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Die 300 Reichsten 2025

Die Einsteiger

Die Schweizer Reichstenliste bekommt neue Gesichter: Von diskreten Tech-Tycoons bis zu stillen Erben – die Neuzugänge bringen Bewegung in eine sonst selten veränderliche Spitze.

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Andrea_Pignataro der Top Einsteiger bei den 300 Reichsten

Andrea Pignataro, der Top-Einsteiger unter den 300 Reichsten

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13 Neuzugänge sind in diesem Jahr dazugekommen. Untere Grenze für den Einzug in die Liste der 300 Reichsten ist ein Vermögen von 100  Millionen Franken. In die Liste kommen Schweizerinnen und Schweizer sowie Ausländerinnen und Ausländer, die ihren Wohnsitz hierzulande haben.

Andrea Pignataro

Der aus Bologna stammende Andrea Pignataro (55) ist ein Mathematik-Genie mit Bankerfahrung und gründete 1999 in London die ION Group. Statt auf Trading setzte er früh auf Finanzinformationen und Datenanalyse – heute ist ION ein globaler Player mit Kunden aus Banken, Regierungen und Konzernen. Pignataro expandierte aggressiv mit Übernahmen, finanziert durch enge Beziehungen zu Grossbanken. Trotz strikter Abschottung seines Firmengeflechts schätzt Bloomberg die Gruppe auf über 13’000 Mitarbeitende in mehr als 50 Niederlassungen. Ein beigelegter Steuerstreit in Italien sowie ein spektakulärer Hackerangriff brachten den scheuen Unternehmer in die Schlagzeilen. Der Wert der in Luxemburg gebündelten ION-Unternehmen dürfte bei rund 30 Milliarden Franken liegen. Zum Privatbesitz zählt auch Canouan Estate, eine Kollektion luxuriöser Villen und Hotels in der Karibik.

Pietro Gussalli Beretta

Pietro Gussalli Beretta (63) steht für die 15. Generation einer der ältesten Industriellenfamilien Italiens. Der Familienkonzern Beretta, 1526 gegründet und weltweit führend in Kleinwaffen, erzielt heute über die luxemburgische Holding mit mehr als 50 Firmen rund 1,7 Milliarden Dollar Umsatz. Während seiner drei Jahrzehnte als Generaldirektor trieb Beretta eine konsequente Expansion voran – von Waffen über Munition bis Optik. 2022 folgte mit dem Kauf von Ruag Ammotec, dem führenden europäischen Munitionshersteller, eine der wichtigsten Übernahmen. «Mit der Munition haben wir den Kreis geschlossen», sagte der heute im Wallis lebende CEO. Wegen strenger Exportregeln steckt die Schweizer Tochter jedoch derzeit in schwierigem Fahrwasser.

Naguib Sawiris

Noch steht Naguib Sawiris (34) im Schatten seines Vaters Samih – doch das dürfte sich ändern. Bei Orascom Development hat der Sohn als VR-Präsident das Steuer übernommen; Samih übertrug ihm dafür seine Aktien. Das Unternehmen, das Resorts in Ägypten, Oman oder Montenegro entwickelt, ist seit Juni 2025 von der Börse verschwunden – ein Rückzug zu einer Bewertung von 320 Millionen Franken, weit entfernt vom IPO-Preis von 152 Franken. Auch bei Andermatt Swiss Alps wächst Naguib Sawiris’ Einfluss. Während sein Vater Mehrheitsaktionär bleibt, prägt der Junior mit neuen Formaten wie dem Musikfestival High Peak und der Technoparty Verve das Angebot für eine jüngere Zielgruppe. Darüber hinaus hält er Beteiligungen an Firmen wie dem US-Partnerdienst Tawkify sowie am Inkubator Anchor, aus dem digitale Gesundheitsplattformen wie Leap Health und Monarch MD hervorgegangen sind.

Iwan und Manuela Wirth-Hauser

Nach 20 Jahren in England sind Iwan (55) und Manuela Wirth-Hauser (62) in die Schweiz zurückgekehrt. Mit Hauser & Wirth führen sie eine der weltweit bedeutendsten Galerien für zeitgenössische Kunst, vertreten über 90 Künstlerinnen und Künstler und sind an 16 Top-Standorten präsent. Parallel haben sie mit der Artfarm Group ein beachtliches Gastgewerbe-Portfolio aufgebaut – vom Kulthotel Fife Arms in Schottland bis zu zahlreichen Hotels und Restaurants in Europa und den USA. Nun rücken Schweizer Projekte in den Fokus: Ende 2024 übernahmen sie das Hotel Castell in Zuoz, in Sils Maria entsteht ein weiteres Haus rund um die Chesa Marchetta. Artfarm setzte zuletzt knapp 50 Millionen Pfund um; trotz Aufbauphase und Verlusten wächst das Nettovermögen stetig und lag Ende 2024 bei über 83 Millionen Pfund.

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Mario Greco

Ebenfalls in die Liste gerückt ist Manager Mario Greco, 66, seit neun Jahren CEO von Zurich Insurance. Mario Greco meidet die Öffentlichkeit, an Anlässen sieht man ihn kaum. Mit preussischer Nüchternheit, geprägt in jungen Jahren bei der Allianz, führt der Italiener Zurich seit neun Jahren äusserst erfolgreich: Der Aktienkurs stieg seither um über 170 Prozent. Der «Cavaliere del Lavoro» setzt seine Mischung aus Disziplin und Entschlossenheit auch über das Pensionsalter hinaus fort – bis Ende 2027 will der 66-Jährige CEO bleiben. Sein Erfolg zeigt sich auch finanziell: Sein Zurich-Aktienpaket ist rund 65 Millionen Franken wert, seine Gesamtbezüge aus der Zeit bei Generali und Zurich liegen weit über 100 Millionen. Trotz Anfragen von HSBC, UBS und sogar der Finma lehnt Greco Spitzenmandate ab. Verwaltungsratsjobs und die explosive Bankenwelt sind nicht sein Terrain – er will führen, schweigsam und hoch effektiv.

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Bilanz-Redaktion

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