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Hotel-Ranking 2024

Das sind die elf Hotelmitarbeitenden des Jahres 2024

Welcher Empfangschef, welche Restaurantleiterin, welche Spa-Managerin verdienen besonderes Lob? 217 Experten zogen Bilanz und kürten ihre Favoriten in der Schweiz.

Claus Schweitzer

Claus Schweitzer

The Dolder Grand 2023: Katharina SarrotRestaurant/Manager und Sommeliere

Katharina Sarrot ist ein bemerkenswertes junges Talent: In der Doppelrolle als Restaurantleiterin und Sommelière im Gourmetlokal The Restaurant, das zum The Dolder Grand in Zürich gehört, sorgt sie für die nötige Dosis Lockerheit.

ZVG

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Bei allem Hype, der um Hotels gemacht wird: Es sind herausragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche die Hotels zum Strahlen bringen, und nicht umgekehrt.

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Egal, wie luxuriös die Ausstattung, wie spektakulär das Design oder wie feinsinnig die Gastronomie daherkommt – es ist letztlich immer das Hotelteam, das den Aufenthalt für die Gäste zu etwas Besonderem macht. Das wichtigste Kapital: Authentische Mitarbeitende, die sich intuitiv in jeden einzelnen Gast hineindenken können und den Anforderungen des Moments souverän gerecht werden, statt roboterhaft einem Katalog von Service-Standards zu folgen.

Bereit für die Extrameile

Die Gäste kommen in Hotels, um eine gute Zeit zu verbringen. Gastfreundschaft heisst, andere Menschen glücklich zu machen und Emotionen zu schaffen, die im Optimalfall noch lange in schöner Erinnerung bleiben.

Die elf Hotelmitarbeitenden des Jahres 2024

Hoteliers des Jahres 2024 Jenny & Heinz E. Hunkeler, Kulm Hotel St. Moritz
Concierge des Jahres 2024 Laura Bründler, Hotel Waldhaus Sils
Empfangschef des Jahres 2024 Jochen Ebert, Castello del Sole, Ascona
Hotelkoch des Jahres 2024 Guy Ravet, Grand Hôtel du Lac, Vevey
The Dolder Grand 2023: Katharina SarrotRestaurant/Manager und Sommeliere
Sommelier des Jahres 2024 Torsten Noack, Victoria-Jungfrau, Interlaken
Barchef des Jahres 2024 Erik Koren, Hotel Einstein, St. Gallen
Housekeeper des Jahres 2024 Armanda Moreira de Sousa, The Omnia, Zermatt
Spa Manager des Jahres 2024 Susann Schilf, Chenot Palace Weggis
Doorman des Jahres 2024 Sepp Kressig, Grand Resort Bad Ragaz
Hotelunternehmer des Jahres 2024 Bettina und Richard Plattner, Hotel Maistra 160, Pontresina
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Hoteliers des Jahres 2024

Jenny & Heinz E. Hunkeler, Kulm Hotel St. Moritz

Jeder wünscht sich, Gastgeber wie Jenny und Heinz Hunkeler zu haben, jeder Gast und jeder Mitarbeitende und jeder Hotelbesitzer. Gastgeber, die sich das Hotel zu ihrer Herzenssache machen und denen die Empathie vor allem für das Hotelteam, aber auch für die Gäste und für die Region aus jeder Pore funkelt – und dabei trotzdem gelassen bleiben. Das hebt die beiden aus der Masse anderer erstklassiger Hoteliers heraus, das unterscheidet sie vor allem auch von den meisten jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die ein Hotel emotional nicht so nah an sich heranlassen und auch die Verwurzelung mit dem Standort nicht in solchem Grade suchen. Das ging schon im «Kronenhof» in Pontresina so, als sie 2008 zum ersten Mal mit dem BILANZ-Titel «Hoteliers des Jahres» ausgezeichnet wurden. Und dieses besondere Engagement geht nun bereits im zwölften Jahr im «Kulm» weiter. Das Direktionspaar brachte das monumentale Grandhotel baulich und atmosphärisch in die Neuzeit und führte es zu nicht für möglich gehaltenen Erfolgen – auch in den zuvor schwierigen Sommersaisons. Doch gerade im Sommer ist es noch viel wichtiger, dass die Gastgeber die Region verstehen, dass sie das Team mitreissen und den Anspruch generationenübergreifender Gastlichkeit in jedem Moment selbst vorleben. Als sich Jenny und Heinz in den 1990er-Jahren an der Hotelfachschule EHL in Lausanne kennenlernten (und im Jahr 2000 promovierten), hatten viele Nachwuchs-Hoteliers noch Bernie Thompson aus dem Film «Pretty Woman» als Archetyp eines Hoteldirektors vor Augen, den allwissenden, doch diskreten Manager einer Luxusherberge in Beverly Hills. Seit den «Pretty Woman»-Tagen ist dieser Job sehr viel unternehmerischer und strategischer geworden, doch bei allen Veränderungen in der Hospitality-Welt sehen sich die Hunkelers vor allen Dingen als Gastgeber, indem sie die grundlegenden Dinge verlässlich gut machen und sich mit Herz und Seele um die Gäste kümmern. Das klingt einfach, ist es aber nicht – wie man beim heute vielleicht bekanntesten fiktiven General Manager erahnt, dem zynischen, von enervierenden Gästen geplagten Armond in der ersten Staffel der amerikanischen Fernsehserie «The White Lotus».

ZVG

Kleine Aufmerksamkeiten, hinter denen ein menschliches Wohlwollen steht, werden als grosse Gesten erkannt und empfunden – von Leuten, die oft alles haben, aber nicht immer mit ehrlicher Zugewandtheit verwöhnt sind. Dieser persönliche Effort macht nicht nur den Unterschied für die Gäste, sondern verleiht der Arbeit im Hotel eine Sinnhaftigkeit, die weit übers Bedienen und Servieren hinausgeht. 

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Engagement ist alles, und ohne Leidenschaft ist alles nichts

«Doing good makes us feel good», so eine wissenschaftliche Erkenntnis der Glücksforscher. Oder in den Worten von Andrea Scherz, Hausherr im Gstaad Palace: «Nichts ist sinnstiftender, als gemeinsam etwas zu schaffen. Wir brauchen einander alle, um als Ganzes zu begeistern. Man kann noch so viele Millionen in eine atemberaubende Infrastruktur investieren – wenn dem Hotelteam die Seele fehlt oder einzelne Mitarbeitende mit bewusster Gleichgültigkeit gegenüber ihren Arbeitskollegen und den Gästen agieren, bedeutet alles nichts.»

Zu den zentralen Anliegen jedes Hoteliers zählt die Frage, wie sie ihre Gäste wieder und wieder verzaubern können. Und zuweilen gelingt es einer Hotelcrew, magische Momente entstehen zu lassen. Das ist dann pure Service-Exzellenz: Wenn harmonisch zusammenwirkende Mitarbeiter so gut motiviert sind, dass sie aus innerem Antrieb einfach mal Dinge tun, die sie weder tun müssen noch in der Stellenbeschreibung stehen, doch aus der unmittelbaren Situation und Euphorie heraus dennoch tun – was für beide Seiten ungeheuer befriedigend sein kann, weil sie einen Wow-Moment beim Gast auslösen, den dieser nicht erwartet hat.

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Magische Momente schaffen

Die Erfüllung, einen aussergewöhnlichen, kleinen oder grossen Moment auf die Beine gestellt zu haben sowie die sofort spürbare Dankbarkeit und Wertschätzung der Kundschaft, suchen Mitarbeitende in vielen anderen Branchen vergeblich. 

Platz 3 (Vorjahr: 5): La Réserve Genève, Genf-Bellevue

Stil, Service und Seele: Die 300 besten Hotels in Europa und der Schweiz

Das 28. BILANZ-Hotel-Ranking zeigt die aktuellen Spitzenreiter, die Aufsteiger und die Newcomer quer durch Europa und in der Schweiz.

«90 Prozent aller Gäste-Feedbacks zu unserem Hotel betreffen die Mitarbeitenden», sagt Didier Bru, General Manager im La Réserve Genève. «Und die Gäste geben ihrer Erfahrung einen Namen – sie kommen mit der spezifischen Rückmeldung auf uns zu, dass beispielsweise die Massage bei Alexandra oder der Service bei Raffaele herausragend war.» Ein Aufenthalt in einem Hotel sei eine Abfolge von Kontakten mit Teammitgliedern, vom Doorman über die Rezeptionistin und die Gouvernante bis zum Barkeeper und dem Frühstückskeller. «Jeder Einzelne von ihnen kann mit seinem persönlichen Beitrag das Gasterlebnis zum Hochgenuss oder zum Debakel machen», so Didier Bru.

Vom Glück, für andere da zu sein

Zur Unternehmenskultur eines ambitionierten Hotels gehört heute, den Mitarbeitenden ein Verständnis dafür zu vermitteln, dass sie Teil eines Netzwerks sind, welches sich für das tiefe Wohlbehagen der Gäste einsetzt. «Das bedeutet, dass man sich auf die Bedürfnisse anderer einstellt, sich in andere hineinversetzt, emotionale Intelligenz und Empathie haben muss», sagt Philippe Clarinval, der als Hotelier und Team-Coach zahlreichen Betrieben zu mehr gesundem Menschenverstand und einer gewissen Leichtigkeit des Seins verholfen hat.

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Es gebe viele Theorien über Management, so Clarinval, aber im Grunde genommen gehe es darum, eine freudige Grundstimmung im Team zu schaffen und aufrechtzuerhalten und dafür zu sorgen, dass sich jeder wahrgenommen, zugehörig und in die abteilungsspezifischen Entscheide eingebunden fühlt. Das Betriebsklima sei für die meisten Mitarbeitenden wichtiger als die inzwischen zum Standard gehörenden Bonus- und Goodie-Programme – vorausgesetzt natürlich, dass die Anstellungsbedingungen fair und zeitgemäss sind und stets Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung im Blickfeld bleiben.

Die Kraft des Zusammengehörigkeitsgefühls

Markus Granelli, General Manager im «Dolder Grand», bestätigt dies. «300 Franken mehr Lohn hat man rasch vergessen, nicht aber das Wohlgefühl bei der Arbeit und diesen ganz besonderen Zusammenhalt, den man in einem guten Hotelteam hat.» Granelli ergänzt: «Es macht einfach riesigen Spass, gemeinsam mit engagierten Menschen aus den unterschiedlichen Berufszweigen im Hotel an einem Strang zu ziehen, Freude im Leben der Gäste zu schaffen und eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen.»

Noch anschaulicher beschreibt René Bornmann vom «The Dylan» in Amsterdam die Faszination hinter den Kulissen im Mikrokosmos Hotel: «Wenn wir am frühen Abend eine Hochzeit oder ein Geburtstagsfest veranstalten, führt der ganze Tag auf diesen Moment hin. Wunderbar sind die 30 Minuten, bevor die ersten Gäste eintreffen, und die ganze Erwartung, die darüber liegt. Alles glänzt im Raum. Der Champagner ist kaltgestellt. Die Jazzmusiker machen einen letzten Soundcheck. Und das ganze Team weiss: Wir sind bereit. Die Gäste strömen herein und wir können sie in unserem Haus willkommen heissen.»

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Gen Z mit gastgeberischen Talenten

Die grösste Herausforderung der Branche liegt unverändert darin, liebenswürdige, ehrliche und sich normal verhaltende Fachkräfte zu finden und zu binden – dies weit über die Demografie hinaus, denn der Wunsch nach weniger Arbeitsstunden betrifft längst nicht nur die Jüngeren. Die Signale zur Lage auf dem Arbeitsmarkt und zum mangelnden Nachwuchs sind sehr unterschiedlich: Von «kaum jemand Verlässlichen zu bekommen» bis «alle wichtigen Positionen zufriedenstellend besetzt» lauten die Kommentare der HR-Abteilungen.

Genauso divergierend sind die Erfahrungen mit der vielbelächelten Gen Z: Manche Hotels haben kaum noch Lust, Menschen der Geburtenjahrgänge 1995 bis 2010 einzustellen, weil diese zu faul, zu fordernd und zu unverbindlich seien. Andere loben die jungen, oftmals gut ausgebildeten und selbstbewussten Leute als anpassungs- und improvisationsfähig, kreativ und technologieaffin – man könne von ihren Fähigkeiten erheblich profitieren, müsse ihnen hierzu aber die Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit vermitteln und Raum zur Persönlichkeitsentfaltung bieten. Pragmatisch zu sein, hilft: Nach den Babyboomern und der Generation X, die demnächst respektive in zehn bis fünfzehn Jahren das aktive Berufsleben verlassen, kommen unweigerlich die Generationen Y und Z.

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Zunehmende Mitarbeiterfluktuation 

Zu den guten Nachrichten aus der Hotellerie gehört, dass Betriebe mit modernem Mindset durchaus zu begeisterungsfähigen und begeisternden jungen Talenten kommen, auch wenn sich deren kennzeichnende Unstetigkeit noch nicht in Wohlgefallen aufgelöst hat: Mitarbeitende der Gen Z ziehen oftmals nach einigen Monaten sprunghaft und unerwartet zu einem nächsten Hotel oder in eine andere Branche weiter.

Mit der zunehmenden Personalfluktuation und dem Trend zu reduzierten Arbeitspensen muss das Gastgewerbe also umgehen lernen – was aber gar nicht so dramatisch ist. Ein Blick auf die aktuelle Liste der «Hotelmitarbeitenden des Jahres 2024» zeigt jedenfalls: Die meisten der Ausgezeichneten sind erst seit zwei bis vier Jahren in ihren Betrieben tätig und doch absolut herausragend in dem, was sie für ihre Gäste und abteilungsübergreifend im Team bewirken. Sie sind nicht nur zugängliche Menschenversteher und Traumerfüller, sondern auch authentische Persönlichkeiten, die ihren Hotels erst den unvergleichlichen Touch geben und stets von Neuem für ein bisschen Magie sorgen.

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