zuvor, beflügelt von der Sonderkonjunktur der frühen Corona-Jahre, überdurchschnittlich stark gestiegen waren.
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Ebenfalls Federn lassen musste die Familie Blocher, die gar aus den Top Ten gefallen ist, vor allem wegen des starken Rückgangs des Kurses der einst von Patron Christoph Blocher (85) geführten Ems-Chemie, an der heute seine drei Töchter Magdalena Martullo-Blocher (56), Miriam Baumann-Blocher (50) und Rahel Blocher (49) zusammen rund 70 Prozent halten.
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Verdrängt aus den Top Ten wurden sie von den Familien Schindler und Bonnard, deren Unternehmen gut unterwegs ist. Seit September 2022 haben die Schindler-Valoren rund 90 Prozent zugelegt. Zuletzt haben die Schindler-Papiere allerdings wieder etwas abgegeben – es bleibt also abzuwarten, ob sich die Schindler-Eigentümerfamilien im nächsten Jahr in den Top Ten halten können oder wieder von den Blochers überflügelt werden. Ein Vermögen von über 15 Milliarden Franken bildete dieses Jahr die Eintrittshürde für die Top Ten.
Mit 227 Milliarden ist die kleine Gruppe der Allerreichsten für rund 27 Prozent des Gesamtvermögens zuständig, rund die Hälfte des diesjährigen Anstiegs geht allein auf ihr Konto. Den Sprung nach oben hat die Zehnergruppe allerdings auch einem prominenten Neuzugang zu verdanken: Andrea Pignataro, der 27 bis 28 Milliarden auf die Waage bringt. Der aus Bologna stammende Ex-Trader ist Gründer der ION Group mit Sitz in London, eines der führenden Konzerne für Finanzinformationen. Er hat Wohnsitz in St. Moritz.
Untere Grenze für den Einzug in die Liste der 300 Reichsten ist ein Vermögen von 100 Millionen Franken. In die Liste kommen Schweizerinnen und Schweizer sowie Ausländerinnen und Ausländer, die ihren Wohnsitz hierzulande haben.
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13 Neuzugänge sind in diesem Jahr dazugekommen, nebst Pignataro etwa auch Naguib Sawiris, Sohn von Samih Sawiris, der im vom Vater in den letzten Jahren zum mondänen Tourismus-Hotspot hochgestemmten Andermatt wohnt. Oder Pietro Gussalli Beretta, Spross des jahrhundertealten Waffenclans, der im Wallis lebt.

Erstmals in der Reichstenliste: Jan Jenisch, Chef der Ex-Holcim-Tochter Amrize (r.) und Immobilienentwickler Naguib Sawiris, Sohn von Samih Sawiris.
Gian-Marco Castelberg für BILANZ, Paolo Dutto für BILANZ / Montage BILANZ
Erstmals in der Reichstenliste: Jan Jenisch, Chef der Ex-Holcim-Tochter Amrize (r.) und Immobilienentwickler Naguib Sawiris, Sohn von Samih Sawiris.
Gian-Marco Castelberg für BILANZ, Paolo Dutto für BILANZ / Montage BILANZDrei der Neuzugänge sind Manager. Da ist zunächst der Italo-Amerikaner Giovanni Caforio, lange Jahre CEO und Chairman von Bristol Myers Squibb und heute Verwaltungsratspräsident des Pharmakonzerns Novartis. Er wohnt in Kleinbasel. Ebenfalls in die Liste gerückt sind zwei schon lange in der Schweiz ansässige Manager, Mario Greco, seit neun Jahren CEO von Zurich Insurance, und Jan Jenisch, ehemals in Diensten von Sika und Holcim und heute CEO von Amrize, der abgespaltenen ehemaligen US-Tochter von Holcim. Reich gemacht hat sie ihr erfolgreiches Wirken an der Spitze ihrer Unternehmen, wodurch auch die ihnen zugeteilten Aktien stark an Wert gewonnen haben.
Mit insgesamt 18 Vertretern und einem zusammengezählten Vermögen von 5,7 Milliarden Franken hat die Kategorie «Manager» damit weiter an Bedeutung zugelegt. Damit zeigt sich auch in der Schweiz ein Effekt, der sich weltweit immer stärker manifestiert: Man kann mit Arbeit sehr reich werden. Die klassische Volkswirtschaftslehre spricht von Arbeit, Boden und Kapital als Produktionsfaktoren. War es jahrhundertelang in weiten Teilen der Welt eigentlich nur als Grund– oder Fabrikbesitzer möglich, sehr reich zu werden, so besteht diese Möglichkeit heute auch als Angestellter.
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Auffallend ist auch die zunehmende Bedeutung von Frauen, die als Erbinnen eine aktive Rolle einnehmen. Gleich bei mehreren Unternehmen sind es die Töchter, die in die Fussstapfen ihres verstorbenen Vaters treten, etwa beim Industriekonzern Bühler, wo Patron Urs Bühler dieses Jahr 82-jährig verstorben ist. Seine Nachfolge hat er früh geplant und noch vor seinem 70. Geburtstag seine Aktien seinen drei Töchtern Karin, Maya und Jeannine Bühler überschrieben. Heute sitzen alle drei im Verwaltungsrat der Bühler Group und haben damit auch eine wichtige Funktion in der Firma. Auch die im August dieses Jahres im Alter von 89 Jahren verstorbene Esther Grether hat ihren Kindern, Tochter Susanne (53) und Sohn Hans Christoph (55), das Erbe schon vorzeitig ausbezahlt. Vorgespurt war der Einbezug der nächsten Generation auch bei Bachem, wo Gründer Peter Grogg im Juni im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Tochter Nicole Grogg Hötzer ist bereits seit 2011 im Verwaltungsrat und spielt dort als Vizepräsidentin eine Schlüsselrolle.
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Sind als Erbinnen gefordert: Jeannine, Karin und Maya Bühler (v.l.).
PR / Montage BILANZ
Sind als Erbinnen gefordert: Jeannine, Karin und Maya Bühler (v.l.).
PR / Montage BILANZSchlagzeilen machte zudem wie schon letztes Jahr das starke politische Wirken einzelner Vertreter der Reichstenliste. Das Foto der Schweizer Wirtschaftsführer, empfangen von Donald Trump und ehrfürchtig vor seinem Pult im Oval Office aufgereiht, ging um die Welt. Mit ihrem Besuch wollten Alfred Gantner von der Finanzfirma Partners Group (2,5–3 Milliarden), Johann Rupert vom Luxuskonzern Richemont (12–13 Milliarden), Daniel Jaeggi vom Rohstoffhandelsunternehmen Mercuria (zusammen mit Kompagnon Marco Dunand 4,5–5 Milliarden), Jean-Frédéric Dufour vom Uhrenhersteller Rolex, Marwan Shakarchi von der stark auf Edelmetallverarbeitung spezialisierten Finanzgesellschaft MKS und der im Hintergrund aktive Diego Aponte von der Kreuzfahrten- und Reederei-Familie Aponte (24–25 Milliarden, beim Treffen abwesend) Trump die wirtschaftliche Position der Schweiz darlegen. Dies mit dem Ziel, die horrenden Zölle von 39 Prozent, die er der Schweiz nach dem missglückten Anruf von Bundesrätin Karin Keller-Sutter aufgebrummt hatte, abzuwenden. Der Vorstoss sollte bald Wirkung zeigen: Der Zollsatz wurde auf 15 Prozent gesenkt.
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Erstmals veröffentlicht wurde die Reichstenliste von BILANZ 1989, damals erst mit 100 Reichsten. 66 Milliarden brachten damals alle zusammen auf die Waage – heute besitzen nur schon die beiden Erstplatzierten, Gérard Wertheimer und die Roche-Besitzerfamilien Oeri und Hoffmann, mit zusammen 64 Milliarden fast gleich viel. Die Roche-Besitzer waren übrigens schon 1989 in der Liste: Reichster war damals mit sieben bis acht Milliarden Franken der (1999 verstorbene) Roche-Mehrheitsaktionär Paul Sacher. Er hatte nach dem frühen Unfalltod von Gründersohn Emanuel Hoffmann dessen Frau Maja geheiratet und die für die Familie einst verlorenen Anteile zurückgekauft. Vererbt wurden diese an die Kinder Vera und Lukas Hoffmann, woraus sich die heutigen beiden Familienstämme Oeri und Hoffmann bildeten.
Das Pro-Kopf-Vermögen der 300 Reichsten der Schweiz beträgt heute 2,8 Milliarden Franken, 1989 hatte der entsprechende Wert noch bei 660 Millionen gelegen.
Die vorliegende «goldene BILANZ» ist bereits die 37. Ausgabe. Erneut haben über 30 Journalisten mitgewirkt, unterstützt von einem guten Dutzend weiterer Mitarbeiter aus Layout, Produktion, Bildredaktion und Korrektorat, flankiert von den Kolleginnen und Kollegen aus den immer wichtiger werden Bereichen Online und Social Media.
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Die Liste zeigt, wie vielfältig das Spektrum des Reichtums in der Schweiz heute ist. Doch nicht nur Transparenz wollen wir schaffen, sondern auch Lesevergnügen bieten mit einem Sammelsurium von 300 kleineren oder grösseren Geschichten. Laufsteg frei für die 300 Reichsten der Schweiz!
Als Rechercheure und Autoren haben am diesjährigen BILANZ-Ranking der 300 Reichsten mitgewirkt: Corinne Amacher, Mark Baer, Erich Bürgler, Jost Dubacher, Wolfgang Gamma, Erich Gerbl, Werner Grundlehner, Ueli Kneubühler, Marc Kowalsky, Iris Kuhn-Spogat, Anne-Barbara Luft, Stefan Lüscher, Matthias Mehl, Erik Nolmans, Carmen Schirm, Dirk Schütz, Sibylle Veigl. Von «Bilan»: Benjamin Berger, Francesco Bonsaver, Ghislaine Bloch, Jean-Philippe Buchs, Luigino Canal, David Chokron, Barnabé Fournier, Vincent Gillioz, Andrea Machalova, Lucie Monnat, Joan Plancade, Marat Shargorodsky, Frédéric Thomasset, Julien de Weck.
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