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Urs Lehmann, Präsident von Swiss Ski, setzt sich für Winterspiele in der Schweiz ein.
Urs Lehmann (54) setzt auf ein neues Konzept für die Olympischen Winterspiele. Der Präsident des Schweizerischen Skiverbands fuhr früher selbst Skirennen und wurde 1993 Abfahrtsweltmeister.
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Herr Lehmann, Sie wollen die Olympischen Winterspiele 2030 in die Schweiz holen. Vergangene Kandidaturen hat die Schweizer Bevölkerung abgelehnt. Was ist dieses Mal neu?
Das ist genau der Kernpunkt. Das Konzept hinter einer Kandidatur sähe völlig anders aus als in der Vergangenheit. Die Schweizer Bevölkerung haben stets der Gigantismus, das Abdriften von der Natur und vom Sport davon abgehalten, sich für Olympia im eigenen Land zu begeistern.
Und das ist heute anders?
Ja, beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hat ein Wertewandel stattgefunden. Die neuen Vorstellungen von Olympischen Winterspielen, die sie uns im Frühjahr präsentiert haben, klingen ganz anders im Vergleich zu dem, was es bisher gab. Für die Schweiz macht eine Kandidatur daher sehr viel Sinn.
Inwiefern?
Wir wollen dezentrale Spiele mit einer bestehenden Infrastruktur. Wir haben Veranstaltungsstätten und lokale Organisationskomitees mit viel Erfahrung.
Es werden gar keine neuen Stadien gebaut?
Genau, denn die Infrastruktur wird bereits bestehen: von der Bob-Weltmeisterschaft 2023 in St. Moritz; von der Freestyle-WM im Engadin und der Biathlon-WM in der Lenzerheide (2025), von der Eishockey-WM in Zürich und Freiburg (2027) und der Ski-Weltmeisterschaft in Crans-Montana (2028). Wir führen die meisten olympischen Disziplinen bis 2030 durch – einfach sequenziell und nicht parallel.
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Welche wirtschaftlichen Vorteile bringt Olympia?
Für die Winterspiele Milano Cortina gibt es eine Wirtschaftlichkeitsstudie, laut der den Kosten von 1,5 Milliarden Euro eine Wertschöpfung von 3,2 Milliarden Euro gegenübersteht. Wir haben eine Analyse für die WM in Crans-Montana durchgeführt und kommen sogar auf noch bessere Ergebnisse. Jeder, der etwas von Wirtschaft versteht, sollte dem Konzept zustimmen. Doch selbst ich habe Anfang Jahr nicht an Winterspiele in der Schweiz geglaubt.
Wie bitte?
Ja, beim Lauberhornrennen im Januar sprach mich der damalige Projektleiter auf Olympia an, und meine Antwort war: «Vergiss es, das werden du und ich nicht erleben.» In den letzten sechs Monaten hat sich dramatisch viel verändert. Ich bin ein sehr rationaler Mensch und bin überzeugt, dass wir Schweizer das können – wir müssen es nur wollen.
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