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Galderma ist ein Börsenstar – und sündhaft teuer; Dottikon überzeugt mit Wachstumspotenzial; Comet muss den Aufschwung erneut vertagen.
Unter CEO Flemming Ørnskov (l.) und Präsident Thomas Ebeling schossen die Galderma-Aktien seit März 2024 massiv in die Höhe.
Capa Pictures, Bloomberg / BILANZ-MontageWerbung
Doppelt gute Neuigkeiten für die Aktionäre von Galderma: Der französische Kosmetikkonzern L’Oréal will von Alt-Aktionären ein Paket von zehn Prozent am Dermatologiespezialisten übernehmen, womit sich der Anteil auf 20 Prozent verdoppelt. So wird die Beteiligung der Private-Equity-Investoren abgebaut und damit das Kursrisiko durch weitere Verkäufe etwas entschärft. Zudem macht die Erhöhung strategisch Sinn: L’Oreal kann ihre Expertise als führender Beauty-Anbieter, Galderma wiederum die wissenschaftliche Führungsrolle in der Dermatologie einbringen. Letztendlich profitieren beide – und damit die Aktionäre – von einer verstärkten Forschungszusammenarbeit.
Mit dem Ausbau der Beteiligung anerkennt der Konzern die Leistungsfähigkeit der von VR-Präsident Thomas Ebeling (66) und CEO Flemming Ørnskov (67) geführten Zuger Firma. Galderma zeigt sich denn auch wachstumsstark: In den ersten neun Monaten 2025 stieg der Umsatz um 15 Prozent. Worauf das Management die Verkaufs- und Margenziele anhob – zum zweiten Mal in diesem Jahr.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Die rosigen Aussichten beflügeln die Aktien. Seit dem Börsengang im März 2024 haben die Valoren auf das Zweieinhalbfache zugelegt, allein seit meiner Kaufempfehlung vom Sommer 2025 reüssierten sie um 40 Prozent. Die negative Seite: Die Aktien sind nun brandteuer. Obwohl Finanzanalysten für 2026 ein Gewinnwachstum von 60 bis 70 Prozent erwarten, weisen die Titel ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 41 auf. Das ist auch für einen Wachstumswert etwas gar hoch und bremst die Kursfantasie vorderhand ein.
Gut im Strumpf ist Dottikon ES. Nach überzeugenden Resultaten für 2024/25 glänzt der Pharmaauftragsfertiger auch im ersten Semester dieses Geschäftsjahrs: Der Umsatz stieg um 25 Prozent, Ebitda und Gewinn legten je gegen die Hälfte zu. Die frische Kraft ist Resultat eines kräftigen Ausbaus der Produktionskapazitäten. Dieser war nötig, denn die Nachfrage nach den Diensten der Aargauer Firma ist gross: Pharmakonzerne lagern zunehmend einen Teil ihrer Produktionsprozesse aus, kleineren Firmen ist die eigene Herstellung von Wirkstoffen zu teuer.
Der Ausbau wird von Mehrheitsaktionär, CEO und VR-Präsident Markus Blocher (54) konsequent vorangetrieben. Anderseits hat Blocher, bekannt als vorsichtiger Unternehmer, einen Ausbauschritt auf Eis gelegt. Er argwöhnt, dass die unter Druck von Donald Trump erfolgenden Produktionsverlagerungen der Pharmabranche in die USA mittelfristig zu Überkapazitäten führen könnten. Da will er lieber auf der vorsichtigen Seite bleiben.
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Dessen ungeachtet ist Dottikons Zukunft rosig. Das sieht die Börse ebenso. Seit April 2025 hat sich der Wert der Aktien verdoppelt, weshalb das geschätzte KGV auf saftige 37 geklettert ist. Allerdings wird diese Kennzahl dank dem starken Gewinnwachstum schnell attraktiver; für 2026/27 wird ein KGV von 30, für das Jahr danach noch von 23 prognostiziert. Unter den Nebenwerten sind Dottikon ES mittelfristig eine spannende Investition.
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Die Ereignisse um Rieter haben für gehörig Verwirrung gesorgt. Was kaum zu verwundern vermag. In auch so schon unruhigen Zeiten hat das Management die OC-Oerlikon-Tochter Barmag gekauft. Doch die Akquisition war nebst Infusionen der Aktionäre Peter Spuhler (66) und Martin Haefner (71) nur über eine Kapitalerhöhung zu stemmen, was eine enorme Verwässerung nach sich zog. Folgerichtig stürzten die Aktien um über 90 Prozent ab.
Dank der Übernahme kann die Angebotspalette verbreitert werden: Rieter stellt Spinnereimaschinen für Baumwolle her, Barmag Anlagen für Kunstfasern. Doch der Zug ist risikoreich. Die Absatzmärkte stecken in der Dauerflaute, im ersten Halbjahr rutschte die Firma in die roten Zahlen. Zudem herrscht intern Unruhe; Arbeitsplätze werden abgebaut oder verlagert, die Angst um Jobverlust lähmt. Wer in diesem Umfeld auf Rieter-Aktien setzt, geht ein hohes Risiko ein. Ich jedenfalls fasse die Aktien vorderhand nicht an. Daran ändert auch nichts, dass CEO Thomas Oetterli (56) die Titel für unterbewertet hält. Ja klar, was soll er denn sonst sagen?
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Eigentlich hätte für Comet bereits 2025 das Jahr der Wende werden sollen. Doch die Halbleiterindustrie, Hauptkunde des Anbieters von Röntgen- und Hochfrequenztechnologie, kommt nicht auf Touren. Auch leidet Comet unter dem schwachen Dollar. Und so schockte das Management im Herbst die Aktionäre mit einer Gewinnwarnung, später fielen die Mittelfristziele. So wurde der Höhepunkt des nächsten Halbleiterzyklus von 2027 auf 2028 verschoben, Umsatz- und Margenprognosen zurückgenommen.
Halbleiterexperten erwarten bereits für 2026 ein spürbar anziehendes Geschäft. Comet ist dank Grossinvestitionen bestens aufgestellt, um auch von neuen Trends wie künstliche Intelligenz zu profitieren. An der Börse macht sich ebenfalls neue Zuversicht breit: Hatten die Aktien seit Mitte 2024 zeitweise mehr als die Hälfte ihres Werts verloren, legten sie jüngst knapp ein Drittel zu. Finanzanalysten schätzen das KGV für nächstes Jahr auf 29, 2027 dürfte es bereits auf 20 sinken. Comet bieten die zwar nicht gerade risikoarme, dafür vielversprechende Möglichkeit, am nächsten Halbleiterzyklus teilzunehmen. Geduld ist so oder so gefragt, der Einstieg eilt nicht.
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