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Der Sportwagen vereint beispiellos Alltagstauglichkeit und Rennstreckenperformance. Die Automobil-Legende ist auch ein gefragtes Anlageobjekt.
Seriensieger: Beim Rolex-24-Rennen in Dayton ist Porsche der erfolgreichste Teilnehmer. Zwei 911 GT3 in 2023.
IMAGO/HochZweiWerbung
Nicht nur Rallye-Legende Walter Röhrl, auch viele Promis wie etwa der Deutsch-Rock-Pionier Udo Lindenberg sind begeisterte Nutzer dieses Modells – Röhrl ist sogar noch wesentlich mehr als nur ein Nutzer: Er steht auch im fortgeschrittenen Alter den Porsche-Technikern bei der Endabstimmung neuer Modelle beratend zur Seite. Als Markenbotschafter lässt er sich so zitieren: «Was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass jede neue «Elfer»-Generation dem Vorgänger überlegen ist. Man ahnt immer noch nicht, wo und wann es einmal Grenzen geben wird.» Die Fangemeinde ist gross und bunt. Selbst der schöngeistige französische Schauspieler Jean-Pierre Léaud schwärmte schon 1973 auf der Filmleinwand vom 911 S Targa. Und Ferry Porsche, Sohn und Nachfolger von Markengründer Ferdinand Porsche, fasste einst zusammen: «Der 911 ist das einzige Auto, mit dem man von einer afrikanischen Safari nach Le Mans, dann ins Theater und anschliessend über die Strassen von New York fahren kann.»
Mit dem «Neunelfer», der ab September 1964 das noch ziemlich VW-Käfer-nahe Modell 356 ablöste, schuf Porsche ein ikonisches Fahrzeug, dessen Silhouette in den Grundzügen bis heute erhalten geblieben ist. Deutlich grösser, schwerer und leistungsstärker sowie extrem viel variantenreicher präsentiert sich heute die bereits achte Generation. Die Entwicklung von Motorleistung und Fahrzeuggewicht in dieser Zeitspanne reicht von 130 PS und 960 Kilogramm bis 650 PS und 1640 Kilogramm.
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Wie kein anderes über sechzigjähriges Auto hat sich der Porsche 911 nicht nur optisch und technisch, sondern auch hinsichtlich des Marktwertes kontinuierlich weiterentwickelt. Für eine stabile Wertanlage empfiehlt er sich daher seiner Fahrdynamik entsprechend druckvoll – mit oder ohne Turbolader. Die frühen 911-Modelle sind aufgrund ihrer Fahrdynamik – des typischen Eigenlenkverhaltens von Heckmotorautos – nicht nur faszinierend, sondern auch berüchtigt. Manch einer, der etwas zu zügig in die Kurve hineinfuhr, schlitterte nach einem abrupten Lastwechsel rückwärts wieder aus dieser hinaus und endete abseits der Fahrbahn. Akzentuiert hat sich dies 1974 mit der Einführung des Modells Turbo, dessen Boxermotor mit ziemlich rustikalem Leistungsaufbau manchen übermütigen Lenker überforderte.
F-Serie: Für die Öffentlichkeit begann die Geschichte des Porsche 911 – damals noch mit 901 bezeichnet – im September 1963 auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt. Im Showroom trat er zwischen 1964 und 1973 auf, gekrönt mit dem Homologationsmodell 911 Carrera RS 2.7 mit seinem charakteristischen Entenbürzelheck.
PRG-Serie: Der Generationenwechsel brachte 1974 den ersten 911 Turbo. 1982 kam das erste Cabrio, und 1984 wurden – im Auto für die Rallye Paris–Dakar – erstmals alle vier Räder angetrieben. Obwohl Porsche den 911 durch die Transaxle-Modelle 924 und 928 ersetzen wollte, lief die Produktion des 911 aufgrund der grossen Nachfrage weiter.
PR964: Ab 1989 brachte die Modellreihe 964 mit weitgehend beibehaltenem Karosseriedesign viel neue Technik – etwa ABS, Allradantrieb, Automatikgetriebe und Servolenkung. Wie im Vorgänger wird dem letzten Modell mit Torpedo-kotflügeln ein auf dem Cabrio basierender Speedster aufgelegt.
PR993: 1993 kam mit dem 993 der letzte luftgekühlte «Elfer». Neben den Modellen Carrera und Carrera 4 ergänzten Carrera S und 4S die Reihe mit verbreiterter Karosserie und Fahrwerkkomponenten vom 911 Turbo. Mit dem 911 GT2 rollte das erste Strassenmodell mit dem imageträchtigen GT-Kürzel am Heck auf die Bühne.
PR996: Mit verlängertem Radstand und mehreren mit dem Boxster gemeinsamen Bauteilen rollte 1997 der 996 an. Der 3,4-Liter-Boxermotor war nun wassergekühlt, und äusserlich fielen die «Spiegeleier»-Scheinwerfer auf. Der neu auch als Cabrio lieferbare Turbo wurde mit Allradantrieb bestückt, und Premiere feierte der sportliche GT3.
PR997: Generation sechs wurde 2001 lanciert, neu mit 3,8 Litern Hubraum. Der Targa war ausschliesslich mit Allradantrieb zu haben, und Aufsehen erregte auch das Modell Speedster. Für Sportfans boten sich GT3, GT3 RS und GT2 an. Die Technikinnovationen: Motoren mit Direkteinspritzung sowie das Doppelkupplungsgetriebe.
PR991: Trotz der längeren Karosserie wog der 2011 präsentierte 991 rund 35 Kilogramm weniger als der Vorgänger. Neu war die Hinterachslenkung – lieferbar zunächst für die Modelle GT3 und Turbo. Mit der Modellpflege 2015 präsentierte Porsche für die Carrera-Modelle einen neuen 3-Liter-Motor mit doppelter Turboaufladung.
PR992: Mit der 2019 gestarteten Generation 992 fanden ein stark überarbeitetes Fahrwerk und mehrere neue Fahrassistenzsysteme Einzug in die Fertigung. Mit speziellen Modellen wie 911 T, 911 Sport Classic, 911 Dakar und 911 S/T wuchs die Reihe 992 – heute modellgepflegt als 992.2 – auf mehr als zwanzig Varianten.
PRIm Laufe der Generationen ist aus der Heckschleuder jedoch ein perfekt ausbalancierter Sportwagen geworden. Um die gewaltigen Motorleistungen zu bändigen, helfen heute neben dem Allradantrieb selbstverständlich auch elektronische Fahrdynamiksysteme, die in der Regel mehrstufig einstellbar sind. In der 911er-Welt wird der Allradantrieb durch die dem Modellnamen beigefügte 4 erkennbar gemacht. Besonders in der Schweiz hat sich dieses Konzept breit ausgedehnt. Hier werden rund 60 Prozent der «Elfer» mit Allradantrieb bestellt. Als weitere Karosserievarianten erschienen 1981 der erste Targa, 1983 das erste Cabrio und 1989 der erste Speedster.
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Weit oben an der Spitze der wertvollen 911 fährt der Carrera 2.7 RS mit 210 PS und in der Leichtbauversion mit einem Leergewicht von nur gerade 960 Kilogramm. Der Oldtimerhändler Simon Kidston beispielsweise, Engländer mit Luxusautounternehmen in Genf, besitzt einen Carrera RS 2.7, den er niemals hergeben würde. «Der 911 Carrera RS 2.7 von 1973 in Signalgelb, den mein Vater als Neuwagen kaufte, gehört zur Familie – und sorgt laufend für neue Erinnerungen.»
Natürlich ist nicht jeder «Neunelfer» ein Garant für massive Wertsteigerung. Nach einigen Jahren mit durchhängenden Preisen verzeichnen heute aber die meisten Modelle wieder Preissteigerungen. Neben der Wahl der Modellvariante spielen auch die Historie des Fahrzeugs, der technische und optische Zustand sowie die aktuelle Marktsituation eine Rolle. Für viele 911-Puristen sind luftgekühlte 911er bis zur Baureihe 993 die gefragtesten Modelle. Ganz speziell der 964 als letzter Vertreter der Front mit Torpedokotflügeln. Er überzeugt mit klassischem Exterieurdesign, aber umfassend aktualisierter Technik. Der 964 hat sich seit Jahren als sehr preisstabil erwiesen, auch weil er deutlich komfortabler zu fahren ist als das G-Modell und mit den so nützlichen Fahrhilfen ABS und Servolenkung aufwartet. Einen grossen Wertzuwachs erfuhr auch der 964 Turbo S, der bei Sammlern von möglichst analogen und leistungsstarken Sportwagen ein sehr begehrtes Objekt ist.
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Gründer Ferdinand Alexander Porsche schuf eine Form mit Ewigkeitswert: den Porsche 911.
ZVGFerry Porsche war der Sohn und Nachfolger von Ferdinand Porsche, dem Gründer von Porsche.
PRDer ehemalige Rallyeweltmeister Walter Röhrl ist seit 1993 Entwicklungsfahrer und Markenbotschafter von Porsche.
PorscheMusiker Udo Lindenberg bei der vierten Hamburg-Berlin-Klassik-Oldtimerrallye.
imago images/StrussfotoMacht auch am Strand eine gute Figur: Der Porsche 911 Turbo 930.
PorschePorsche feiert sechzig Jahre 911er mit einem limitierten Sondermodell: Der 911 S/T ist relativ leicht und hat 525 PS.
Porsche / Rossen GargolovReine Schönheit: Ein 911 S von 1971.
Porsche / René StaudStetig steigender Beliebtheit erfreuen sich auch die Modelle der Generationen 996 und 997, auch weil sie preislich noch verhältnismässig bescheiden geblieben sind. Und grundsätzlich deshalb, weil die Porsche-Kundschaft den klassischen, frei saugenden Boxer-Sechszylinder liebt, auch wenn dieser ab Baureihe 996 wassergekühlt ist. Der 996 galt lange als günstiges Einstiegsmodell, weil er sich aus Kostengründen viele Bauteile mit dem kleineren Boxster teilte – inklusive der auffälligen Scheinwerfer im «Spiegeleierformat». Er könnte jedoch in den kommenden Jahren aufgrund eines gewissen Nachholbedarfs einen schnelleren Wertzuwachs erleben.
Weil Sparzinsen nicht attraktiv und Aktien eher unsicher sind, wählen Geldanleger also gerne auch die Kapitalanlage auf vier Rädern. Grundsätzlich eignen sich teurere Sportwagen am besten als Investitionsobjekt. Sie sind meist in gepflegtem Zustand, und in der Regel ist auch der Kilometerstand eher niedrig. Stets ist jedoch darauf zu achten, dass die Papiere vollständig vorhanden sind. Wirklich sinnvoll ist das Auto als Wertanlage vor allem für Anleger mit Benzin im Blut, denn schliesslich kann das Fahrzeug ja auch als Kulturgut betrachtet werden, dessen Werterhalt durch entsprechende Pflege gesichert werden muss.
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Bei welchen Modellen von Porsche der Wertzuwachs am höchsten sein könnte: die Empfehlung von Autoexperte Stephan Hauri.
Hitparadenstürmer unter den Porsche-Modellen, die weltweit auf Auktionen gehandelt werden, sind meistens ruhmreiche Rennsportmodelle vergangener Epochen. Allen voran natürlich das Modell 917 K mit der Chassisnummer 22, Steve McQueens Auto im Film «Le Mans» aus dem Jahr 1971. Für den Rennwagen aus dem Besitz des US-Schauspielers und leidenschaftlichen Porsche-Sammlers Jerry Seinfeld wurden im Januar dieses Jahres bei der Mecum-Auktion in Kissimmee, Florida, 25 Millionen Dollar geboten. Allerdings kam ein Besitzerwechsel schliesslich nicht zustande. Damit bleibt Jo Sifferts 917-024 der Rekordhalter. Das Auto des Schweizer Rennfahrers wurde 2017 in Pebble Beach, Kalifornien, für 14 Millionen Dollar versteigert. Rund 10 Millionen Dollar brachte auch ein Porsche-Rennfahrzeug des Typs 956 aus dem Jahr 1982 ein, und das Le-Mans-Auto 911 GT1 von 1997 wechselte den Besitzer für 7 Millionen Dollar.
Ein Porsche 917 K erzielte auf einer Auktion den Preis von 14 Millionen Dollar.
PREin Porsche 917 K erzielte auf einer Auktion den Preis von 14 Millionen Dollar.
PRBesonders begehrenswerte und hinsichtlich Wertsteigerung wohl die attraktivsten Serienmodelle aus Stuttgart sind die ganz alten Fahrzeuge der F- und G-Serien – speziell als S und als Turbo. Neben den in allen Versionen gefragten 964ern stellen vor allem für Track-Day-Besucher die extrem sportlichen Modelle GT3, GT3 RS und GT2 der Baureihe 997 sowie der 911 R der Reihe 991 besondere Leckerbissen dar, für die kontinuierlich steigende Preise zu erwarten sind. Puristen aus dem Kreis der 911-Aficionados könnten sich auch für einen Carrera 911 T der aktuellen Baureihe begeistern. Dessen 3-Liter-Biturbo-Boxermotor liefert maximal 394 PS an die Hinterräder, was für den Einsatz auf öffentlichen Strassen schon mehr als ausreichend ist. Verlockend in diesem Modell sind besonders die gewichtsreduzierenden Massnahmen mit Leichtbauverglasung, die dynamische Fahrwerkabstimmung und das manuelle 6-Gang-Schaltgetriebe. Das Kürzel T steht für Touring und bezieht sich auf die Homologation des 911 T als Tourenwagen im Jahr 1968. Der erste 911 T wurde bis 1973 produziert, und seit 2017 ist er wieder im Programm. Die nach wie vor bestehende Kundschaft, die für den Betrieb auf öffentlichen Strassen Sportwagen mit Handschaltgetriebe vorzieht, bedient Porsche ausserdem mit den Modellen GT3 und dem extrem seltenen 911 S/T – dort in Verbindung mit dem Hochdrehzahl-Saugmotor mit 510 respektive 525 PS. Mit der höchsten Motorleistung wartet beim 911 seit Jahren die Version Turbo auf, während der GT3 in der RS-Variante die Track-Day-Lorbeeren absahnt. Für das erstgenannte Modell dürfte noch in diesem Jahr die aktualisierte 992.2-Version in den Handel kommen, während der GT3 RS voraussichtlich noch etwas länger auf sich warten lässt.
Den leichten und mit Handschaltung ausgestatteten 911 Carrera T gibt es ab 145’000 Franken.
PRDen leichten und mit Handschaltung ausgestatteten 911 Carrera T gibt es ab 145’000 Franken.
PRWer sich dagegen nicht auf das Modell 911 festlegen will, hat auch mit dem Ur-Porsche 356 beste Aussichten auf Wertzuwachs, muss jedoch schon beim Kauf grosszügig denken können. Und für gelegentliche Rennstreckennutzer stellt besonders der 718 Cayman GT4 ebenfalls ein verlockendes Angebot dar.
So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die Preise bestimmter Autos Schritt für Schritt in schwindelerregende Höhen steigen. Ein Blick im Internet auf Neuwagen- und Occasionenportale zeigt, dass Porsche-Modelle aus den 70er-, 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die 100’000-Franken-Grenze oft massiv überschreiten und dass sich beispielsweise mehrere Jahre alte GT3-Versionen sogar schnell der Marke von 200’000 Franken nähern. Ein Blick ins Archiv zeigt, dass die 911-Neupreise in der Schweiz im Jahr 1975 noch zwischen 41 500 und 78’650 Franken und anno 2000 bereits bei 119’350 bis 149’850 Franken lagen. Aktuell sind 911er zwischen 153’300 und 234’700 Franken zu haben. Zu diesen Basispreisen addiert sich in der Regel dann noch eine stattliche Summe für Ausstattungsoptionen.
Oft geht es bei der passionierten Porsche-Kundschaft nicht allein ums Auto, sondern auch um die Gemeinschaft, das Treffen von Gleichgesinnten in Clubs. Gilles Salomon beispielsweise, der das von den Experten von Porsche Sonderwunsch in Zusammenarbeit mit Jo Sifferts Sohn Philippe aufbereitete Unikat 911 GT3 RS Tribute to Jo Siffert erwerben konnte, engagiert sich gleich in drei Porsche-Clubs. In seiner Garage stehen auch ein 991 GT2 RS und ein 911 GT3 RS, die beide regelmässig auf der Rennstrecke bewegt werden. Salomon denkt auch nicht daran, den einzigartigen Jo-Siffert-«Elfer» in einem Museum oder einer Tiefgarage zu konservieren. Das Auto soll regelmässig auf der Strasse bewegt werden. Für viele 911-Liebhaber stellt sich derzeit noch die Frage des Antriebskonzepts der elektrischen Zukunft. Denn eine Batterie mit 500 oder mehr Kilogramm Eigengewicht passt nicht in einen Sportwagen, der durch herausragende Agilität bestechen soll. So kann man denn auch die Meinung vertreten, dass mit dem Verschwinden des Sechszylinder-Boxermotors der Modellname 911 ebenfalls auslaufen müsste. Und dies könnte sich massiv auf den Werterhalt des Modells auswirken. Noch ist von den Plänen der Modellstrategen diesbezüglich aber nichts zu erfahren.
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Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der Handelszeitung, erschienen (Juni 2025).
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