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Quo vadis, Nestlé-Aktie?

Nestlé erlebt an der Börse einen Höhenflug. Doch steigende Zinsen könnten dem Kurs ­einen empfindlichen Dämpfer verpassen.

Erich GerblDirk Ruschmann
Erich Gerbl &

Dirk Ruschmann

Nestle's CEO Ulf Mark Schneider smiles next to bottles of water during the 2019 full-year results press conference of the food and drinks giant Nestle, in Vevey, Switzerland, Thursday, February 13, 2020. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Nestlé-Chef Mark Schneider (im Bild) und LVMH-Lenker und -Grossaktionär Bernard Arnault dominieren Europas Aktienmärkte.

Keystone

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Die beiden Herren liefern sich ein Rennen um die Poleposition auf dem europäischen Aktienmarkt. Mit ordentlich Tempo wurde Nestlé-Chef Mark Schneider an der Börse nun von LVMH-Chef Bernard Arnault überholt. In einer beeindruckenden Hausse hat der von ihm geführte Luxuskonzern massiv an Wert zugelegt – fast 100 Milliarden allein seit Jahresbeginn. 376 Milliarden Franken ist LVMH mittlerweile an der Börse wert. Nestlé liegt mit 333 Milliarden Franken etwas abgeschlagen auf dem zweiten Rang.

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Arnault profitiert auch ganz persönlich: Er hält 47,5 Prozent der LVMH-Aktien im Wert von 176 Milliarden Franken und hat sogar Amazon-Chef Jeff Bezos als reichsten Menschen der Welt überholt.

Schweizer Firmen sind im Ranking der grössten börsenkotierten Firmen prominent vertreten. Roche liegt mit einer Marktkapitalisierung von 303 Milliarden Franken in Europa auf dem dritten Platz. Sogar die schwächelnde Novartis-Aktie ist als Sechste noch in Europas Börsen-Top-Ten.
 

Marktkapitalisierungen von LVMH und Nestlé
Bloomberg
Marktkapitalisierungen von LVMH und Nestlé
Bloomberg

Für Schneider dürfte es schwierig werden, LVMH an der Börse wieder einzuholen. Denn der Kurs der Nestlé-Aktie wird zunehmend von Inflation und steigenden Zinsen bedroht. Nestlé mit ihrem stabilen Geschäftsmodell wird von Vermögensverwaltern und Pensionskassen im Umfeld negativer Anleihenrenditen als eine Art Bond-Ersatz gekauft.

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Sinken die Renditen der Obligationen, steigt der Nestlé-Kurs; das Muster hat sich in der Vergangenheit recht verlässlich gezeigt. «Der Nestlé-Kurs wird weniger von den Erfolgen Schneiders bewegt als vom Zinsniveau. Es besteht die Gefahr, dass die Anleger realisieren, wie stark der Einfluss von tiefen Zinsen auf den Kurs von Nestlé ist. Steigen die Zinsen, müsste Nestlé korrigieren», sagt Value-Investor Georg von Wyss. Nur wenn die Zinsen langsam zulegen und Nestlé steigende Gewinne dagegenhält, wäre eine Korrektur vermeidbar.

Schneider tut das Seinige, um Nestlé mehr Gewinnkraft und damit Kurspotenzial zu verschaffen: Er stärkt, auch mit Übernahmen, renditekräftige Bereiche wie Tierfutter oder Kaffee, drängt mit Macht ins Trendsegment Fleischersatz, investiert in umweltfreundliche Verpackungen und in eine Verjüngung der Markenpalette – Nestlé soll sich dynamisieren und bei jungen Menschen mehr Akzeptanz finden.

Die Börse hat den Kurs längst belohnt: Früher mit Bewertungsabschlag zu den Konkurrenten Danone und Unilever gehandelt, hat Nestlé die Verhältnisse längst umgedreht.

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