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Die Uhren des Meister-Werbers

Welche Uhren kauft ein Uhrendesigner? Beim Gestalter der Patek Philippe Calatrava wissen wir es: Seine Sammlung kommt nun unter den Hammer.

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<p>Die Uhrensammlung des in den 90ern verstorbenen Designers René Bittel wird versteigert.</p>

Die Uhrensammlung des in den 90ern verstorbenen Designers René Bittel wird versteigert.

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Es sind alle berühmten Namen darunter: Rolex, Cartier, Patek Philippe, Omega, Chanel, Bulgari, Eterna und andere. Dazu auch eine Uhr mit den Buchstaben RHB auf dem Zifferblatt, den Initialen von René Bittel. Bittel (1928–1996), so muss man wissen, war ein bekannter und talentierter Werber, Art Director und Grafikdesigner – vom 22. bis 24. September kommt seine Uhrensammlung beim Auktionshaus Genève Enchères unter den Hammer.

Bekannt ist Bittel unter anderem für Werbeplakate, die er für die Schweizer Verkehrszentrale (Schweiz Tourismus) und für die nationale Airline Swissair schuf. Uhren-Afficionados verehren ihn aber vor allem für die Gestaltung der zweiten, 1985 lancierten Modellversion Calatrava von Patek Phillippe. Sie gehört zweifelsfrei zu den berühmtesten Uhren der Welt.

Die Geschichte: Auf dem Höhepunkt der Quarzkrise beauftragte Patek-Philippe-Präsident Philippe Stern René Bittel mit der Gestaltung der neuen Calatrava – sie sollte der Marke ganz generell neuen Drive bringen. Die daraus entstandene Uhr mit der Referenz 3919, später gerne «Uhr der Bankiers» genannt, eröffnete 1985 ein neues Kapitel der Calatrava-Saga und wurde zum eigentlichen Gesicht der Marke. Neben den römischen Ziffern auf dem blütenweissen Zifferblatt fiel die Uhr vor allem durch ihre Lünette auf – mit winzigen Pyramiden als «Clou de Paris»-Dekor (im englischen Sprachraum Hobnail genannt). René Bittel entwarf auch international geschaltete Werbeinserate für die Uhr und muss wohl den Nerv der Zeit getroffen haben: Innerhalb von zwei Jahren stieg der Umsatz von Patek Philippe angeblich um 28 Prozent, die Zahl der verkauften Uhren kletterte im Jahr 1987 auf über 12’000 Stück. Neue Inserate mussten nun plötzlich erklären, warum man die Nachfrage nicht decken konnte.

Partner-Inhalte

<p>Die Patek Philippe Calatrava 3919 wurde von René Bittel gestaltet.</p>
<p>RHB, die Uhr mit den Initialen von René Bittel.</p>
<p>Patek Philippe, Referenz 3960, die Uhr zum 150-Jahre-Jubiläum.</p>
<p>Patek Philippe, Referez 5015, mit Mondphase.</p>
<p>Cartier Tank française, Quarzwerk.</p>
<p>Chanel, Quarzuhr.</p>
<p>Patek Philippe, Kaliber 5000, Graugoldgehäuse.</p>
<p>Rolex Daytejust.</p>
<p>Chanel J12, Automatikwerk.</p>
<p>Baume et Mercier, ovales Gehäuse, mechanisches Werk.</p>
<p>Boucheron und Omega, rechteckige Uhr mit mechanischem Werk.</p>
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Die Patek Philippe Calatrava 3919 wurde von René Bittel gestaltet.

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In René Bittels Sammlung findet man natürlich «seine» Calatrava – die er offensichtlich getragen hat. Spuren des Gebrauchs sind, wie bei vielen anderen Stücken, sichtbar, sozusagen als eine vom Meister verursachte Patina. Von Patek Philippe sind einige Stücke, darunter die Referenz 5000, eine Uhr mit dezentraler kleiner Sekunde, an deren Gestaltung, so das Auktionshaus, René Bittel möglicherweise zumindest indirekt mitgewirkt habe. 

Die Sammlung offenbart ein breites Interesse an Uhren. Viele Stücke wurden wohl wegen ihres Designs erworben, auffallend sind charakterstarke Zifferblätter und eine offensichtliche Vorliebe für römische Ziffern. Einige sind sehr wohl auch technisch interessant, und offensichtlich gibt es Uhren, die René Bittel zum Verschenken gekauft hat, Damenuhren notabene. 

Bittels Kundenkreis war breit und reichte bis zur Automarke Chrysler. «Ich bin kein Schweizer, ich bin international», sagte er einmal in einem Interview. Und: «Ich setze mir keine Grenzen – und ich akzeptiere keine.»

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Über die Autoren
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Pierre-André Schmitt

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