Guten Tag,
Der neue Swiss-Finanzchef Markus Binkert ist in Zürich ein alter Bekannter. Und Schlüsselfigur in der Corona-Krise. Das ist sein Machtnetz.
Dirk Ruschmann
Markus Binkert: Der Finanzchef ist neben seinem Swiss-Job sehr aktiv.
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Derart schnell war die Rückkehr wohl nicht geplant: Den Job als Kommerzchef am Lufthansa-Hub München und Marketing-Boss für den Konzern hatte er erst im Januar 2019 angetreten. Doch dann kam Corona und mit dem Virus die Liquiditätskrise – und bald wurden Verhandlungen mit Bundesbern über Hilfen unausweichlich.
Und hier ist Markus Binkert ein klares Asset. Denn unabhängig von seinem fachlichen Können und seinem unprätentiösen Auftritt ist er nun einmal: ein Schweizer. Und in solchen Situationen, wo CEO und Finanzchef die Speerspitze einer Firma sein müssen, hilft es sehr, wenn einer von beiden die Sprache der Politiker und Beamten spricht.
Dass Swiss-Chef Thomas Klühr dies erkannt hat, obwohl er mit seiner besonnenen Art trotz der unleugbar deutschen Herkunft selber gut ankommt – das spricht für Klühr. Zumal der zweite Schweizer in der Konzernleitung, Thomas Frick, als Operationschef nicht die Verhandlungen führen kann.
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Die Beziehungen zur Politik werden wichtig bleiben, das eröffnet Perspektiven für den 48-jährigen Binkert. Denn Klühr wird in zwei Jahren 60; zumindest für Konzernvorstände ist das die übliche Altersgrenze bei der Lufthansa. Binkert muss nun eben gute Arbeit abliefern.
Die Gegenspieler:
Echte Feinde von Markus Binkert sind den zuständigen Behörden keine bekannt. Womöglich könnte man Serge Gaillard, Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, so sehen – er ist Binkerts direktes Gegenüber in den Verhandlungen um staatliche Unterstützung in der Corona-Krise.
KeystoneOder jene Kunden der Swiss, wie Reisebüros, die durch die verspätete finanzielle Rückerstattung ausgefallener Flüge unter Druck von ihren eigenen Kunden stehen – vertreten durch den Präsidenten des Schweizer Reise-Verbands Max E. Katz …
AXA Winterthur...und Globetrotter-Chef André Lüthi.
KeystoneEchte Gegner würden sich aber am ehesten bei den konkurrierenden Firmen finden lassen: etwa auch bei EasyJet und deren Europachef Thomas Haagensen, die auch gerne Staatshilfe gehabt hätten, aber mangels Systemrelevanz abgelehnt wurden.
picture alliance / Jens Kalaene/Vielleicht auch bei Emirates und deren Schweiz-Chef Jürg Müller (Foto), die sich auf die Potenz ihres staatlichen Eigentümers in Dubai verlassen kann.
KeystoneKonzernintern muss Binkert nun dafür sorgen, dass die vom Bund besicherten Darlehensgelder nicht ins Ausland, sprich zur Lufthansa, abfliessen. Etwaige Begehrlichkeiten der Kassenwarte beim finanzklammen Mutterkonzern müsste er also blockieren – und das bei numerischer Unterlegenheit, denn die Finanzchef-Rolle in Frankfurt teilen sich gleich mehrere Manager, führend sind Wilken Bormann, zuletzt Chef am Drehkreuz München …
imago images/Lindenthaler… und in der Konzernleitung Thorsten Dirks.
imago/BelgaDie Freunde:
Als einer von Binkerts sehr guten Freunden gilt Christian Buhl, der CEO des Sanitätskonzerns Geberit. Die beiden kennen sich aus der Schulzeit.
Katharina Wernli PhotographyLangjährige Freundschaften bestehen auch zu Marcel Gatti, CEO des Familienunternehmens Rahn Gruppe und zu Michael Winkler (Foto), Mitgründer der Zürcher Anwaltskanzlei Rüd Winkler Partner.
ZVGAus dem Beruf heraus zu Freunden wurden etwa Christoph Franz, der ihn zur Swiss geholt hatte und den er auch häufig bei Ferien in den Bergen trifft …
ZVG… sowie Thomas Lustgarten, der langjährige Schweiz-Chef der globalen Unternehmensberatung Bain.
ZVGAus seiner Zeit bei Bain stammt auch Binkerts Verbindung zu Michael Mueller, der seit gut sechs Jahren CEO des Handelskonzerns Valora ist.
www.noeflum.chMarkus Binkert ist verheiratet, seine Frau Susanne Neeracher hat er zu Schulzeiten kennengelernt. Die beiden haben eine 14-jährige Tochter und einen 13-jährigen Sohn, die Familie lebt in Erlenbach. Binkert ist in Zürich aufgewachsen, hat das Gymnasium Hohe Promenade besucht.
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Eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt sein Bruder Christoph Binkert. Er ist Professor und Chefarzt für Interventionelle Radiologie am Kantonsspital Winterthur. Mit ihm hat er früher in Bands musiziert, etwa Funk-Musik: Binkert lernte zunächst Cello, spielte später auch Gitarre und E-Bass.
Musiziert wird heute aber nur noch zu Hause. Dafür joggt Binkert und fährt Velo, spielt Tennis und ist vor allem begeisterter Skifahrer. Mit Bruder Christoph hat er eine (Ski-)Ferien-Bleibe in Valbella.
Markus Binkert mit Gattin Suanne.
ZVGMarkus Binkert mit Gattin Suanne.
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Für einen Airliner bei Swiss und Lufthansa ging Binkert einen ungewöhnlichen Weg – er ist eidgenössisch diplomierter Hotelier: Er absolvierte die hoch angesehene Hotelfachschule Lausanne und arbeitete dann einige Jahre in der Fünfsterne-Hotellerie, etwa im «Mandarin Oriental Hong Kong» oder im Londoner «Ritz».
Binkert setzte eine Fulltime-MBA-Ausbildung an der Kellogg Management School obendrauf und startete 2001 bei der Beratungsfirma Bain. Bald war er Teil des Teams, das der schlingernden neuen Swiss unter André Dosé half. Hier lernte er dann auch Dosés Nachfolger als CEO kennen, Christoph Franz, heute Konzernpräsident bei Roche.
Franz holte ihn 2005 zur Swiss, wurde Binkerts wichtigster Förderer und Wegbegleiter, heute sind sie gut befreundet. Bei Swiss arbeitete Binkert in seinen Funktionen im Verkauf und im Marketing eng zusammen mit Harry Hohmeister, dem er als Kommerzchef nachfolgte, als Hohmeister 2013 CEO der Swiss wurde. Binkert verantwortete den neuen Marktauftritt der Swiss und kennt von daher den Designer Tyler Brûlé gut.
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Auch den aktuellen Swiss-Chef Thomas Klühr kannte er schon zuvor; von Zürich aus leitete Binkert ja die Ertragssteuerung für die ganze Lufthansa-Gruppe. Nach einem Intermezzo als Kommerzchef am Drehkreuz München ist er seit April Finanzchef der Swiss.
Der aktuelle Swiss-Chef: Thomas Klühr.
Silvia WeissDer aktuelle Swiss-Chef: Thomas Klühr.
Silvia WeissMarkus Binkert ist auch neben seinem Swiss-Job sehr aktiv. Als waschechter Zürcher ist er Supporter der Grasshoppers im Griffith-Club, den Headhunter Bjørn Johansson gründete. Zu den Gönnern von GC zählen auch illustre Namen wie Rolf Dörig oder Ernst Tanner.
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Eigene fussballerische Ambitionen begrub Binkert nach seiner Jugendzeit als rechter Verteidiger beim FC Herrliberg. Dafür ist er Mitglied der Zunft zur Saffran, dortselbst Schützenmeister der Mörsergruppe.
Prägende Figuren hier sind Zunftmeister Alex Rübel, im Hauptberuf noch Direktor des Zoos Zürich, und dessen Vorgänger, der Bankier und Filmproduzent Hans Syz.
Sehr aktiv ist er auch in der Swiss-American Foundation, an deren Young Leaders Conference er teilnahm. Von dort kennt er die Freisinnige Christa Markwalder oder den langjährigen Chef des Technologiekonzerns Autoneum, Martin Hirzel. Dieser wiederum brachte Binkert in den Beirat der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), dem Hirzel vorsitzt.
Alex Rübel, Direktor des Zoos Zürich
KeystoneFilmproduzent Hans Syz (rechts)
KeystoneFreisinnige Christa Markwalder
KeystoneMartin Hirzel, langjähriger Chef des Technologiekonzerns Autoneum
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Dort trifft er Mobiliar-Urgestein Urs Berger und Swisscom-CEO Urs Schaeppi. Als Mitglied des Vorstands von Schweiz Tourismus hat er viel Austausch mit ST-Chef Martin Nydegger.
Ein Netzwerk der exquisiten Art sind die Baden-Badener Unternehmergespräche. Dort trifft sich die A-Liga von Corporate Germany. Schöner Zufall: Vorsitzender ist Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley.
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