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Nestlé setzt auf Philipp Navratil als neuen CEO, nicht auf den Franzosen Guillaume le Cunff. Navratils spanische Verbindungen und demütiges Auftreten überzeugten.
«Der Franzose Guillaume le Cunff lag eigentlich auf dem Karrierepfad vor Philipp Navratil» sagt Chefredaktor Dirk Schütz.
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In unserer aktuellen Titelgeschichte steigen wir nochmals in das Nestlé-Drama ein und beleuchten einen speziellen Aspekt: Warum ist der Zürcher Philipp Narvratil CEO geworden und nicht der Franzose Guillaume le Cunff? Der 55-Jährige lag eigentlich auf dem Karrierepfad vor dem 49-Jährigen: Le Cunff hatte das Nespresso-Geschäft nach erfolgreicher Weiterentwicklung an Navratil übergeben und war im letzten Jahr zum deutlich mächtigeren Europa-Chef aufgestiegen. Es waren - natürlich - die Personalfahnder von Egon Zehnder, die das Assessment machten, schon bald nach dem Antritt des freigeistigen Franzosen Freixe im letzten Sommer. Navratil lag klar vorn. Der Grund: Der Bretone Le Cunff – die Region im rauen Nordwesten soll Charakterköpfe mit sogar höheren Sturheits-Werten hervorbringen als das Bündner Land - trat offenbar sehr selbstbewusst auf. Navratil zeigte sich demütiger, was bei dem zukünftigen Präsidenten Pablo Isla deutlich besser ankam. Und ja: Freixe war kein Grossdynamiker, und dass er sich offenbar in bester Pariser Tradition nicht das Grundrecht auf Affären nehmen lassen wollte, war keine Werbung für französische Managementkurst. Ein weiterer Franzose an der Spitze, und das mit einem spanischen Vorgesetzten, klang nicht nach einer vielversprechenden Mischung. Navratil, 15 Jahre in Lateinamerika stationiert, hatte zudem einen weiteren Vorteil: Er ist mit einer Spanierin verheiratet, die Familiensprache mit den beiden Kinder ist Spanisch – und jetzt auch mit seinem Präsidenten. Spanish statt French Connection.
Ornithologische Vergleiche sind im Journalismus mit Vorsicht zu geniessen, aber hier können wir nicht widerstehen: Nennen wir es eine leistungsstarke, extrem flugsichere Friedenstaube, die UBS-Präsident Kelleher da am Dienstag bei der Aufzeichnung des «Bilanz Business Talks» über den Atlantik an die auf UN-Mission in New York weilende Bundespräsidentin schickte: «Wir müssen zu einer Situation zurückkehren, in der wir einander vertrauen und einen tragfähigen Kompromiss finden.» KKS hatte zuvor aber schon klare Kante gezeigt: «Kein Kompromiss mit der UBS» titelte der Blick, der sie in Manhattan interviewte. Doch ihr Rückhalt bröckelt selbst in der eigenen Partei. Mit 13 zu 10 stimmten die FDP-Nationalräte im Parlament für die Motion, das Regulierungs-Thema im Sinne der UBS aufzuschieben – nur mit der Linken konnte sich die liberale Bundesrätin durchsetzen. Der rechtsbürgerliche Teil ihrer Partei stellt den Widerstand gegen ihren bankenfeindlichen Kurs mittlerweile offen zur Schau. So weit sind wir schon gekommen: Der Ire Kelleher, sozialisiert an den Hardball-Finanzbastionen London und New York, fordert die Ur-Schweizer Tugend des Kompromisses. Die starrköpfige St.Gallerin, als FDP-Finanzministerin eigentlich der Vitalität des Finanzplatzes verpflichtet, will der UBS das mit Abstand härteste Kapitalregime der Welt aufbürden und reitet im Verbund mit der Linken auf der populistischen Banker-Bashing-Welle. Alarmierend.
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Und auch bei einer anderen Frage gibt es Bewegung: Seco-Chefin Budliger, Chefunterhändlerin im grossen Zolldrama, «Frau des Monats» in unserer heute erscheinenden neuen Ausgabe und kaum eine Freundin von KKS, treibt das Abkommen offenbar voran und bietet den USA mehr Waffenkäufe und stärkere Investitionen an. Bleibt die Frage: Kann ein Deal zustande kommen, solange KKS Präsidentin ist? Aus dem Umfeld der Verhandler ist zu vernehmen, dass Trump nachhaltig verärgert ist und seine Sympathiewerte gegenüber der angeblich oberlehrerhaften KKS auf dem Niveau des besonders verhassten Ex-Kanada-Premiers Trudeau liegen – unsere Präsidentin also intern in der Liga von Hillary Clinton («nasty woman») oder Ex-EU-Kommissarin Verstager («hates the US») unterwegs ist. Sogar bei Trumps Auftritt in der Rolex-Lounge bei den US Open soll der Präsident sich geweigert haben, sie zu treffen. Die einstige Feindin von der Leyen gilt dagegen mittlerweile als «tremendous» und «fantastic». Der Unterschied: Sie flog eigens nach Schottland zu ihm auf seinen Golfplatz und schmiss sich in den Staub. Dass KKS derzeit Präsidentin ist, sei sogar die Haupt-Hürde für einen Deal, ist zu vernehmen. Wir wissen es nicht. Aber wenn der für die Schweizer Exportwirtschaft so belastende 39-Prozent-Zoll wirklich nur wegen einer Zerrüttung auf Präsidenten-Ebene weiter besteht, muss die Finanzministerin den Lead vollumfänglich an Parmelin abgeben, allem potentiellem Gesichtsverlust zum Trotz. So viel Pragmatismus muss sein.
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Nächsten Mittwoch endet das dritte Quartal, und auch wenn die Nervosität an den Börsen steigt, so muss man nüchtern festhalten: Der Trump-Put hält. Was uns zurück zu UBS-Präsident Kelleher führt und seiner Einschätzung von Trumps Wirtschaftsleistung. «Jeder will gern sagen, dass Trump ein Desaster ist, aber dafür gibt es keine Belege. Business mag ihn, die Börse mag ihn, die Inflation ist noch nicht gestiegen, die Arbeitslosigkeit auch nicht», betont der Präsident. Die Flucht in Gold und Franken? Kein Paniksignal, sondern ein «Zeichen für das Over-Exposure im Dollar.»
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