«Wir haben lange geübt»

Wir fangen das Jahr ganz bewusst nicht schüchtern an, sondern mit dieser starken Figur. Miss Piggy verkörpert alles, wofür auch wir stehen. Und unsere erste Zusammenarbeit mit The Muppets ist sehr gut angekommen, die ProPilot X Kermit ist seit ihrem Launch unser Bestseller. 

Wie erklären Sie den Erfolg?

Wir haben beide die gleiche Mission: den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Kermit hat das wunderbar geschafft. Und jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter und partnern mit seiner grossen Liebe, mit Miss Piggy.

Sie rangiert nicht gerade als Sympathieträgerin in meiner Erinnerung.  

Für uns steht Miss Piggy für ein sehr zeitgemässes Frauenbild: Sie ist stark, unabhängig und zieht ihren Selbstwert nicht aus anderen …

… und ist eine ziemliche Zicke. 

Finde ich überhaupt nicht! Sie kommt manchen als Diva rüber, dabei macht sie nichts anderes, als sich nicht zu verbiegen, sich treu zu bleiben und ihren Weg zu gehen. Sie zieht ihren Selbstwert aus sich selbst. 

Mit 34 Millimetern Durchmesser, pinkem Zifferblatt und einem Diamanten auf 12 Uhr haben Sie es offensichtlich auf weibliche Uhrenfans abgesehen. Wie gross ist der Frauenanteil an Ihrer Kundschaft?

Der liegt bei etwa 20 Prozent, Tendenz steigend. Grundsätzlich denken wir nicht mehr in den Kategorien Damen–Herren. Aber hier behaupten Sie natürlich zu Recht, dass dieses Modell wohl eher Frauen ansprechen wird, zumal deren Interesse an coolen, mechanischen Uhren stetig wächst.  

Bei der Kermit Edition erscheint der Frosch am 1. des Monats im Datumsfenster. Miss Piggy hat aber gar kein Datum. 

Ja, sie sieht man durch ein kleines Fenster im polierten Gehäuseboden. Man kann sich also selbst anschauen, und wenn man die Uhr richtig hält, schaut Miss Piggy zurück. 

Die ProPilot X hat es bislang nur in Titan gegeben. Für Miss Piggy haben Sie das Modell verkleinert und in blitzendem Edelstahl hergestellt. Warum? 

Wir wollten eine Uhr mit ein wenig Schmuck-Touch, ohne den ProPilot-X-Charakter zu verlieren. Das haben wir mit den Reflexionen in Band und Gehäuse sehr schön hinbekommen. 

Was war die grösste Herausforderung? 

Wir haben lange geübt. 

Mit den Besitzern der Muppets? 

Nein, dieser Teil der Sache war bei der Kermit sehr anspruchsvoll. Heute ist das Vertrauen da, und dieses Projekt ist recht smooth gegangen – von ihrer Seite her, aber nicht von unserer. 

Warum?

Wir wollten Miss Piggy als die selbstbewusste, starke Persönlichkeit darstellen, die sie ist. Es war nicht einfach, hier die richtige Mischung aus starker Botschaft, etwas Bling und zeitlosem Schmuck zu finden. Aber ich glaube, es ist uns ganz gut gelungen. 

Wie lange haben Sie gepröbelt?

Etwa zwei Jahre.

Was sind nun Ihre Erwartungen an diese Uhr? 

Die ersten Reaktionen sind sehr positiv. Miss Piggy hilft uns zu einem guten Start ins neue Jahr. 

Wie war 2024?

Anspruchsvoll – vor allem in Asien. Aber auch mit positiven Zeichen, etwa aus unserem Heimmarkt Schweiz oder aus Indien. 

Und wie wird 2025?

Wir gehen davon aus, dass es der sogenannte Hard Luxury, zu dem auch Uhren gehören, weiterhin schwierig haben wird. Im November hätte ich noch gesagt, dass sich die Lage nach dem Sommer wieder bessere, heute nehme ich an, dass das etwas früher sein wird.  

How come?

Der Dezember 2024 war über Vorjahr, die letzten Uhren, die wir lanciert haben, sind alle überverkauft, weil wir vorsichtig kalkuliert haben. Das lässt denken, dass wieder Bewegung in den Markt kommt. 

Wie wichtig ist China für Oris? 

Greater China war für uns lange Zeit der grösste Markt, seit einigen Jahren sind dies nun die USA. In China leiden zurzeit alle, auch wir. Das ist besonders mit den eigenen Boutiquen eine Herausforderung. 

Haben Sie Leute abgebaut?

Wir lassen gewisse Boutiquenverträge auslaufen. Auch weil sich die Situation mit den Malls verändert: Die, die in waren, sind plötzlich out, und andere übernehmen den Lead. Wir sind bereit, dort wieder einzusteigen. 

Was haben Sie sonst für Stellschrauben?

Die wichtigste ist, gute Produkte herzustellen. Und die Kosten im Griff zu haben. 

Schwierig, wenn man mit etwas herauskommt wie der Miss Piggy, die Sie gross spielen müssten, um sie unters Volk zu bringen.

Natürlich. Unser Vorteil ist, dass es bei Oris stark ums Produkt geht. Wir haben viel Substanz und einen Preispunkt, der seriös ist. 

Wie hat 2024 Oris verändert? Haben Sie grosse Lagerbestände aufgebaut?

Wir haben vorsichtig kalkuliert und Lager abgebaut. Es stimmt mich zuversichtlich, dass die Verkäufe an die Konsumenten weltweit deutlich besser waren als das Sell-in bei den Händlern. 

Das bedeutet?

Dass auch die Händler auf ihr Geld achten und Lager abbauen.

Was heisst das konkret für 2025? 

Wenn sich die Stimmung bessert, werden die Juweliere dann rasch wieder mit den Einkäufen nachziehen.