Guten Tag,
Die einen Uhrenmarken setzen auf Tradition und Exklusivität, die anderen reagieren kreativ auf US-Zölle. Die Branche bleibt widerstandsfähig.
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Mit Wohlgefallen blickt Chronos, Gott der Zeit, auf die Schweizer Uhrmachergilde: Standhaft stemmt sie sich gegen die Unbilden der wechselhaften Märkte. Mit feinen Rädchen, sagenhaften Komplikationen und mit exakt getakteten Drehungen an der Preisspirale.
Mit 851,5 Milliarden Franken Gesamtvermögen erreichen die 300 Reichsten der Schweiz 2025 einen neuen Höchststand. 20,9 Milliarden steuern die reichsten Uhren-Dynastien bei.
Wir stellen die reichsten Vertreter der Uhrenbranche hier vor:
Die noble Uhrenmarke Patek Philippe ist seit 1932 im Besitz der Familie Stern und wird seit 2009 von Thierry Stern (55) geleitet. Die Genfer Manufaktur ist einer der wenigen Uhrenhersteller, die sich noch in Familienbesitz befinden – und das soll auch so bleiben, wie die Sterns betonen. Die nächste Generation jedenfalls steht in den Startlöchern. Der 23-jährige Adrien Stern, ältester Sohn von Thierry, begann seine Laufbahn im Unternehmen mit einem mehrjährigen Ausbildungsprogramm, wie es auch sein Vater einst absolviert hatte.
Für die Jahresproduktion von 72’000 Uhren sorgen weltweit 3400 Mitarbeitende, davon 2600 in der Schweiz. Patek Philippe erzielt laut Morgan Stanley / LuxeConsult einen geschätzten Umsatz von 2,3 Milliarden Franken. Nach der Erhöhung der US-Zölle hat die Firma ihre Preise in den Vereinigten Staaten um 15 Prozent angehoben. Thierry Stern besitzt ausserdem das Gourmetrestaurant Auberge du Lion d’Or in Cologny, eine Yacht namens «Nautilus» sowie mehrere Zweitwohnsitze.

Zieht seinen Sohn Adrien im Unternehmen allmählich nach: Thierry Stern.
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Zieht seinen Sohn Adrien im Unternehmen allmählich nach: Thierry Stern.
PRAusgerechnet zum 150-Jahr-Jubiläum von Audemars Piguet (AP) tauchten Gerüchte auf, wonach CEO Ilaria Resta zurücktreten wolle. Der Verwaltungsrat räumte diese aber schnell aus. Zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt setzt Resta die Direktvertriebsstrategie fort und stärkt das Kundenerlebnis, vor allem durch die Eröffnung weiterer sogenannter AP Houses in Hongkong und Manchester. Dies hat zu einem Umsatzwachstum bis Ende August von zwölf Prozent beigetragen. Die Firmengruppe hat die Zusammenlegung ihrer im Vallée de Joux verteilten Teams in der neuen Manufaktur in Le Brassus abgeschlossen. Dagegen dauern die Arbeiten am Standort in Meyrin an, der auf die Herstellung von Gehäusen und Armbändern spezialisiert ist.
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Laut Morgan Stanley / LuxeConsult belief sich der Umsatz 2024 auf 2,38 Milliarden Franken, womit Audemars Piguet den vierten Platz unter den Schweizer Uhrenmarken einnimmt. Jährlich werden rund 53’000 Uhren hergestellt, die Manufaktur beschäftigt fast 3000 Mitarbeitende, davon zwei Drittel in der Schweiz. Die Vertreter der vierten Generation der Familien Piguet und Audemars, für die Olivier Audemars im Verwaltungsrat sitzt, halten weiterhin die Mehrheit am Unternehmen.

Beschäftigt zwei Drittel der fast3000 Mitarbeitenden in der Schweiz: Olivier Audemars.
Keystone
Beschäftigt zwei Drittel der fast3000 Mitarbeitenden in der Schweiz: Olivier Audemars.
KeystoneEines muss man Nick Hayek lassen: Er zieht seine Linie durch. Der Uhrenpatron kuscht vor niemandem, auch nicht vor dem mächtigsten Mann der Welt. «Sind wir Wilhelm Tell, oder sind wir ein Vasall?», kritisierte er seine Berufskollegen Jean-Frédéric Dufour (Rolex) und Johann Rupert (Richemont), als diese zusammen mit anderen Schweizer Wirtschaftsgrössen im Oval Office bei US-Präsident Donald Trump für tiefere Zölle warben. Er selber hätte ganz anders reagiert und die Schweiz 39 Prozent Exportzölle auf Goldbarren für die USA einführen lassen. Mit der Lancierung der «What If … Tariffs»-Swatch mit der Umkehrung der Ziffern 3 und 9 setzte der 71-Jährige eine humorvolle Spitze gegen die US-Regierung.
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Klare Kante zeigt Hayek aber auch gegen kritische Aktionäre der Swatch Group: «Ich verkaufe Uhren, nicht Aktien», erwidert er Investoren und Analysten, die über die triste Kursperformance klagen. Die Aktie kratzte im Frühling an historischen Tiefstständen, das drückte das Vermögen der Familie Hayek, die mit 44,7 Prozent der Stimmen bei 25,9 Prozent des Kapitals über den Konzern gebietet. Dass Hayek weiter hohe Lagerbestände führt, auf Personalabbau verzichtet und zudem eine besonders hohe Abhängigkeit vom schwächelnden chinesischen Markt aufweist, schmälert die Investorenlaune.
Doch das Vermögen von Nick, Nayla und Marc Hayek bleibt weitgehend unverändert, und das liegt an einem starken Schlussspurt der Aktie: Zum einen legte die Konkurrenz gute Zahlen vor, zum anderen schien ein Ende des Zollstreits mit den USA in Sicht. Was unbestritten ist: Egal wie es weitergeht, Hayek wird seine Linie auch in Zukunft durchziehen.

Zieht seine Linie durch: Nick Hayek.
Paolo Dutto für BILANZ
Zieht seine Linie durch: Nick Hayek.
Paolo Dutto für BILANZRolex-Erbe Daniel Borer (60) kanns nicht lassen: Nach dem wenig erfolgreichen Engagement bei der Regionalairline SkyWork ist er jetzt Aktionär bei der QCM Holding. Die Berner Firma positioniert sich als Partner der Luftfahrtbranche in den Bereichen Ausbildung, Beratung und Nachhaltigkeit. Neben seiner Tätigkeit als praktizierender Arzt engagiert sich Borer erfolgreich in der Luxushotellerie. Das zu seiner Giardino-Gruppe gehörende «Giardino Ascona» wurde im Mai vom Newsmagazin «The Week» als Paradebeispiel für Fünfsternhotellerie ausgezeichnet. Schwester Franziska Borer Winzenried (63) engagiert sich in der gemeinnützigen Stiftung Vinetum.
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Seit gut sechs Jahrzehnten gehört die Uhren- und Schmuckfirma Chopard der Familie Scheufele. Die Firma wird von Caroline und ihrem Bruder Karl-Friedrich Scheufele geleitet, ihr Vater Karl (87) ist VR-Präsident. Auch die dritte Generation, vertreten durch Caroline Marie und Karl-Fritz, ist seit mehreren Jahren für die Luxusmarke tätig. Das Unternehmen beschäftigt 2000 Mitarbeitende, davon 980 in der Schweiz, und setzt gegen 780 Millionen Franken um. Chopard verfügt über eine vollständig integrierte Produktionskette und besitzt Manufakturen in Genf, Fleurier, La Chaux-de-Fonds und im deutschen Pforzheim. Die Scheufeles besitzen ausserdem das Weingut Château Monestier La Tour und das «1, Place Vendôme», ein Hotel in Paris. Daneben werden fleissig Kunst sowie Oldtimer gesammelt.

Kreatives Hirn von Chopard: Caroline Scheufele.
Dukas
Kreatives Hirn von Chopard: Caroline Scheufele.
DukasSeit dem Verkauf des Uhrenherstellers Breitling verwaltet Ted Schneider einen Teil des Familienvermögens. So hat er sich über das Family Office BlackWolf beim Westschweizer Immobilienunternehmen Swissroc sowie bei der unabhängigen Uhrenmarke Norqain engagiert. Swissroc gab im Juni den Erwerb eines 4200 Quadratmeter grossen Industriegebäudes in Thônex GE bekannt. Norqain verzeichnete im Vorjahr ein Umsatzwachstum von 28 Prozent und setzt ihre internationale Expansion fort. Gary Neville (50), ehemaliger Fussballer bei Manchester United, tritt als Investor auf und ist in den Verwaltungsrat eingetreten. Mit seiner Hilfe soll die Entwicklung des Unternehmens in Grossbritannien forciert werden. Auch der kanadische Eishockeyspieler Sidney Crosby (38) ist Aktionär geworden. Norqain wurde als offizieller Partner der Schweizer Fussballnationalmannschaften ausgewählt.
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Bleibt nach dem Verkauf von Breitling der Uhrenbranche treu: Ted Schneider.
PR
Bleibt nach dem Verkauf von Breitling der Uhrenbranche treu: Ted Schneider.
PRDie Familie Bottinelli ist einer der Hauptaktionäre von Audemars Piguet. Die nächste Generation wird im Verwaltungsrat des Uhrenherstellers aus Le Brassus durch Oliviero Bottinelli (53) vertreten, der in Singapur lebt und Anfang der 2000er-Jahre als Verantwortlicher für Asien bei der Uhrenmarke tätig war. Er und sein Bruder Sébastien haben die Anteile ihrer Eltern zu gleichen Teilen erhalten. Oliviero sitzt auch im Verwaltungsrat der Turlen Holding; diese besitzt die Rechte an der Uhrenmarke Richard Mille.
Der 51-jährige Sébastien lebt in Genolier VD und ist in verschiedenen Unternehmen tätig, darunter Firmen aus den Bereichen Immobilien, Innenarchitektur, Hotellerie und Oldtimer. Als begeisterter Autofan hat er eine ehemalige Sägemühle erworben, um dort ein Handwerkszentrum für Oldtimer einzurichten. Das Zentrum wird auch Schweizer Künstler fördern. Er ist ausserdem Eigentümer von Drive Vintage, einem Concierge-Service für Oldtimer. Im Weiteren gehört ihm die Innenarchitekturfirma BSM Casaling. Die beiden Brüder sind auch Teilhaber des Restaurants Chalet de Gruyères im gleichnamigen Städtchen.
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Sitzt gleich in zwei Top-Gremien nahmhafter Uhrenfirmen: Oliviero Bottinelli.
Frederic Laverriere
Sitzt gleich in zwei Top-Gremien nahmhafter Uhrenfirmen: Oliviero Bottinelli.
Frederic LaverriereDie Uhrenmarke Richard Mille – unverkennbares Design, höchste Uhrmacherkunst, exorbitante Preise – bleibt in Familienhand. Der Gründer Richard Mille (74) hat sich aus dem Geschäft weitgehend zurückgezogen und überlässt die Bühne seinem Nachwuchs: Tochter Amanda (47) positioniert die Marke, die 2024 mit 5700 Uhren geschätzte 1,55 Milliarden Franken Umsatz erzielt hat, als Global Brand & Partnerships Director bei exklusiven Events von Le Mans bis zum Wüstenpolo. Ihr Bruder Alexandre (38) managt als Sales Director die Verkaufsfront. Die streng limitierte Produktion mit sechs- bis siebenstelligen Preisen sichert der Familie wachsende Vermögenswerte und macht die Marke zum Inbegriff für Extrem-Luxus.

Motorsportfan und Formel-1-Sponsor: Richard Mille (r.) mit Ex-Fussballstar Zinédine Zidane am 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Imago
Motorsportfan und Formel-1-Sponsor: Richard Mille (r.) mit Ex-Fussballstar Zinédine Zidane am 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
ImagoDie gegen die Schweiz verhängten US-Zölle beantwortet Raymond Weil mit Kreativität. Der Genfer Uhrenhersteller hat eine auf 39 Exemplare limitierte Uhr herausgebracht, auf deren Zifferblatt die 39 Prozent Zollgebühren vermerkt sind. Die Auflage war sofort ausverkauft. CEO Elie Bernheim versichert, dass er keine Absatzschwäche auf dem wichtigsten Markt – in den USA werden 35 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet – feststellt. Derzeit produziert das Unternehmen 80’000 Uhren pro Jahr und beschäftigt 120 Mitarbeitende an seinem Hauptsitz in Grand-Lancy GE. Der Firmenumsatz wird von Morgan Stanley / LuxeConsult auf 65 Millionen Franken geschätzt. Die 2023 eingeführte Linie Millésime, die bereits ein Viertel der Verkäufe ausmacht, gewann beim Grand Prix d’Horlogerie de Genève 2024 den Preis «Challenge Watch» für Uhren unter 3000 Franken. Während Elies Vater, Olivier Bernheim, den Verwaltungsrat präsidiert, sind weitere Familienmitglieder im Unternehmen tätig.
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Begegnet den Trump-Zöllen mit einer themenspezifischen Uhr: Elie Bernheim.
Darren S. Higgins
Begegnet den Trump-Zöllen mit einer themenspezifischen Uhr: Elie Bernheim.
Darren S. HigginsKrisengestählt ist der Breitling-Steuermann, und das bewies Georges Kern (60) auch bei den Zollturbulenzen: Mit über 20 Prozent Umsatzanteil sind die USA der wichtigste Markt für seine Uhrenmarke, und direkt nach der ersten Zoll-Drohung von 31 Prozent Anfang April fuhr Kern die Lagerbestände in den USA stark hoch. Als der Zollhammer am 1. August kam, baute er das Engagement gar aus: Die Lancierung einer Kollektion zur National Football League (NFL) erhöhte mit individuellen Modellen für alle 32 Teams die Angebotspalette auf dem US-Markt. Ansonsten war 2025 für Kern, der gegen fünf Prozent an Breitling hält, ein Jahr der Vorbereitung: Im März sollen die lange erwarteten Zeitmesser der von ihm wiederbelebten Uhrenmarke Universal Genève auf den Markt kommen, im Juni die ersten Modelle der von Breitling ebenfalls erworbenen Marke Gallet im tieferen Preissegment. Und auch ein Formel-1-Sponsoring bei Aston Martin ist in der Pipeline.
Die Absatzflaute im Geschäft mit Uhren verschärft sich. Swatch, Richemont oder die französische LVMH klagen über rückläufige Verkaufszahlen. Speziell bei Anbietern im mittleren und tieferen Preissegment herrscht Heulen und Zähneknirschen. Kopfzerbrechen bereitet der Branche der chinesische Markt: Die wirtschaftlichen Probleme drücken auf die Konsumlust. Zufriedene Gesichter dafür bei den Herstellern von teuren Zeitmessern. Dazu zählt Jean-Claude Biver. Der 76-Jährige hat nach einer langen, erfolgreichen Karriere in der Uhrenbranche mit Sohn Pierre (27) vor gut zwei Jahren die Edel-Uhrenmanufaktur Maison Biver gegründet. Im Dorf Givrins VD werden von einer Handvoll Spezialisten unter der Marke JC Biver Uhren der Spitzenklasse hergestellt. Und dies zu Spitzenpreisen: Beispielsweise kostet eine Carillon Tourbillon Signature Series Titan 475’000 Franken, für die Carillon Tourbillon Tsavorite werden sogar 1,25 Millionen in Rechnung gestellt. Doch die Kalkulation geht auf: Laut Jean-Claude Biver sei man bis 2029 ausgelastet. Wobei jährlich nicht mehr als 90 Uhren die Manufaktur verlassen.
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Verkaufen Uhren zu Spitzenpreisen: Jean-Claude Biver (l.) und Sohn Pierre.
François Wavre | lundi13
Verkaufen Uhren zu Spitzenpreisen: Jean-Claude Biver (l.) und Sohn Pierre.
François Wavre | lundi13
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