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Das Mate 30 Pro muss ohne die Dienste von Google auskommen. Huawei verkauft es trotzdem. Macht das Sinn?
Marc Kowalsky
Im Crashtest: Beim Mate 30 Pro von Huawei fehlen Google-Dienste ebenso wie wichtige Apps.
Felice Bruno für BILANZWerbung
Ich persönlich denke ja nicht, dass Huawei ihre technologische Vormachtstellung missbraucht, um Kunden im Auftrag des chinesischen Staates abzuhören; ich denke, die Firma erleidet einen Kollateralschaden im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg. Aber ich bin ja auch – Gott sei Dank – nicht US-Präsident Donald Trump, der dezidiert anderer Meinung ist und die Firma daher mit Sanktionen belegt. Als Folge müssen neue Huawei-Produkte ohne US-Technologie auskommen – also etwa ohne Chips von Intel, Software von Google oder Microsoft. Das sind heftige Einschränkungen.
Sie betreffen auch das neue Mate 30 Pro. Huawei verzichtet deshalb in vielen Ländern auf die Markteinführung. In der Schweiz ist das Smartphone erhältlich – es gebe eine Nachfrage danach, heisst es bei Huawei, hauptsächlich durch Nerds, Tüftler und Marken-Fans. Dass das Gerät nur mit der Open-Source-Version von Android läuft und alle Google-Apps (auch der Play Store!) fehlen, wird auf der Huawei-Website mit keinem Wort erwähnt. Wer es bei Digitec bestellt, wird immerhin per Mail gewarnt.
Die Hardware gefällt: Nur 5G fehlt. Dafür liegt das Gerät gut in der Hand, der 6,5 Zoll grosse Screen ist über beide Ränder gebogen und sieht spektakulär aus. Die Kamera bietet sage und schreibe 40 Megapixel Auflösung, Ultraweitwinkel und eine Ultrazeitlupe mit 7680 Bildern pro Sekunde, hinzu kommen Schnellladefunktion, Reverse Charging, Fingerabdruck- und Gesichtsscanner sowie Gestenerkennung (okay, die braucht man nicht wirklich). Der Akku hält bei mir eineinhalb Tage, das ist bemerkenswert. Aber das ist halt eben nur die Hardware.
Huawei Mate 30 Pro: Die Hardware ist top, der Rest jedoch unterliegt starken Einschränkungen.
ZVGHuawei Mate 30 Pro: Die Hardware ist top, der Rest jedoch unterliegt starken Einschränkungen.
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Die Einschränkungen fangen damit an, dass Sie kein Cloud-Back-up wiederherstellen können. Ausser den Google-Diensten fehlen wichtige Apps wie Facebook, Twitter, Uber oder Netflix, um nur ein paar zu nennen. Auch auf Onlinebanking, Spotify und die Apps von SBB und Swiss muss man verzichten, ebenso auf Evernote – das geht für mich gar nicht. Manches lässt sich per Umweg über den Browser trotzdem nutzen, anderes können fortgeschrittene User über die Website APKPure.com installieren, aber das bleibt ein Gebastel und ein Sicherheitsrisiko.
Ihr eigenes Ökosystem baut Hauwei erst auf. Das wird dauern: Über die App Gallery lassen sich derzeit 11 000 Programme laden – ein Nichts gegenüber den knapp drei Millionen Android-Apps.
Fazit: Der Clown im Weissen Haus macht viel kaputt – leider auch, was sonst vielleicht das derzeit heisseste Smartphone wäre. Mit seinen Einschränkungen ist das Mate 30 Pro für normale User unbrauchbar. Finger weg!
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Huawei Mate 30 Pro
Info: consumer.huawei.com/ch/
Preis: ab 999 Franken
Bewertung: ★☆☆☆☆
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★cool ★★★★★wegweisend
Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 30 Jahren fühlt er den neuesten IT-Produkten auf den Zahn.
Felice Bruno für BILANZMarc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 30 Jahren fühlt er den neuesten IT-Produkten auf den Zahn.
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