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Ohne Firmenverkäufe und Börsengänge kommt die erfolgsverwöhnte Branche nicht aus der Krise. Einige wenige Player profitieren.
Die Pipeline für Börsengänge ist gut gefüllt, doch die Volatilität schreckt die Kandidaten ab. Erfolgreiche IPOs sind sehr selten.
Anne-Marie Pappas für BILANZDie Champagnerflaschen bleiben zu, die Glocke schweigt: An der Schweizer Börse herrscht IPO-Flaute. Geplante Börsengänge werden reihenweise verschoben. Das Medtech-Unternehmen Spineart, die Tech-Firma Arcotec sowie die ehemaligen Swissair-Töchter Gategroup und Swissport – sie alle sollten 2025 den Sprung aufs Parkett wagen. Stattdessen warten sie ab, wie das Wetter an den Kapitalmärkten wird. Grösste Verliererin dieses Trends ist die Private-Equity-Industrie, die in einer der schwersten Kalamitäten seit der Finanzkrise feststeckt.
Die Party in den Jahren der Geldschwemme war heftig, alle hatten Spass, und der eine oder andere hat gehörig über die Stränge geschlagen. Ebenso brutal ist nun der Kater. Das Rad, das Private Equity bewegt, nämlich M&A-Transaktionen und Börsengänge, steht still. Doch irgendwann wollen Investoren ihr eingesetztes Kapital und die versprochenen Renditen wiedersehen – vor allem, bevor sie in neue Fonds investieren. Hinzu kommt, dass es wieder andere attraktive Möglichkeiten gibt, Geld anzulegen. Und so tut sich für einige Fonds eine weitere Baustelle auf: das Fundraising. Man sieht Umstrukturierungen, Büroschliessungen, Top-Leute gehen. «Ich bin seit 30 Jahren in der Private-Equity-Branche und habe schon einige Krisen gesehen, wie das Platzen der Dotcom-Blase 2001 oder die grosse Finanzkrise 2008. Doch was wir derzeit erleben, ist sicher die längste und tiefste Krise der Branche», sagt Daniel Flaig, Managing Partner von Capvis.
Weltweit sitzen Private-Equity-Firmen laut einer Studie des Beratungsunternehmens Bain & Company auf unverkauften Unternehmen im Wert von rund 3,6 Billionen Dollar. In den vergangenen Monaten erreichten die Börsengänge einen Tiefpunkt. «Das war ein sehr schwieriges zweites Quartal», sagt Maurice Pedergnana, Geschäftsführer des Branchenverbands Seca. «Eine ganze Reihe von Gesellschaften hatte bereits die erforderlichen Dokumente bei den Aufsichtsbehörden eingereicht. Aber nach den Zollankündigungen vom 2. April kam die Angst vor einer Rezession auf, und die Unsicherheit an den Finanzmärkten war sehr hoch.» Für ein IPO brauche man eine niedrige Volatilität und stabile Erwartungen.
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