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Bulgari-Uhren-Chef Jonathan Brinbaum

«Geld spielt am Ende immer eine Rolle – aber es ist nicht der Anfang»

An den GWD feierte Bulgari den Erfolg ihrer Octo-Finissimo-Kollektion mit einer Retrospektive. Warum? Watches-Chef Jonathan Brinbaum erklärts.

Iris Kuhn Spogat

<p>Die Männer hinter der Uhr: Fabrizio Buonamassa Stigliani (l.) und Lee Ufan.</p>

Die Männer hinter der neuen Octo Finissimo: Fabrizio Buonamassa Stigliani (l.) und Lee Ufan.

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Bulgari hat in zehn Jahren geschafft, was Mitspieler in Jahrzehnten nicht hinbekommen: eine Ikone zu kreieren. Sie heisst Octo Finissimo, steht für technische Kühnheit und ein Design, das wiedererkennt, wer es erst einmal wahrgenommen hat.

Die Geschichte der Octo Finissimo beginnt 2014 mit dem Tourbillon. Es hatte eine Höhe von 1,95 Millimetern und war damit das flachste der Welt. Die Uhrenwelt staunte und stellt heute fest, dass diese Uhr nur der Auftakt zu einer ganzen Weltrekordserie gewesen ist, darunter 2016 die ultraflache Minutenrepetition, 2019 der Chronograph GMT und 2021 der Perpetual Calendar. Eine unglaubliche Leistung präsentierte die Marke 2024: die Ultra COSC, mit 1,70 Millimetern die flachste zertifizierte mechanische Uhr ever. Dieses Jahr hat Bulgari mit der Ultra Tourbillon mit einer Gesamthöhe von 1,85 Millimetern den zehnten Weltrekord in elf Jahren aufgestellt.

<p>Die zehn Weltrekorduhren von Bulgari.</p>

Die zehn Weltrekorduhren von Bulgari.

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<p>Die zehn Weltrekorduhren von Bulgari.</p>

Die zehn Weltrekorduhren von Bulgari.

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Mit dem Streben nach Flachheit hat Bulgari die Richemont-Marke Piaget, aka Meister der ultraflachen Uhren, vom Thron gestossen: Deren Altiplano Ultimate Concept ist auch nur 2,00 Millimeter hoch und war lange Zeit die ultimativ flachste Mechanische.

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Die Rekorde bringen Bulgari nicht nur Ansehen in Sachen Uhrmacherei, sondern die Uhren funktionieren auch kommerziell: 2024 erzielte Bulgari einen geschätzten Gesamtumsatz von rund 3,6 Milliarden Euro, davon etwa 13 Prozent aus der Uhrenlinie. Damit ist aus einem Nebenzweig des römischen Juweliers innert zehn Jahren eine tragende Säule geworden – zum Entzücken der internationalen Sammler-Community: Foren, Auktionen und Social Media feiern die Octo Finissimo – für die Kombination aus radikal flach, markant designt und dennoch alltagstauglich.

<p>Neuheit: Bulgari Octo Finissimo mit Zifferblatt aus blauem Marmor.</p>

Steinerne Pemiere: Bulgari Octo Finissimo Marbel Tourbillon mit Zifferblatt aus blauem Marmor.

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<p>Neuheit: Bulgari Octo Finissimo mit Zifferblatt aus blauem Marmor.</p>

Steinerne Pemiere: Bulgari Octo Finissimo Marbel Tourbillon mit Zifferblatt aus blauem Marmor.

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Der Mastermind der Octo Finissimo ist Fabrizio Buonamassa Stigliani. Der Italiener ist Kreativchef der Uhrendivision bei Bulgari, die seit 2012 zum LVMH-Konzern gehört. Buonamassa steht seit 2001 auf der Payroll des römischen Juweliers und hat, inspiriert von der römischen Architektur, die Octo Finissimo designt – und die Uhrmacher Jahr für Jahr über ihre Grenzen hinaus gefordert. Neben der Rekordjagd suchte Buonamassa auch immer wieder neue Gestaltungselemente, wie das blaue Zifferblatt aus blauem Marmor der neu lancierten Octo Finissimo Marble Tourbillon. Oder er involvierte Künstler, die ihm imponierten und mit denen er seine Designsprache verschmelzen konnte.

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Die neuste Kollaboration ist besonders schön: Sie entspringt dem Austausch mit dem koreanischen Künstler Lee Ufan, einem zentralen Vertreter der minimalistischen Mono-ha-Bewegung, die Ende der 1960er-Jahre in Japan entstand. Ufan, 1936 geboren, ist Philosoph und Professor, arbeitet mit einfachen Materialien wie Stein, Metall und Farbe und untersucht in seinen Werken die Beziehung zwischen Objekten, Raum und Wahrnehmung. Seine Philosophie der Reduktion, der Stille und des Dialogs zwischen Objekten findet sich im Zifferblatt «seiner» Octo Finissimo wieder. So schlicht es gestaltet ist und so poetisch beim Betrachten, so schwer ist es in Worte zu fassen, denn es ist mehr, als man sieht: Das Zifferblatt ist ein Spiegel, der von farblos zu Grau zu Schwarz verläuft und den Eindruck einer unbekannten Präsenz im Hintergrund erzeugt. Oder so. (Wer die Uhr von Nahem gesehen hat, weiss, was gemeint ist.) Gehäuse und Band sind aus Titan und wurden in Handarbeit zerkratzt, was jede dieser Uhren zu einem Unikat macht.

<p>Diese Uhr ging aus der neuen Kollaboration mit Künstler Lee Ufan hervor.</p>
<p>Von Hand zerkratztes Band.</p>
<p>Immer noch dünner.</p>
<p>Die Männer hinter der Uhr: Fabrizio Buonamassa Stigliani (l.) und Lee Ufan.</p>
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Diese Uhr ging aus der neuen Kollaboration mit Künstler Lee Ufan hervor.

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Im Tandem mit Buonamassa, der kreativen Seele der Marke, leitet seit September Jonathan Brinbaum die Uhrensparte kommerziell. Der 41-Jährige hat diese Rolle neu übernommen, davor war er Chef der Bulgari-Parfümsparte. Wir haben uns an den Geneva Watch Days (GWD) mit dem Franzosen unterhalten – über die Octo Finissimo x Lee Ufan, über die Bedeutung der ikonischen Kollektion und über seine Klientel.

<p>Jonathan Brinbaum, CEO BULGARI</p>
Gabriel de la Chapelle
<p>Jonathan Brinbaum, CEO BULGARI</p>
Gabriel de la Chapelle

Herr Brinbaum, wie kommen Sie auf die Idee, eine Uhr zu malträtieren, nachdem sie fertiggestellt worden ist?

Es ist zugegebenermassen eine etwas verrückte Idee, Gehäuse, Uhrenarmband und Schliesse zu zerkratzen. Und dazu eine Schwerarbeit, die Stunden braucht und händisch ausgeführt wird. Die Teile sind alle aus Titan und entsprechend schwierig zu bearbeiten. Das Schöne daran: Am Ende ist jede Uhr anders, also ein Unikat.

Ist das wichtig?

Ja. Es ist das, was Kunden erwarten, wenn wir eine Künstler-Kollaboration machen.

Sie widmen der Octo Finissimo eine Ausstellung. Ist das nicht etwas überzogen? Die Kollektion ist gerade einmal elf Jahre alt.

Tatsächlich sind elf Jahre nichts in der Uhrmacherei. Aber wir haben in der Zeit zehn Weltrekorde erzielt, und die Octo Finissimo ist eine der wenigen echten Uhrmacherikonen des 21. Jahrhunderts. Das hat eine Retrospektive verdient. Deshalb haben wir hier in Genf eine Ausstellung installiert.

Also mehr Fan- als Verkaufsveranstaltung?

Genau. Wir zeigen Uhrenfans unsere grosse Innovationskraft und Sammlern unsere Geschichte und unseren Hintergrund. Das interessiert sie, sie erwarten es und verdienen es auch.

Was wissen Sie über diese Sammler?

Für Bulgari ist dieses Thema immer noch recht neu, und wir sind am Lernen. Wir haben erst vor Kurzem festgestellt, dass wir 200 Kunden haben, die mindestens drei Octos besitzen. Soll die Uhr eine Ikone bleiben, müssen wir diese Kunden kennenlernen und pflegen. Uhren sind für diese Leute nicht einfach kommerzielle Produkte, sondern Leidenschaft. Was sie interessiert, ist unsere Manufaktur, ein Treffen mit unseren Uhrmachern oder mit unserem Chefdesigner Fabrizio Buonamassa.

Geld spielt bei den Sammlern keine Rolle?

Am Ende geht es immer um Geld – aber es ist nicht der Anfang.

Was wissen Sie über diese Leute?

Sie sind über den Globus verteilt. Einige von ihnen sind grosse Sammler, die nicht nur Bulgari besitzen. Einige sind in die Finissimo verliebt und ganz auf sie fokussiert. Viele von ihnen sind längst über das hinausgewachsen, was im Luxus während Dekaden bestimmend war – Status und Ansehen. Und für uns geht es daher auch nicht mehr einfach um Produkte an sich, sondern um Produkte, die mit dem Menschen resonieren.

Über die Autoren
Iris Kuhn Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Iris Kuhn-Spogat

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