Guten Tag,
Themen der Woche: Spuhler vs SBB, Rebell Hayek, ZKB & UBS, Hamers-Vermächtnis

Dirk Schütz
«Spuhler hat den Gang vors Bundesverwaltungsgericht bereits angedroht, und das ist gut so: Endlich gäbe es einmal exemplarischen Einblick in sonst so undurchsichtige Beschaffungs-Verfahren», sagt Chefredaktor Dirk Schütz.
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Der Zoff macht ratlos. Da hat also Bahn-Grande Spuhler bei der Auftragsvergabe von 116 Doppelstock-Zügen gegen den grossen Rivalen Siemens verloren. Doch das akzeptiert der medial gewandte Stadler-Präsident nicht und schiesst öffentlich gegen die SBB, die notabene noch immer sein wichtigster Auftraggeber ist: Gerade 0,6 Prozent sei sein Angebot teurer gewesen. Die Bähnler um CEO Ducrot halten via «Blick» dagegen: Es sei «kein Kopf-an-Kopf-Rennen» gewesen, die Offerte aus Deutschland sei «klar zugunsten von Siemens Mobility» ausgefallen.
Das Dilemma: Nichts Genaues weiss man nicht. Ist der Unterschied so klein, wie Spuhler ihn darstellt, darf man von einem Staatsbetrieb in diesen patriotisch-protektionistisch so aufgeheizten Zeiten nationales Feingefühl inklusive heimischer Förderung erwarten – selbst wenn dieser Inländer-Vorrang im Beschaffungsrecht nicht erwähnt wird. Auch Bahnbeamte, notabene vom Steuerzahler besoldet, agieren nicht völlig losgelöst. Ist das Urteil der gegen 100 SBB-Fachexperten dagegen so unangefochten, wie es die Staatsbahn darstellt, hat Spuhler zu früh und zu laut gebellt. Was fehlt: Transparenz.
Eigentlich sollten derartige Rangeleien nicht von der Justiz entschieden werden. Doch Spuhler hat den Gang vors Bundesverwaltungsgericht bereits angedroht, und das ist gut so: Endlich gäbe es einmal exemplarischen Einblick in sonst so undurchsichtige Beschaffungs-Verfahren. Für den Stadler-Lenker allerdings auch ein Risiko: Setzen sich die SBB-Experten durch, steht er als vorlauter Jammeri da. Hoffen wir auf ein schnelles Verfahren.
Der Rebell ist der Sieger. Als ewiger Pirat schiesst Swatch-Chef Hayek gegen die Milliardärs-Offensive bei Trump («Sind wir Wilhelm Tell oder sind wir ein Vasall?») – und damit auch gegen den grossen Wettbewerber Rupert, der bei der Audienz im Oval Office den Klassensprecher-Platz im Zentrum besetzte. Wie erfolgreich die Mission war, zeigt die Washington-Reise von Parmelin gestern: Die Konzerngranden preschen vor, der Wirtschaftsminister folgt.
Bleibt die Frage: Wann kommt der Deal? Eigentlich wäre es für Trump ideal, beim WEF im Januar mit dem neuen Präsidenten Parmelin den neuen 15-Prozent-Deal gross zu feiern. Doch das setzt zwei Dinge voraus: Dass ein Abkommen mit der Schweiz das amerikanische Publikum zumindest homöopathisch beeindruckt. Und: Dass er überhaupt so weit denkt. Sagen wir es so: Beides ist unwahrscheinlich. Das könnte für einen schnellen Deal sprechen, unter der Voraussetzung, dass sich KKS zurückhält. Und Hayek: Durfte sich mit seiner Swatch Group nach den ersten Meldungen zu einem bevorstehenden Deal über einen Kurssprung von sechs Prozent freuen. Ruperts Richemont schaffte nur zwei. Nicht nur Image-, sondern auch Kurs-Gewinner: Bien joué.
Da macht sogar die Konkurrenz Hoffnung: «Eine verstärke öffentliche Aufmerksamkeit für die potenziellen Wettbewerbsnachteile sowie eine politische Neigung zu einem Kompromiss könnten potenziell überzeugende Überraschungen bieten», schreibt die ZKB in feingliedrigem Analysten-Duktus zum Kapital-Zoff zwischen Bund und UBS. Bei ihrer Neubewertung der Aktie sieht sie gar ein «solides Upside» von aparten 22 Prozent.
Die Staatsbank ZKB stützt die private Grossbank UBS: Sehen wir es als einen ungewöhnlichen Schulterschluss des Finanzplatzes. Und als Dankeschön, dass die CS-Krise ihr so viele Kunden zugeführt hat. Das ist das Bizarre an der Debatte: Der Bund will im Namen der Steuerzahler der UBS 50 Prozent höhere Kapitalquoten als den grossen globalen Wettbewerbern aufbürden - um zu verhindern, dass die Bank jemals wieder Staatshilfe benötigt. Doch wohin bringen die Steuerzahler bei jeder Krise ihr Geld am liebsten? Zu einer Staatsbank.
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Es ist die Woche der Investoren-Tage: Mit ABB und Zürich am Dienstag und Novartis am Mittwoch bitten drei gleich SMI-Schwergewichte die professionellen Firmenbeobachter zu ihren Aktien-Bewerbungs-Treffen. Interessant: Nicht alle sind dabei – zu selten bringen die Treffen Kurssteigerungen, zuweilen geht es sogar abwärts.
Die UBS etwa verzichtet seit sechs Jahren auf Investorentage. Es war der damals neue CEO Hamers, der die Kapital-Events abschaffte, weil er Ausblicke lieber agil zu den Quartals-Auftritten präsentieren wollte. Sein Vorgänger und Nachfolger Ermotti hat sie nicht wieder eingeführt. Er verzichtet auch ebenso konsequent wie Hamers auf Krawatten und hat am Empfangs-Desk am Hauptsitz auch das von dem Holländer eingestanzte Mission Statement belassen, heute zeitgeistig nicht mehr ganz im Trend: «Reimagining the power of investing. Connecting people for a better world.» Kein schlechtes Vermächtnis für einen fast Vergessenen.
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