Guten Tag,
Von Meistern ihres Fachs angeleitet etwas herzustellen, ist eine grossartige Erfahrung. Eine Sparmassnahme ist es nicht.
Im Atelier Peter Nitz an der Spiegelgasse 13 kann man angeleitet vom «Master in Leather Crafting» Lederwaren herstellen. Eine «schöne Erfahrung», resümiert Stephan Poth, der am Tag unseres Besuchs bei Nitz einen Kreditkartenhalter fabriziert.
Suse Heinz für BILANZDie Geschichte von Peter Nitz hört sich an wie die von Hans im Glück: Sein Weg führte ihn zu Keramik, Malerei, Holz, Teppichknüpferei – und jedes Fach mochte er jeweils noch weniger als das vorherige. Dann arrangierte ihm das Leben ein Treffen mit einer Kunsthandwerkerin mit Spezialität Lederverarbeitung. «Ich spürte sofort: Leder ist mein Material», erzählt er, lernte von dieser Frau die Basics. 13 Jahre mit dem Eifer, die händische Lederverarbeitung «perfekt zu beherrschen», sind seither vergangen – und Nitz ein Meister. In seinem Atelier im Zürcher Niederdorf macht er Taschen und Portemonnaies, ein Stück ums andere, für Leute mit viel Geld und dem Wunsch, etwas zu besitzen, was andere Leute mit ebenfalls viel Geld nicht haben.
Die Taschen aus der Zürcher Manufaktur sehen aus, wie teure Taschen aussehen: edles Leder, edel verarbeitet, ein bisschen nach Chloé, nach Hermès. Sie sind aber beides nicht. «Ich kopiere nicht», sagt Nitz. Aber er setzt wie die grossen Labels auf «zeitlos», macht bewusst nichts Wildes: «Wer kauft schon eine Tasche mit einem Design, das noch nie jemand gemacht hat?», fragt er rhetorisch.
Nitz macht alles von Hand, dokumentiert sein Schaffen auf Instagram, bewundert von 95 000 Followern. Er produziert exklusiv auf Bestellung. Die Orders gehen inzwischen aus der ganzen Welt bei ihm ein. Sein Output: maximal 40 Taschen im Jahr. In jeder stecken drei bis sechs Tage Arbeit, bei der Nitz auf traditionelle Werkzeuge und Methoden setzt, was mitunter auch heisst, einzelnen Prozessen die Zeit zu geben, die sie brauchen, nichts zu forcieren. Eine Tasche von ihm kostet denn auch von 7000 Franken an aufwärts.Der Ruf des State-of-the-art-Kunsthandwerkers eilt Nitz in seiner Welt mittlerweile voraus – bis an den Königshof der Lederverarbeitung, Hermès in Paris. Von dort flattern Bewerbungen auf sein Pult von Kunsthandwerkern, die gerne arbeiten wollen, wie Nitz arbeitet: eine Tasche nach der andern, dafür jede von A bis Z. Einen «Master of Leather Crafting» von Hermès hat Nitz inzwischen eingestellt, ein zweiter wird demnächst folgen. Die Nachfrage verlangt danach, «es gibt Wartelisten». Und parallel dazu erhält er immer mehr Anfragen von Frauen und Männern, die keine Tasche kaufen wollen, sondern von ihm lernen, wie er es macht.
Werbung