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Gemeinsam mit einer Handvoll Unternehmern traf er sich mit Donald Trump im Oval Office. Die Reaktionen in der Schweiz sind durchzogen.
Alfred Gantner spielte eine Schlüsselrolle bei Zollverhandlungen zwischen der Schweiz und den USA.
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Vom beschaulichen Vierwaldstättersee in die globale Machtzentrale nach Washington. Auf einmal sass Alfred «Fredy» Gantner, 57 Jahre alt, wohnhaft in Meggen LU, Co-Gründer und starker Mann bei der Zuger Partners Group, im Oval Office von US-Präsident Donald Trump. Zusammen mit einem Trupp Unternehmer mit republikanisch roten Krawatten, Tisch-Rolex, gravierten Goldbarren und Investitionsversprechen im Gepäck. Die Schweiz rieb sich die Augen. Die einen sprachen – über die Parteigrenzen hinweg – von Parallel-Diplomatie, Partikularinteressen und wenig Respekt vor den demokratischen Institutionen des Landes, die anderen nannten es patriotisch (Bundesrat Guy Parmelin) und feierten Gantners Einsatz als Gamechanger. Ein Alleingang war es nicht. Helene Budliger Artieda, Chefin des federführenden Staatssekretariats für Wirtschaft, orchestrierte dem Vernehmen nach den Plan der Mighty Six. Vertrauliche Dokumente hatte Gantners Gang nicht erhalten. Aber die Männer in Red Tie waren im Bilde über den Stand der Diskussionen. Anders als der Bundesrat schafften sie es in nur drei Monaten ins US-Machtzentrum und hinterliessen dort offenbar Eindruck. Kurz darauf senkte Trump die Zölle von 39 auf 15 Prozent.
Fredy Gantner ist dem öffentlichen Auftritt nicht abgeneigt, obwohl er bisweilen das Gegenteil behauptet. An weiteren Schlagzeilen rund um seine Bemühungen im Zollstreit mit den USA hat er kein Interesse. Zu oberflächlich. Auch sehe er sein Umfeld nicht in Freund und Feind eingeteilt, sondern versuche etwas zur Gesellschaft beizutragen. So ist denn auch nicht allzu viel bekannt über seine Freundschaften. Klar ist: Seine Partners-Group-Mitgründer Marcel Erni und Urs Wietlisbach begleiten ihn schon ein halbes Leben lang. Heute betreiben die drei zusammen ihr eigenes Family Office PG3 in Steinhausen ZG. Der Erfolg schweisst zusammen. In der EU-kritischen Allianz Kompass Europa sind alle drei mehr oder weniger prominent aktiv. Politische Ratschläge holt Gantner bisweilen bei Gerhard Pfister ab. Der ehemalige Mitte-Präsident ist in Oberägeri ZG zu Hause, wo auch Gantner viele Jahre wohnhaft war. Ein weiteres Partners-Group-Schlachtross ist Präsident Steffen Meister, seit einem Vierteljahrhundert im Unternehmen tätig. Er folgte 2005 als CEO auf Gantner. Beim Zeitmesser Breitling setzt Gantner auf Georges Kern. Gantner präsidiert Breitling seit 2021. Die Partners Group ist grösste Aktionärin, CEO Kern stimmt in die Anti-EU-Fangesänge mit ein. Nicht eine Uhr mehr würde man verkaufen, sagt er. Gantner schätzt – was eher ungewöhnlich ist – die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran. Sachpolitisch driften die Meinungen auseinander, doch die beiden sind vom gleichen Schlag. No Bullshit, geradeheraus.
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Marcel Erni, Urs Wietlisbach, Georges Kern (v.l.).
Gerry Nitsch, Christian Schnur, Steiner Photography / BILANZ-Montage
Marcel Erni, Urs Wietlisbach, Georges Kern (v.l.).
Gerry Nitsch, Christian Schnur, Steiner Photography / BILANZ-MontageOb Finanzindustrie, Film oder Hotellerie: Die Gantners sind zielstrebig und erfolgreich. Fredy Gantners Frau Cornelia war Journalistin bei NBC und produzierte mit dem Dokumentarfilm «That Girl» einen beachteten Erstling, der 2020 am Zurich Film Festival Premiere feierte. Fredy und Cornelia sind seit vielen Jahren verheiratet und haben fünf Kinder. Das Paar ist aktiv bei der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, landläufig als Mormonen bekannt. Sie führen auch das Maiensäss-Hotel Guarda Val in Lenzerheide GR und sind mit ihrer eigenen Stiftung im Bereich Bildung und Gesundheit engagiert. Sie wohnen in Meggen LU auf einem stattlichen Anwesen von 35’000 Quadratmetern.

Alfred und Cornelia Gantner.
Nathalie Taiana
Alfred und Cornelia Gantner.
Nathalie TaianaBereits Anfang August war Fredy Gantner in Washington. Als Support für Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin im Verhandlungspoker mit den USA. Mit dabei auch Partners-Group-Mitgründer Marcel Erni, Swiss-Chef Jens Fehlinger, Daniel Jaeggi, Mitgründer des Rohstoffhändlers Mercuria, und Roche-Präsident Severin Schwan. Doch die Mission scheiterte. Dann zimmerte Seco-Chefin Helene Budliger Artieda eine Art Public-Private Partnership mit einer Handvoll erfolgreicher Unternehmer. Kriterien für die Trump-Boys: persönliche Beziehungen zum US-Präsidenten, Investitionsversprechen und genug Vermögen. Die Trump-Boys bestanden aus Richemont-Hauptaktionär Johann Rupert, Rolex-CEO Jean-Frédéric Dufour, Daniel Jaeggi, Marwan Shakarchi, Mitinhaber des Edelmetallunternehmens MKS PAMP, und Diego Aponte, Inhaber und Präsident der Reederei MSC. Dieser war nicht persönlich vor Ort, stellte aber den Kontakt zum Lobbyisten Carlos Trujillo her, der entscheidend für die Trump’sche Audienz war. Gantner hatte dem Vernehmen nach für einen anderen Lobbyisten geweibelt, setzte sich aber nicht durch. Im Hintergrund arbeitete Severin Schwan. Dass er dem Treffen fernblieb, hatte laut «NZZ» einen banalen Grund: Sein Vermögen ist zu klein, um Trump zu beeindrucken.
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Daniel Jaeggi (l.), Johann Rupert.
Getty Images / BILANZ-Montage
Daniel Jaeggi (l.), Johann Rupert.
Getty Images / BILANZ-MontageWenn ein Selfmade-Milliardär die Politbühne betritt, das Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU geisselt und sich an der offiziellen Schweiz vorbei ins Weisse Haus schleicht, ist die Kritik nicht weit – und sie ist laut. Die SP unter dem Co-Präsidium Mattea Meyer und Cédric Wermuth bezeichnet das Vorgehen des Trump-Trupps als inakzeptabel. Parteikollege und Nationalrat Fabian Molina nennt es undemokratisch. Und selbst der bürgerliche Zürcher Nationalrat Hans-Peter Portmann spricht von «Cowboy-Weltpolitik». GLP-Ständerätin Tiana Moser wirft Gantner und den Gegnern des EU-Rahmenabkommens Zwängerei vor. Ausser bei der SVP sammelt Gantner in der Politik mit seinem Engagement kaum Punkte.

Cédric Wermuth (l.), Fabian Molina, Mattea Meyer.
Keystone / BILANZ-Montage
Cédric Wermuth (l.), Fabian Molina, Mattea Meyer.
Keystone / BILANZ-MontageCharismatisch, erfolgreicher Unternehmer, vermögend. Was kommt noch? Die Politik. Denn die kann man nicht kaufen – zumindest in der Schweiz nicht. Das sei Gantners Reiz für seine Politavancen, meint ein Polithaudegen. Die Partners-Group-Gründer haben 2021 die Allianz Kompass Europa lanciert. Ihr Ziel: das Rahmenabkommen mit der EU aus der SVP-Ecke zu holen und zu versenken. Philip Erzinger leitet die Allianz als Geschäftsführer. Er war Stabschef des früheren CS-Konzernchefs Tidjane Thiam. Gantner schiesst vor allem auf die dynamische Rechtsübernahme von EU-Recht, die inakzeptabel sei. In der «NZZ» fragte er vor einiger Zeit rhetorisch: «Wollen wir uns wirklich an Europa anhängen, den schwächsten globalen Handelsblock?» Das Gremium kämpft zwar gegen das Politestablishment, hat aber bekannte Köpfe für ihr Anliegen gewinnen können. Unter anderem die Ski-Legende Bernhard Russi, Jörg Wolle, Präsident des Logistikers Kühne+Nagel, den Ex-TV-Talker Kurt Aeschbacher, Urs Lehmann, CEO des Internationalen Skiverbands (FIS), Unternehmer Daniel Aegerter, Banker Eric Sarasin, Pierre Mirabaud, früherer Präsident der Bankiervereinigung, und Karl Spoerri, Gründer des Zurich Film Festival. Sie alle sind keine politischen Schwergewichte. Aber es sind bekannte Namen.
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Philip Erzinger, Kurt Aeschbacher, Bernhard Russi, Jörg Wolle (v.l.).
PR, Keystone, Bejamin Soland, Paolo Dutto / BILANZ-Montage
Philip Erzinger, Kurt Aeschbacher, Bernhard Russi, Jörg Wolle (v.l.).
PR, Keystone, Bejamin Soland, Paolo Dutto / BILANZ-Montage
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