Abo
Kaufen Gemeinden die Weisse Arena?

Das Wintersport-Imperium des Bergkönigs Reto Gurtner

Aus Angst vor Investoren wollen Flims, Laax und Falera Teile der Weissen Arena kaufen. Der Erfolg basiert auf einem Wintersport-Rundumpaket.

Michael Hotz

<p>Bergkönig Reto Gurtner hat sein Wintersport-Imperium zu einer der erfolgreichsten Destinationen der Schweiz aufgebaut.</p>

Bergkönig Reto Gurtner hat sein Wintersport-Imperium zu einer der erfolgreichsten Destinationen der Schweiz aufgebaut.

Andrea Brunner

Werbung

Kommts in der Surselva zum Mega-Deal? Die drei Bündner Gemeinden Flims, Laax und Falera wollen die lokale Skigebietbetreiberin Weisse Arena kaufen – und diese vor den Fängen ausländischer Investoren retten. «Immer mehr Kaufangebote aus den USA, Frankreich oder Österreich gingen ein», sagte Laax’ Gemeindepräsident Franz Gschwend (68) zur «Südostschweiz». Die Erfahrungen mit solchen Verkäufen seien «nicht in allen Fällen positiv».

Um also eine ausländische Übernahme zu verhindern, gehen die drei Gemeinden in die Offensive: Sie haben vor, die Infrastruktur der Weissen Arena am Berg zu erwerben – also alle Transportanlagen, Gebäude und touristische Einrichtungen. Damit würden sich die Gemeinden wichtige Teile eines alpinen Imperiums einverleiben, das weit mehr als nur ein paar Skilifte umfasst.

Stets schwarze Zahlen dank Rundumpaket

Viele Schweizer Skigebiete haben finanzielle Schwierigkeiten. Auf den Wintersport-Konzern des Bündner Bergkönigs Reto Gurtner (70) trifft das nicht zu. Die Weisse Arena schrieb im letzten Geschäftsjahr auf Gruppenebene einen Reingewinn von 2,2 Millionen Franken – bei einem Nettoumsatz von 123,9 Millionen Franken. Rote Zahlen kennt Gurtner nicht.

Das Geheimnis des langjährigen Chefs der Weissen Arena: «Es ist am Ende ganz einfach! Wir bieten alles aus einer Hand an und können so unser Angebot komplett auf unsere Zielgruppe ausrichten und von jedem Glied in der Wertschöpfungskette profitieren», sagte er bereits 2019 zu «Blick». Sprich: Er kann den Gästen ein Rundumpaket bieten.

Partner-Inhalte

Weisse Arena betreibt viele Hotels und Restaurants

Visionär Gurtner hat die Weisse Arena nach amerikanischem Modell zu einem Anbieter sämtlicher Bedürfnisse der Wintersporttouristen aufgebaut. Neben 29 Bergbahnanlagen für 224 Pistenkilometer mit 5 Snowparks und den weltberühmten Halfpipes betreibt die Unternehmensgruppe auch eine eigene Skischule und 7 Sportgeschäfte für Ski-Vermietung.

<p>Rundumpaket: Die Weisse Arena betreibt mehrere Hotels wie das Rocksresort bei der Talstation in Laax.</p>

Rundumpaket: Die Weisse Arena betreibt mehrere Hotels wie das Rocksresort bei der Talstation in Laax.

PD
<p>Rundumpaket: Die Weisse Arena betreibt mehrere Hotels wie das Rocksresort bei der Talstation in Laax.</p>

Rundumpaket: Die Weisse Arena betreibt mehrere Hotels wie das Rocksresort bei der Talstation in Laax.

PD

Dazu kommt eine grosse Gastro-Sparte: Die Weisse Arena betreibt sechs Hotels und 35 Restaurants – am Berg und im Tal. Darunter sind die Hotels Rocksresort und Riders, die beide unmittelbar an der Talstation in Laax liegen. Das Restaurant Ustria La Cauma beschert dem im Winter 1100 Mitarbeiter starken Unternehmen dank der Präsenz am Touristenhotspot Caumasee auch im Sommer gute Umsätze. Der generelle Vorteil vom breiten Portfolio der Weissen Arena: Die Betriebe des Unternehmens arbeiten sich gegenseitig in die Taschen und bilden zusammen eine Umsatzmaschinerie, die VR-Präsident Gurtner über die Jahre perfektioniert hat.

Werbung

Internationale Strahlkraft als Snowboard-Mekka

Dank Gurtner ist Laax mittlerweile eine der erfolgreichsten Destinationen der Schweiz. Der Weg dorthin war jedoch steinig und dauerte mehrere Jahrzehnte. «Es hat viel Überzeugungsarbeit gebraucht, die verschiedenen Betriebe integrieren zu können», teilte er 2022 gegenüber «Blick»» mit.

<p>Weltmarke: Laax ist dank Events wie das Laax Open international als Snowboard-Mekka bekannt.</p>

Weltmarke: Laax ist dank Events wie das Laax Open international als Snowboard-Mekka bekannt.

Getty Images
<p>Weltmarke: Laax ist dank Events wie das Laax Open international als Snowboard-Mekka bekannt.</p>

Weltmarke: Laax ist dank Events wie das Laax Open international als Snowboard-Mekka bekannt.

Getty Images

Ein wichtiger Baustein des Erfolgs ist die Strahlkraft von Laax als Snowboard-Mekka. Der ehemalige kalifornische Student – Gurtner studierte einst Betriebswirtschaft und Rechtswissenschaften in Los Angeles – hat es geschafft, den Surf-Spirit von der US-Westküste in die Bündner Bergen zu holen. Dank der weltberühmten Halfpipe mit Olympia-Massen, den jährlichen Events wie das Laax Open und die Spring Sessions, die den beschaulichen Bergort international bekannt gemacht haben.

US-Gigant hat sich erste Schweizer Skigebiete geschnappt

Das Lebenswerk von Gurtner ringt auch der Walliser Konkurrenz Respekt ab. So sagt Franz Julen (67), VR-Präsident der Zermatt Bergbahnen, auf Anfrage von Blick: «Mit seinen innovativen Ideen hat er die ganze Branche wachgerüttelt und weitergebracht. Selbst die erfolgreiche Zermatt Bergbahn hat indirekt von ihm profitiert. Das zukünftige Potential ist unbestritten.»

Werbung

Gleichzeitig hat die weltweite Ausstrahlung des Skigebiets in der Surselva die Betreiberin Weisse Arena zur attraktiven Übernahmekandidatin gemacht – besonders im Ausland, wo grosse Wintersport-Konzerne ihr Portfolio erweitern wollen. Erste Filetstücke unter den Schweizer Skigebieten sind mittlerweile bereits in den Händen ausländischer Investoren. So hat sich etwa der US-Gigant Vail Resorts Andermatt-Sedrun und Crans-Montana geschnappt.

Schon länger gibt es Gerüchte, wonach Vail Resorts auch die Weisse Arena kaufen will. Noch im Januar sagte Gurtner zur «Bilanz»: «Ich verkaufe nicht.» Jetzt scheint eine Übernahme doch im Raum zu stehen. Dem wollen Flims, Laax und Falera aber zuvorkommen.

Über die Autoren
Michael Hotz

Michael Hotz

Michael Hotz

Werbung