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Tissot-Chef

«Wir konnten über alle Märkte gesehen volumenmässig zulegen»

Sylvain Dolla spricht über seine China-Strategie, die Tour de France und Millionen-Investments für Innovation.

Iris Kuhn Spogat

<p>Sylvain Dolla im Interview über die Marke Tissot, die der Uhrenkrise trotzt.</p>

Sylvain Dolla im Interview über die Marke Tissot, die der Uhrenkrise trotzt.

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Sylvain Dolla ist seit über zwei Jahrzehnten bei der Swatch Group, war 15 Jahre lang CEO von Hamilton und ist seit 2020 Tissot-Chef. Was gerade los ist, erlebt er offenbar nicht als Krise, im Gegenteil: Dolla über brummende Märkte, eine 20-Millionen-Investition und matchentscheidende 10’000 Fotos pro Sekunde.  

Herr Dolla, wie schwer sind die Zeiten für Sie?

Das erste Semester ist für uns sehr gut gelaufen. Wir konnten über alle Märkte gesehen volumenmässig zulegen.

Sie spüren also nichts von Krise? 

Nicht nichts. Ich sage zu meinem Team oft, wir machen jeden Monat einen 100-Meter-Lauf, dessen Startlinie wegen der Situation in China und des starken Frankens jeden Monat einige Meter zurückverlegt wird. 

Wo brummt denn Ihr Geschäft am meisten?

Wir schaffen es jeden Monat, in allen Märkten ausser Greater China zuzulegen. 

Wie sieht Ihre Strategie für diese Region aus? 

Wir bauen Lager ab und haben die Verkaufspunkte um 600 reduziert. Nun haben wir erste Anzeichen, dass sich die Situation bessert: Im E-Commerce sind wir in Greater China erstmals seit Covid leicht im Plus. Und sonst? Man muss geduldig sein – und weiter investieren, ins Marketing und in neue Läden. 

In Innovation?

Selbst jetzt gilt: Wenn man eine gute Idee hat, kann man sie durchbringen. Die Entwicklung und Herstellung unserer neusten Neuheit, der Solaruhr, hat eine Investition von 20 Millionen Franken bedingt. 

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Wie haben Sie das durchgebracht? 

Mit der Überzeugung, dass wir eine eigene Solartechnologie brauchen, weil wir nicht von anderen Märkten abhängig sein wollen. Bis eben gerade gab es keine Schweizer Lösung. 

Sind Neuheiten matchentscheidend?

Ja und nein. Ja, um im Gespräch zu bleiben. Die Solaruhr ist so gesehen eine taktische und strategische Neuheit und ist gut angelaufen. Aber mindestens so wichtig sind die Kernkollektionen, namentlich die PRX. Sie entwickelt sich weiterhin stark. 

<p>Die PRC 100 Solar.</p>

Die PRC 100 Solar.

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<p>Die PRC 100 Solar.</p>

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Die Solaruhr kostet trotz dieser teuren Hightech wesentlich weniger als die PRX mit mechanischem Kaliber.

Bewusst. Wir wollten die Solaruhr zwischen Quarz und Mechanik positionieren. Dafür verzichten wir auf Marge, was wir mit mehr Volumen wieder wettmachen wollen. Das ist ja die Schönheit von Tissot, wir haben Volumen. 

Schönheit?

Wenn wir eine Idee haben, starten wir bei der Swatch Group oft bei Tissot, weil uns diese Marke das Volumen bringen kann, das es braucht, um die Maschinen industriell sinnvoll einzusetzen. Unser Maschinenpark steht zudem auch anderen Marken der Gruppe offen, wenn sie das wollen. In Sachen Solartechnologie haben wir nun das Savoir-faire, die Ingenieure und die Patente. 

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Wie wichtig sind für Tissot Sponsorings wie jenes der Tour de France?

Sehr wichtig, da sehr gross. Zehn Millionen Leute jeden Alters und aus allen gesellschaftlichen Schichten stehen allein den einzelnen Etappen entlang am Strassenrand. Ein Vielfaches davon schaut sich das Rennen im Fernsehen an. Diese Tour ist die Königin aller Radrennen und hochemotional. Tissot ist by the way nicht nur Sponsor, sondern Technologiepartner und garantiert höchst präzise Zeitnahme. 

Ist das im Radsport relevant?

Und wie. Wir hatten zwei Etappen diesmal, wo dank uns der Sieger schliesslich doch noch ausgemacht werden konnte, und das obschon man von Auge keine Differenz hat feststellen können. Unsere Technologie dafür heisst Fotofinish: Da werden in einer Sekunde 10’000 Fotos gemacht. Der Abstand zwischen den beiden Fahrern betrug in beiden Fällen jeweils weniger als fünf Millimeter. 

Offizieller Zeitnehmer bei Grossanlässen zu sein, ist sicher sehr teuer. Kann sich das für eine günstige Marke wie Tissot je bezahlt machen?  

Das Sponsoring konsumiert die Hälfte aller unserer Investitionen. Wir sind in drei Bereichen omnipräsent: im Basketball mit der FIBA und der NBA, im Radsport an den 20 wichtigsten Rennen, im Motorsport bei Superbike und MotoGP. Die Zuschauerzahlen sind unglaublich, die Emotionen überall sehr hoch. Davon profitiert Tissot tagein, tagaus – wie ich aus unseren Zahlen zu schliessen wage.

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Über die Autoren
Iris Kuhn Spogat

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