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Wie Privatanleger in Private Equity investieren können

Hohe Renditen, spannende Märkte und Risikostreuung – so profitieren private Investorinnen von Anlagen abseits der Börse.

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VerheissungsvollPrivatanleger dürfen nun auch ein kleines Stück vom fetten Private-Equity-Kuchen schnabulieren.

Verheissungsvoll: Privatanleger dürfen nun auch ein kleines Stück vom fetten Private-Equity-Kuchen schnabulieren.

Matthias Schardt / Kombinatrotweiss für BILANZ

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Mit Private Equity kann man steinreich werden, einzige Voraussetzung: Man muss bereits steinreich sein. Das war zumindest in der Vergangenheit so. Wer abseits der Börsen in Unternehmen oder Infrastrukturprojekte investieren wollte, musste einen Millionenbetrag lockermachen. Für viele Pensionskassen, Versicherungen, US-Universitäten, Family Offices und den einen oder anderen superreichen Privatmenschen waren die Privatmärkte in den vergangenen Jahrzehnten wahre Goldgruben mit Renditen, von denen Aktionäre nur träumen konnten. Heute haben auch die Anlegerin und der Anleger mit dem kleineren Portemonnaie Zugang zu dieser verheissungsvollen Anlageklasse.

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Privatanleger sollen der neue Wachstumsmotor für die Beteiligungsfirmen werden, und so schreitet die Öffnung des Marktes unter dem Stichwort «Demokratisierung von Private Equity» rasant voran. Zu Jahresbeginn hat Blackstone, grösster Player und Pionier auf dem Markt, 1,3 Milliarden Dollar für einen neuen Fonds für gut betuchte – aber eben nicht superreiche – Privatkunden eingesammelt. Bei den Banken stehen die Private-Equity-Firmen inzwischen Schlange, um über deren Vertriebsnetze ihre Fonds an grosse Gruppen privater Investoren zu verkaufen. «Es ist eine bemerkenswerte Entwicklung», sagt Julien Zornig, der vor zwölf Jahren in Hamburg den Private-Equity-Dachfonds Astorius gegründet hat, um dieses Segment Anlegern unterhalb der Millionengrenze zugänglich zu machen.

Keine andere Anlageklasse ist so präsent wie Aktien, doch immer mehr Wertschöpfung findet ausserhalb der börsenkotierten Welt statt. Die Bedeutung der Privatmärkte hat gegenüber den öffentlichen Handelsplätzen signifikant zugenommen. «Private is the new public», spitzt Astorius-Chef Zornig es zu. Die Zahl der Börsengänge ist zurückgegangen, hinzu kamen Delistings. In den USA werden heute noch rund 4500 Unternehmen an der Börse gehandelt – Mitte der 1990er Jahre waren es 8000. Auch in Deutschland hat sich die Zahl der kotierten Firmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten halbiert. «Als Aktionär hat man nur noch Zugriff auf global agierende Milliardenkonzerne», sagt Zornig. Und fügt hinzu: «Wer unternehmerisch investieren möchte, kommt um Private Equity nicht herum.»

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Aktienmärkte schrumpfen

Hinzu kommt, dass Unternehmen heute länger privat bleiben als noch vor 20 Jahren. Ein Grossteil der Wertsteigerung entsteht in den Jahren vor dem IPO. Beim Gang an die Börse sind die Bewertungen teilweise schon gigantisch, entsprechend mau ist das weitere Kurspotenzial. Und während die öffentlichen Märkte schrumpfen, hat sich Private Equity zu einer der am schnellsten wachsenden Anlageklassen gemausert. Zwischen 2015 und 2023 ist das weltweit verwaltete Kapital in Private Equity von 2,6 auf über 13 Billionen Dollar gestiegen. Das Segment ist reifer und transparenter geworden, das Image hat sich verbessert – kaum jemand spricht heute noch von Heuschrecken. Ganz im Gegenteil, Private-Equity-Firmen gelten als kompetente Investoren. «Sie bringen ihr Fachwissen, ihre Erfahrung und ihr Netzwerk ein, um den Wert der Unternehmen zu steigern», sagt Maurice Pedergnana, Geschäftsführer des Branchenverbands Seca. Durch die Beteiligung am Management und die Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen könnten Private-Equity-Investoren den Erfolg der Portfoliounternehmen beeinflussen. Und davon soll jetzt jeder profitieren können. «Für Privatanleger ist das Angebot mittlerweile attraktiv und weiter wachsend. Der Konkurrenzkampf unter den Anbietern steigert die Breite und die Tiefe der Angebote und den Institutionalisierungsgrad der Branche», fügt Pedergnana hinzu.

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Von regulatorischer Seite hat die Fondsgattung ELTIF (European Long-Term Investment Fund) Privatanlegern den Zugang zu Private Equity deutlich erleichtert. Anfang des Jahres hat die EU ihr Regelwerk für diese langfristigen Investmentfonds überarbeitet und Privatanlegern den Zugang weiter vereinfacht. Beispielsweise wurde die Mindestanlageschwelle von 10'000 Euro abgeschafft. Über ELTIFs können private Investoren Geld in Unternehmen und Projekte investieren, die langfristiges Kapital benötigen – und dazu zählen auch Private-Equity-Anlagen.

Der «Flash Crash» an den Aktienmärkten hat Anfang August viele Anleger wachgerüttelt und ihnen in Erinnerung gerufen, wie wichtig eine Diversifikation der Portfolios ist. Private Assets eignen sich dafür sehr gut, da es eine andere Anlageklasse ist als börsenkotierte Aktien oder Anleihen. Eine Beimischung von Private Equity zum Portfolio kann also das Risiko verringern und die Rendite steigern. Anlageexperte Pedergnana hält eine Überrendite von drei bis fünf Prozent pro Jahr gegenüber dem Aktienmarkt langfristig für erzielbar.

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Privatanleger im Fokus

Nachdem Private-Equity-Firmen über viele Jahre bei Mittelzuflüssen, Firmenkäufen und Exits von Rekord zu Rekord jagten, kam 2023 ein Dämpfer. Die Mittelbeschaffung ging laut der «McKinsey Global Private Markets Review» im vergangenen Jahr weltweit um 22 Prozent auf gut eine Billion US-Dollar zurück – das ist der niedrigste Stand seit 2017. Es überrascht daher nicht, dass die Branche neue Quellen für das Fundraising sucht und sich nun Privatanlegern öffnet. Denn obwohl Private fast die Hälfte der weltweit verwalteten Vermögenswerte halten, besitzen sie nur 16 Prozent der von alternativen Investmentfonds gehaltenen Assets wie Private Equity.

Da trifft es sich gut, dass Privatanleger grosses Interesse an der Anlageklasse haben. Eine Umfrage von Lombard Odier unter 300 vermögenden Schweizer Anlegerinnen und Anlegern aus dem vergangenen Jahr zeigt: 42 Prozent der Befragten messen dem Ausbau ihres Anteils an alternativen Anlagen höchste Priorität zu, um die Diversifikation ihrer Portfolios zu verbessern. Die Analysten von Bain & Company gehen davon aus, dass das institutionelle Kapital, das in alternative Anlagen fliesst, in den nächsten zehn Jahren jährlich um acht Prozent wachsen wird. Dasjenige von Privatpersonen dürfte in diesem Zeitraum jährlich um zwölf Prozent zunehmen – wenn auch von einer viel tieferen Basis aus.

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Viele Akteure möchten von diesem Trend profitieren: Vermögensverwalter legen neue Fonds für vermögende Privatpersonen auf, Banken und Berater suchen nach Möglichkeiten, ihren Kunden mehr alternative Angebote zu unterbreiten. Und in der Fintech-Welt werden Lösungen entwickelt, um den Vertrieb zu rationalisieren und erschwinglicher zu machen.

Doch die Trauben hängen in diesem Business nicht tief – eine Vielzahl von Kunden mit kleinen Anlagesummen und ganz anderen Liquiditätserwartungen zu betreuen, ist deutlich komplexer als die Zusammenarbeit mit institutionellen Anlegern. Den Run auf die Privatanleger sieht Private-Equity-Experte Zornig daher skeptisch: «Die Anlageklasse hat mehrere Jahre skandalfrei gute Ergebnisse geliefert.» Die aggressive Öffnung des Marktes könnte nun das gute Renommée gefährden. Einen Vorgeschmack darauf gab es, als Blackstone 2022 bei einem 69 Milliarden Dollar schweren Fonds für Privatkunden erhebliche Mittelabflüsse verzeichnete und die Herausforderungen mit grossen Gruppen kleinerer Anleger deutlich wurden.

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Banken als Vermittler

Da die grossen Private-Equity-Firmen wie CVC, KKR oder EQT ihre Fonds nicht selber an Privatanleger verkaufen – die Vertriebsstrukturen dafür sind nicht vorhanden –, suchen sie sich Banken als Vertriebspartner. Diese spielen nach Ansicht von Nannette Hechler-Fayd’herbe, bei Lombard Odier verantwortlich für Anlagestrategie, Nachhaltigkeit und Research, daher bei der Demokratisierung von Private Equity eine wichtige Rolle. «Sie können Assets von Privatanlegern bündeln und so die Einstiegsbarrieren senken», sagt sie. Einige Banken fungieren zudem als Co-Manager der Private-Equity-Firmen.

In der Schweiz ist die Genfer Privatbank Pictet ein Pionier auf dem Gebiet der Privatmarktanlagen. Der Bankier Ernest Pictet kaufte bereits in den 1890er Jahren notleidende landwirtschaftliche Betriebe in der Toskana, modernisierte sie und verkaufte die florierenden Unternehmen – eine frühe Form von Private Equity. Die Strategien wurden im Laufe der Jahre verfeinert, und so wurde Pictet die erste europäische Bank, die ihren Kunden Anlagen in Private Equity anbot. Eine Grundlage dafür war auch das frühe Engagement der Partner, die bereits vor 30  Jahren ihr privates Kapital in damals völlig unbekannte Start-ups investiert haben. Heute befasst sich eine ganze Business Unit, geleitet von der Pictet-Partnerin Elif Aktuğ, mit rund 200 Mitarbeitenden mit alternativen Anlagen. Pictet-Kunden können ihr Geld in Primär- und Sekundäranlagen als auch Co-Investments anlegen. Die Mindestanlagesummen sind allerdings nichts für den kleinen Geldbeutel – bis zu niedrigen sechsstelligen Beträgen sind für einige Fonds gefragt, zudem muss die entsprechende Risikofähigkeit erfüllt sein.

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Auch die UBS bietet ihren Kunden mehr als 20 offene Privatmarktangebote in verschiedenen Teilstrategien und Regionen an. Investments in offene Fonds sind ab 10'000 Franken möglich, bei geschlossenen Fonds liegt die Mindestanlagesumme mit 130'000 Franken deutlich höher. Bei diesen speziell auf Privatanleger zugeschnittenen Produkten wurde die Komplexität bezüglich Kapitalabrufen und -ausschüttungen beseitigt. So möchte man die Möglichkeit haben, auf die Unterschiede bei der Risikobereitschaft und den Renditeerwartungen der Kunden einzugehen.

Pioniere und Newcomer

Die Bank Julius Bär bietet ihren Kunden seit zehn Jahren eine Reihe von Anlagevehikeln für Privatmarktanlagen an, darunter sogenannte Feeder-Fonds, eine Art Dachfonds, die das Kapital mehrerer Anleger bündeln, sowie Co-Investments und massgeschneiderte Anlagelösungen. Vor einigen Jahren wurde zudem ein Vintage-Programm lanciert, das aus acht bis zehn Private-Equity-Fonds besteht, die in kleine bis mittelgrosse Unternehmen investieren. All diese Produkte richten sich an Anleger ​​mit dem Status «Professional Investor», neben institutionellen Investoren zählen dazu auch vermögende Privatkunden.

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In diesem Jahr ist auch Vontobel auf den Private-Equity-Zug aufgesprungen und bietet ihren Kunden über sogenannte Evergreen-Fonds Zugang zu verschiedenen Private-Markets-Strategien. Diese Fonds bündeln die Investitionen einer grossen Gruppe von Anlegern. Die Mindestanlage für die Evergreen-Fonds beträgt 25'000 Dollar und steht nur qualifizierten Anlegern offen. Die Fondsanteile können monatlich oder vierteljährlich zum aktuellen Nettoinventarwert der Evergreen-Fonds gezeichnet und auch zurückgeben werden – eine feste Laufzeit gibt es nicht. Das ist ein Vorteil gegenüber den geschlossenen illiquiden Fonds, die in der Branche üblich sind. Entsprechend kleiner fällt aber naturgemäss die Illiquiditätsprämie aus.

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Einen weiteren Zugang bieten digitale Investmentplattformen, die sich auf Private Equity spezialisiert haben. Firmen wie iAccess Partners, Stableton, Liquid oder Moonfare bündeln das Kapital der Investoren und wählen das Basisportfolio. Anleger können dort bereits mit 1000 Franken einsteigen.

Grosse Unterschiede

Die Unterschiede in der Performance sind bei Private-Equity-Fonds gigantisch. Die Renditen der einzelnen Vehikel bewegen sich zwischen 2 und mehr als 20 Prozent –bei Venture Capital sind auch negative Renditen an der Tagesordnung. Wichtig zu wissen: Üblicherweise wird in der Private-Equity-Branche die Rendite auf das investierte Kapital publiziert. Diese Zahl ist aber wenig aussagekräftig, wenn das nicht investierte Kapital, «trockenes Pulver» genannt, sehr hoch ist. Genau das ist derzeit der Fall. Weltweit halten Private-Equity-Fonds mehr als 1,5 Billionen Dollar, die nicht investiert sind und unproduktiv herumliegen. Die Wahl des besten Fonds ist daher ganz entscheidend. «Als Erstes sollten Investoren prüfen, ob der Fonds über viele Jahre zu den Top-Performern zählte», empfiehlt Anlageexpertin Nannette Hechler-Fayd’herbe. Dafür eignen sich Ranglisten von Anbietern wie Morningstar oder die Daten der Hausbank.

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Anlegern, die neu in Private Equity investieren möchten, rät Hechler-Fayd’herbe zudem einen gestaffelten Einstieg über mehrere Jahre. So reduziert man das Risiko, zu einem ungünstigen Zeitpunkt einzusteigen.

Positiver Ausblick

Bei Abschlüssen und Exits befindet sich der Private-Equity-Sektor seit zwei Jahren in einer Flaute, doch seit einigen Monaten gibt es Anzeichen dafür, dass in diesem Jahr die Rückkehr zur Normalität nicht weit ist und der Wert der Transaktionen bald wieder an die boomenden Jahre heranreichen könnte. Branchenkenner Maurice Pedergnana ist der Ansicht, dass geopolitische Risiken höchstens kurzfristig eine Rolle spielen werden. «Globalen Private-Equity-Investoren gelang es über die Zeit, hohe ein- oder gar zweistellige Renditen pro Jahr zu erzielen. Dabei spielte es weniger eine Rolle, mit welchen Problemen – darunter auch Rezessionen – sie durch die globale Wirtschaft oder Märkte konfrontiert wurden.» Das liegt unter anderem daran, dass das Kapital bei Private-Equity-Investitionen nicht auf einmal, sondern über mehrere Jahre hinweg abgerufen und dann eingesetzt wird. Damit verringert sich die Anfälligkeit gegenüber geopolitischen Krisen oder Konjunkturflauten.

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Auch Nannette Hechler-Fayd’herbe ist weiterhin optimistisch für das Anlagesegment. «Der Einstiegszeitpunkt für Private Equity ist gut, wenn der Höhepunkt der Leitzinsen überschritten ist und eine Phase sinkender Zinsen beginnt», erklärt sie. Dann sei mit einem Anstieg der Transaktionen über die nächsten 12 bis 18  Monate zu rechnen. Neben den Zinsen beeinflusst auch das allgemeine Konjunkturumfeld die Privatmarktanlagen. Die jüngsten Wirtschaftsdaten findet die Anlagechefin von Lombard Odier durchs Band ermutigend.

Über die Autoren
sdf

Anne-Barbara Luft

Anne-Barbara Luft

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