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Eine Art Kryptowährung soll verhindern, dass Geld von den Banken zu den Kryptowährungen abfliesst. Doch der Ansatz ist mehr als komplex.
Er soll die Banken in die Zukunft führen: Am Bankiertag vom 16. September sprach Verbandspräsident Marcel Rohner über das Übermorgen.
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Seit Jahren starren die Banken auf die Kryptowährungen wie der Hase auf die Schlange. Sie wissen: Sollten sich Stablecoins und digitales Notenbankgeld als Zahlungsmittel etablieren, kommt ihr Geschäft mit Sparkonten und Krediten ins Wanken. Denn das Buchgeld, mit dem wir heute im Alltag elektronisch bezahlen, braucht es dann nicht mehr. Und damit auch keine Bankbilanzen. Die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken wäre am Ende.
Vergangene Woche hat die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) ihre Antwort präsentiert: den Deposit Token. Die Idee ist so einfach wie einleuchtend: Eine Kryptowährung, die jedoch mit Geld gefüttert wird, das auf den Konten der Banken liegt. Quasi das Beste – oder Schlechteste? – aus beiden Welten. Der Deposit Token soll möglich machen, dass Zahlungen und Gegengeschäfte im Sinne von Smart Contracts direkt gekoppelt werden – oder dass sich Automaten Kleinstbeträge bezahlen, ohne dass dafür jemand eine Karte zücken muss.
Doch als die Funktionsweise erklärt wurde, musste manch ein Journalist zweimal hinschauen. Denn die Kombination aus Kryptowährung und 230 Schweizer Banken macht die Sache nicht gerade einfacher. Während bei einem klassischen Stablecoin ein einziger Topf mit Assets für Wertstabilisierung sorgt, sind es beim Deposit Token so viele Töpfe wie angeschlossene Banken. Und jedes Mal, wenn ein Token die Hand ändert – so der «Proof of Concept» der Bankiers – muss hintenrum etwas Geld vom einen Topf in den anderen verschoben werden.
Und so ist der Deposit Token weniger eine neue Kryptowährung als vielmehr eine Neuinterpretation des Schweizer Interbanken-Zahlungsverkehrs mit einer zusätzlichen «On-Chain»-Ebene für die Krypto-Funktionalitäten. So wie das vermeintliche Echtzeit-Zahlungsmittel Twint nur funktioniert, weil sich die Banken einmal pro Tag hintenrum das Geld zuschieben, funktioniert auch der SBVg-Token nur bei Banken, die am Zahlungssystem SIC angeschlossen sind. Und zwischen Bankkunden solcher Banken. Ein Twint im Krypto-Mäntelchen.
Technisch funktioniert der Deposit Token. Man habe Zahlungen in einer Testumgebung durchgeführt, erzählte SBVg-Forscher Andreas Aerni stolz an der Medienkonferenz. Doch bis zu einer Markteinführung geht es wohl noch lange.
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