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Testfahrt

Porsche 911 GT3: Klassische Musik auf vier Rädern

Ein Strassenrenner für «normale Leute». Der Porsche präsentiert sich im dezenten Anzug mit einem Motor voller Wohlklang.

David Schnapp, Senior Editor GaultMillau-Channel

David Schnapp

<p>Porsche Bilanz </p>
<p>Cropped 16:9</p>

Als alltagstauglicher Sportwagen kombiniert der Porsche 911 GT3 Touring Rennstrecken-Performance mit Praxistauglichkeit. 

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Vielleicht ist die Zukunft des Automobils tatsächlich elektrisch, wie oft gesagt wird, und dagegen ist gar nichts einzuwenden. Ich sehe es ein wenig wie in einem anderen Feld menschlicher Kreativität und Innovationskraft: Es treten schliesslich immer noch ganze Orchester mit vielen Mitwirkenden auf und spielen klassische Musik, obwohl man jegliche Art von Klängen längst vollständig von Computern und Synthesizern generieren lassen kann. So gesehen ist der Porsche 911 GT3 mit Touring-Paket wie klassische Musik. Unter dem dezenten Lüftungsgitter im Heck ist kein digitaler – und etwas emotionsloser – Elektromotor verbaut. Dort arbeitet ein geradezu anachronistischer, frei saugender Vier-Liter-Boxermotor mit sechs Zylindern, der seine Leistung von 510 PS und 450  Nm an die Hinterräder überträgt. Das Aggregat ist eine ebenso technische wie akustische Schönheit und in einer (Auto-)Welt, in der Leistung bei Verbrennermotoren zusehends mit Turboladern und komplexen Hybridsystemen gesteigert wird, mittlerweile eine echte, ehrliche Rarität.

David Schnapp schreibt seit vielen Jahren über Essen und Autos – irgendwie muss man schliesslich das Restaurant erreichen, sagt er.

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Einen beträchtlichen Teil des aussergewöhnlichen Charmes des 911 GT3 macht dieser Antrieb aus, weil er schon durch seine musikalische Vielfalt für grössten Unterhaltungswert sorgt. Dreht man den Startschalter, erinnert eine heiser röhrende Startmelodie daran, dass man in einem Auto sitzt, das Porsche als «besonders rundstreckentauglichen Strassensportwagen» bezeichnet. Je nach Stellung des Gaspedals, Gang und Drehzahl verändert sich die Klangkulisse und deckt ein Spektrum ab, das von vertrauenerweckend-sonor bis zu hektisch-schreiend reicht und die Fahrsituation immer passend untermalt. Äusserlich ist dem Renn-Elfer wenig von seinem Potenzial anzusehen. Der legendäre Rallyefahrer Walter Röhrl, für viele so etwas wie der Porsche-Papst, sagt über den GT3 mit Touring-Paket, dieser sei für «normale Leute das elegantere Auto», das «astrein» fahre, während die Variante mit prominentem Heckspoiler beim GT3 RS etwas «spätpubertär» daherkomme.

<p>Porsche 911 GT3</p>
<p>Porsche 911 GT3</p>
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Aber selbst wenn ein Spitzenathlet einen Anzug trägt, steckt darunter immer noch das ursprüngliche Leistungsvermögen. Für «normale Leute» wie mich reicht das im Falle des 911 GT3 vollauf. Der Strassenrenner wiegt lediglich 1461 Kilogramm, entsprechend leichtfüssig fühlt es sich an, den Porsche durch schnelle Kurven eines Alpenpasses zu steuern oder in gepflegter Raserei einige hundert Kilometer über die deutsche Autobahn zu jagen. In der neusten Ausführung mit Rücksitzen und Gepäckfach unter der Fronthaube ist der Porsche durchaus alltagstauglich. Vor allem aber steht dieses Auto für die Schönheit des unbeschwerten, schnellen und klangvollen Fahrens.

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Porsche 911 GT3

Antrieb: 4-Liter- H6-Boxermotor

Verbrauch: 13,8  Liter 

Leistung: 510 PS (375 kW) 

0–100 km/h: 3,9 s 

Vmax: 313 km/h 

Preis: ab 233’700 Franken

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