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Christoph Wild

«Niemand exportiert nun Gold in die USA»

Der Präsident des Edelmetall-Verbands fordert Zusammenhalt im US-Zollstreit.

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<p>Christoph Wild ist seit 2022 Präsident der Schweizerischen Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler. Vorher war er während zehn Jahren CEO der Schweizer Goldraffinerie Argor-Heraeus.</p>

Christoph Wild ist seit 2022 Präsident der Schweizerischen Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler. Vorher war er während zehn Jahren CEO der Schweizer Goldraffinerie Argor-Heraeus.

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Gibt es neue US-Zölle auf Goldexporte oder nicht?

Die Situation ist diffus. Im Juni sind wir davon ausgegangen, dass Goldexporte in die USA zollfrei sind. Doch bald gab es eine grosse Verunsicherung wegen der US-Tarifnummern und der Frage, ob die Exporte mit einem Zoll von 10 Prozent oder sogar mit einem neuen, deutlich höheren Zoll von 39 Prozent belegt werden. Schweizer Raffinerien haben ihre Goldexporte in die USA daher vorsichtshalber eingestellt.

Wie bitte?

Ja, das zeigt die Zollstatistik deutlich. Ab April ist ein Handelsbilanzüberschuss entstanden. Es wurde praktisch kein Gold mehr aus der Schweiz in die USA eingeführt.

Gibt es jetzt Klarheit?

Ja und nein. Eines unserer Mitglieder hat eine Anfrage an die Customs and Border Protection gestellt. Zurück kam ein Brief mit der Klarstellung, dass unter einer zollbelasteten Tarifnummer in die USA importiert werden muss. Das gilt notabene nicht nur für die Schweiz, sondern für sämtliche Goldimporte in die USA.

Also gelten ab August 39 Prozent?

Ja, für die Schweiz. Kein Mensch zahlt eine Prämie und schon gar nicht von 39 Prozent auf Gold. Und vor diesem Hintergrund sind die Exporte in die USA völlig zum Erliegen gekommen.

Präsident Trump hat am 11. August auf Truth Social verkündet, Gold werde nicht zollpflichtig sein. Eine verbindliche Zusage?

Absolut nicht. Besonders nicht von Herrn Trump. Keines unserer Mitglieder wagt in dieser Phase der Rechtsunsicherheit, Gold in die USA zu exportieren.

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Goldexporte haben das Handelsbilanzdefizit aufgebläht. Wird Ihre Branche als Sündenbock missbraucht?

Ja, genau das passiert leider. Anstatt zusammen Lösungen zu finden, wird unsere Industrie öffentlich abgewatscht. Als sei das Defizit der letzten Monate Schuld an den Zöllen.

Wie verteidigen Sie Ihre Branche?

Wir sind im Austausch mit dem Seco. Und wir zeigen auf, dass wir wichtige Zulieferer für Banken und die Uhren- und Schmuckindustrie sowie Kunden der Logistikbranche sind und dass die jetzige Situation eine Ausnahme ist.

Inwiefern?

In den letzten 10 bis 15 Jahren war das Handelsdefizit auf der anderen Seite. Wir könnten aber dazu beitragen, etwa mit Goldimporten aus den USA, das Handelsbilanzdefizit kleiner zu machen oder umzukehren. 

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Anne-Barbara Luft

Anne-Barbara Luft

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