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Simon Michel kämpft für Schweizer Wirtschaftsinteressen

Der FDP-Nationalrat und Medtech-Unternehmer hat sich die Bilateralen III zur Mission gemacht – und einen Etappensieg erzielt.

Iris Kuhn Spogat

<p>Der 48-jährige CEO von Ypsomed setzt sich für einen hindernisfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt ein. </p>

Der 48-jährige CEO von Ypsomed setzt sich für einen hindernisfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt ein. 

Keystone

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Wer ihn kennt, beschreibt den FDP-Nationalrat als rational, sachbezogen, strategisch, als Unternehmer, der Politik als Hebel begreift. Simon Michel selbst sagt: «Wenn man etwas verändern will, muss man in die Politik gehen.» Viele sehen im 48-jährigen CEO und Mitinhaber der börsenkotierten Ypsomed den ersten Wirtschaftskapitän seiner Generation, der wieder politisch denkt und agiert. Am 18. Oktober errang Michel, feuriger Befürworter der Bilateralen III, ein wichtiges Etappenziel: Mit 330 zu 104 Stimmen entschieden die Delegierten der FDP klar für das Vertragspaket und mit 232 zu 189 Stimmen gegen ein Ständemehr. Für beides hat sich Michel in den vergangenen Monaten exponiert – auf Podien, am TV und mit Schlagworten wie «hindernisfreiem Zugang zum Binnenmarkt» und «stabilen Rahmenbedingungen». Für ihn keine Worthülsen: Michel kennt den Preis politischen Stillstands aus eigener Erfahrung: Seine Branche musste nach dem Abbruch der Verhandlungen mit der EU Tausende Produkte nachzertifizieren. Michel hat den Prozess mit Ypsomed hinter sich – 19 weitere Branchen haben ihn vor sich, sollten die Bilateralen III scheitern. Die FDP zieht nun also mit ihm. Nun heissts für Michel, die ganze Schweiz vom bilateralen Weg zu überzeugen.

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Die Unterstützer

Simon Michel ist ein Unternehmer und Chef von rund 3000 Mitarbeitenden, der Politik macht. Ignazio Cassis bezeichnet er als «meinen Bundesrat». Seine strategisch wichtigste Position im Bundeshaus ist die Mitgliedschaft in der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats, wo Präsident Laurent Wehrli in Sachen Bilaterale gleich tickt wie er. In diesem Dossier arbeitet Michel eng mit dem Chefunterhändler, Botschafter Patrick Franzen, und Silvan Wildhaber, dem Präsidenten der Freunde der FDP. Einen guten Draht hat er zu Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher, die sich seit Oktober mit Ständerat Benjamin Mühlemann das FDP-Präsidium teilt. Mit ihr hat Michel fast ein Jahr lang in der FDP-Arbeitsgruppe Pro-Bilaterale zusammengearbeitet. Einiges verdankt Michel auch seinem Freund alt Ständerat Ruedi Noser, «er hat mir gezeigt, wie Bern läuft und immer wieder Türen geöffnet» (Michel). Als Strategiechef im Wahlkampf spielte Jean-Marc Probst, Präsident von Probst Maveg, eine tragende Rolle. Seit 2023 Nationalrat, davor Solothurner Kantonsrat, arbeitet Michel in politischen Themen mit dem Kommunikationsspezialisten Lorenz Furrer zusammen. Alt Bundesrat Pascal Couchepin gehört zu den honorigen Befürwortern der Bilateralen III und unterstützt diese nachdrücklich. Sukkurs gibt es freilich auch von der Direktorin von Economiesuisse, Monika Rühl. Im Verband findet Michel zudem Mitstreiter gegen die Juso-Initiative, darunter Franziska Tschudi Sauber, Präsidentin der Weidmann Holding, und Bühler-CEO Stefan Scheiber.

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<p>Franziska Tschudi Sauber (l.), Ignazio Cassis, Monika Rühl.</p>

Franziska Tschudi Sauber (l.), Ignazio Cassis, Monika Rühl.

PR, Keystone, Anthony Anex, Kim Niederhauser
<p>Franziska Tschudi Sauber (l.), Ignazio Cassis, Monika Rühl.</p>

Franziska Tschudi Sauber (l.), Ignazio Cassis, Monika Rühl.

PR, Keystone, Anthony Anex, Kim Niederhauser

Die Familie

Simon Michel ist seit 2006 mit Monika Vollmer Michel verheiratet, wie er eine HSG-Absolventin und ihrerseits beruflich engagiert: Sie ist Investorin und Expertin für nachhaltige Geldanlagen, arbeitet in der NZZ-Gruppe im Bereich Sustainable Switzerland und ist Verwaltungsrätin der Privatbank Von Graffenried. Die beiden leben zusammen mit den beiden Söhnen, Dominik und Lukas, in Solothurn. Ferien verbringt die Familie zuweilen auf ihrer Finca in Mallorca, die Wochenenden im Winter skifahrend in Wengen. Die Michels betonen gern, um ein bodenständiges Leben bemüht zu sein – kein Leichtes bei einem Clanvermögen, das gemäss BILANZ 4,5 bis 5 Milliarden Franken beträgt.

<p>Monika Vollmer Michel und Simon Michel.</p>

Monika Vollmer Michel und Simon Michel.

PR
<p>Monika Vollmer Michel und Simon Michel.</p>

Monika Vollmer Michel und Simon Michel.

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Die Karriere

Simon Michel hat an der HSG einen Master in Medien- und Kommunikationsmanagement absolviert. Beim Telekom-Konzern Orange mit CEO Andreas Wetter, «meinem ersten Mentor» (Michel), war er in den 2000er-Jahren für die Einführung von 3G zuständig. Seither befreundet ist er mit Markus Naef, heute CEO beim Softwarehersteller Bexio und damals Michels direkter Vorgesetzter. 2006 wechselte Michel in die Firma seines Vaters Willy Michel, Ypsomed, spezialisiert auf «selbst verabreichte Injektionssysteme» für flüssige Arzneimittel. Die Nachfrage ist dank neuen Medikamenten und Abnehmpräparaten explodiert. Michel hat Ypsomed – seit 2004 an der Börse, zu rund 70 Prozent in Familienbesitz – daher neu aufgestellt. Das Insulinpumpengeschäft hat er verkauft – ohne es zu verlieren: Es gehört nun Tecmed, und Tecmed gehört Willy Michel, seit 2022 nicht mehr bei Ypsomed. Dessen Nachfolge als Präsident trat Gilbert Achermann an, «heute einer meiner wichtigsten Sparringspartner» (Michel). Bei der verschlankten Ypsomed dreht sich nun alles um Pens. In den USA, China und Deutschland entstehen Fabriken für die Herstellung der kugelschreiberartigen Tools für die Selbstmedikation. In anderen Sphären erfolgreich ist Michels Bruder, Serge: Er führt die Uhrenmarke Armin Strom – und baut in Biel Kapazitäten aus.

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<p>Gilbert Achermann (l.), Willy ­Michel.</p>

Gilbert Achermann (l.), Willy Michel.

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<p>Gilbert Achermann (l.), Willy ­Michel.</p>

Gilbert Achermann (l.), Willy Michel.

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Die Gegenspieler

Michel bekommt es auf seiner Bilateralen-Mission mit zahlreichen Gegnern zu tun, allen voran aus der SVP mit Fraktionschef Thomas Aeschi sowie Nationalrätin und Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher, die in der SVP das EU-Dossier leitet. FDP-intern gibt vor allem der rechtsaussen politisierende Christian Wasserfallen Gegensteuer. Gegen die Bilateralen III opponieren auch die Initianten von «Kompass Europa», die Co-Gründer der Partners Group, Alfred Gantner, Michael Erni und Urs Wietlisbach. Leiser, aber nicht weniger entschieden widersetzt man sich bei Autonomiesuisse mit Vormännern wie Hans-Jörg Bertschi und Giorgio Behr. Der Gewerkschafter Pierre-Yves Maillard fürchtet um den Lohnschutz.

<p>Urs Wietlisbach, Pierre-Yves Maillard, Thomas Aeschi (v.l.).</p>

Urs Wietlisbach, Pierre-Yves Maillard, Thomas Aeschi (v.l.).

Christian Schnur für RMS, Keystone, Silas Zindel
<p>Urs Wietlisbach, Pierre-Yves Maillard, Thomas Aeschi (v.l.).</p>

Urs Wietlisbach, Pierre-Yves Maillard, Thomas Aeschi (v.l.).

Christian Schnur für RMS, Keystone, Silas Zindel

Der Netzwerker

Michel ist im Vorstandsausschuss von Economiesuisse. Reingeholt hat ihn der amtierende Präsident Christoph Mäder, wie Michel Mitglied der Studentenverbindung Zofingia. Via den Verband aligniert Michel Interessen mit Swissmem-Präsident Martin Hirzel und Arbeitgeberpräsident Severin Moser. 2017 hat Michel den Schweizer Medizinaltechnikverband Swiss Medtech mitgegründet und 2024 als dessen Präsident den FDP-Ständerat Damian Müller eingebracht. Mitstreiter im Vorstand von Progresuisse, die Michel vor vier Jahren mitgegründet hat, sind Felix Ehrat (früher bei Novartis), Kaspar Wenger (Kunsthaus Zürich) und Ständerätin Tiana Moser. Beim Entrepreneurs’ Roundtable ist Michel mit Thomas Ladner befreundet. Seit vielen Jahren ist er Mitglied bei der Young Presidents’ Organization (YPO) und war im Forum unter anderem mit Nora Fehlbaum (Vitra) und Daniel Sennheiser (Sennheiser). Connections zum Rektor der Uni Zürich, Michael Schaepman, und zum ETH-Präsidenten Michael Hengartner knüpfte Michel als Verwaltungsrat der Technologietransferstelle der Schweizer Unis (Unitectra). Seit 2014 ist Michel im Rang eines Majors im Militärstrategischen Stab vom abtretenden Armeechef Thomas Süssli. Mit SVP-Nationalrat Michael Götte hat Michel die parlamentarische Offiziersgesellschaft gegründet.

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<p>Christoph Mäder, Felix Ehrat, ­Kaspar Wenger, Damian Müller (v.l.).</p>

Christoph Mäder, Felix Ehrat, Kaspar Wenger, Damian Müller (v.l.).

Keystone, PR
<p>Christoph Mäder, Felix Ehrat, ­Kaspar Wenger, Damian Müller (v.l.).</p>

Christoph Mäder, Felix Ehrat, Kaspar Wenger, Damian Müller (v.l.).

Keystone, PR
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Iris Kuhn Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Iris Kuhn-Spogat

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