Guten Tag,
Noch nie haben hierzulande so viele Jungfirmen dichtgemacht wie im ersten Halbjahr 2025: die Gründe.
Werbung
Am 4. März erwischte es Swiss4.0. Die Finma eröffnete das Konkursverfahren über das 2020 gegründete Fintech mit Sitz in Genf. «Ernsthafte Befürchtungen, dass die Firma überschuldet ist und ernsthafte Liquiditätsprobleme hat», nannte die Finanzmarktaufsicht als Grund für die Zwangsliquidation. Kein Einzelfall: Im ersten Halbjahr mussten noch 64 andere Schweizer Start-ups aufgeben – so viele wie noch nie zuvor. Von diesen hatten 42 Prozent oder fast die Hälfte bereits mindestens eine erfolgreiche Finanzierungsrunde hinter sich, meldet der «Swiss Venture Capital Report» in einem Update. Die Kryptobörse Lykke aus Zug oder Purple Biotech aus Zürich sind andere Beispiele für das Massensterben.
An dieser Stelle findest du einen ergänzenden externen Inhalt. Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Florian Schweitzer, Gründer von b2venture, wundert das nicht: «Nach den Übertreibungen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 wurde in den folgenden beiden Jahren, als die Tech-Titel abstürzten, viel weniger Venture-Geld gesprochen. Für viele Start-ups ist der Runway daher jetzt zu Ende.» Der Trend hat jetzt zwar gekehrt: So wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt wieder mehr VC-Gelder investiert. Aber es fanden weniger Finanzierungsrunden statt, ergo profitierten weniger Start-ups von frischem Kapital. Die VCs konzentrieren ihre Mittel lieber auf jene Firmen, die bereits Erfolge zeigen.
Mike Baur, Co-Gründer und Chairman der Swiss Ventures Group, sieht noch einen anderen Grund: «Es gibt kaum neue Schweizer Venture-Fonds, die frische Gelder investieren können», sagt er. Und die bestehenden Business Angels würden noch ihre Wunden lecken: «Die brauchen erst mal Exits, um den Return wieder neu investieren zu können», sagt er. «Aber derzeit gibt es kein Exit-Fenster.» Auch Donald Trump und die durch seine Politik ausgelöste Unsicherheit dürften dabei eine Rolle spielen, heisst es im «Swiss Venture Capital Report»: «Diese Ungewissheit hat die Ausstiegsaussichten für Start-ups verschlechtert, was bestehende Investoren unweigerlich dazu veranlasst, sich zurückzuziehen. Wenn Ausstiegsmöglichkeiten in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich sind, macht es für einen Investor wenig Sinn, ein Start-up weiter zu finanzieren.» Ein weiterer Faktor ist die Änderung des Schweizerischen Schuldbetreibungs- und Konkursgesetzes (SchKG), die am 1. Januar 2025 in Kraft getreten ist. Infolgedessen werden öffentlich-rechtliche Forderungen nun durch Konkurs und nicht mehr durch Pfändung durchgesetzt. Laut einer Studie von Dun & Bradstreet für die DACH-Region hat dies generell zu einem Anstieg der Konkurse in der Schweiz geführt – und damit auch bei Start-ups.
Werbung
So schnell dürfte sich an der Lage auch nichts ändern, sagt Baur: Zwar gebe es hierzulande viele Business Angels, welche die ersten kleinen Tickets sprechen. Wenn danach aber professionelle Investoren kämen und unemotional auf die Cases schauen, «dann fängt es an wehzutun. Es gibt sehr gute Start-ups mit viel Potenzial, aber sie sterben, weil sie das Funding nicht mehr hinbekommen.»
Werbung