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Chanel sichert sich die Uhrenmarke MB&F

Die unabhängige Luxusikone steigt bei der unabhängigen Uhrenmanufaktur ein – um deren Zukunft zu sichern. Die Hintergründe.

Iris Kuhn Spogat

Max Büsser hat MB&F vor knapp zwanzig Jahren gegründet.

Max Büsser hat MB&F vor knapp zwanzig Jahren gegründet.

PD

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Chanel beteiligt sich mit 25 Prozent an Max Büsser & Friends, kurz MB&F. Damit haben sich zwei gefunden, die gleich ticken, aber in ganz anderen Sphären.

Chanel kennt jeder. Der Luxuskonzern erwirtschaftet rund 20 Milliarden Dollar Umsatz und gehört den Brüdern Alain (75) und Gérard Wertheimer (73). Der ältere lebt in New York, der jüngere in Genf. Er war gemäss BILANZ 2023 mit einem Vermögen von rund 42 Milliarden Franken der Reichste der 300 Reichsten im Land.

MB&F dagegen kennt nur, wer ein Faible für Zeitmesser hat, die alles sind, ausser gewöhnlich. Max Büsser hat die Marke 2005 gegründet und einiges ausgehalten: «Die ersten zehn Jahre ging es ums Überleben, dann kamen ein paar harte Jahre, und dann kam die Pandemie», so sein Zeitraffer. «Statt wie erwartet zu versiegen, ging unsere Nachfrage dann plötzlich durch die Decke.» Inzwischen beschäftigt er 60 Leute, und Wartelisten für seine im Wortsinn verrückten und stets superteuren Zeitmaschinen und -messer sind sein Alltag.

Der Deal – Insider schätzen, dass Chanel für die Beteiligung 30 Millionen Franken bezahlt hat – ist für den Giganten Peanuts. Für Büsser ist er der herbeigesehnte Befreiungsschlag: «Ich bin hier omnipräsent», sagt er auf die Frage nach den Hintergedanken, «was, wenn ich sterbe?».

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Blick in die M.A.D. Gallery von Max Büsser in Genf. Sie ist ein ­faszinierendes Universum. Zeit­maschinen und mechanische Kunst­geräte sind das Mass aller Dinge.

Blick in die M.A.D. Gallery von Max Büsser in Genf. Sie ist ein faszinierendes Universum. Zeitmaschinen und mechanische Kunstgeräte sind das Mass aller Dinge.

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Blick in die M.A.D. Gallery von Max Büsser in Genf. Sie ist ein ­faszinierendes Universum. Zeit­maschinen und mechanische Kunst­geräte sind das Mass aller Dinge.

Blick in die M.A.D. Gallery von Max Büsser in Genf. Sie ist ein faszinierendes Universum. Zeitmaschinen und mechanische Kunstgeräte sind das Mass aller Dinge.

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Büsser ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Mädchen, sieben und elf Jahre alt. Für die drei wäre es eine Bürde, MB&F zu erben, sagt er. Seine Sorge: Jemand mit viel Geld und wenig Werten schnappt sich MB&F. «Mein Erbe würde zerstört.» Chanel hat viel Geld «und starke Werte, die mit meinen übereinstimmen». Ihm gehörten 80 Prozent an MB&F, seinem Kompagnon, Serge Kriknoff, 20 Prozent. Büsser trat 20 Prozent ab, Kriknoff 5 Prozent.

Büsser ist mit dem Accord doppelt happy: Er hat die Zukunft von MB&F als unabhängige Marke auf alle Zeiten gesichert. Sollte ihm etwas passieren, wird Chanel nämlich seine 60 Prozent übernehmen. Seiner Familie sichert er mit den Millionen aus dem Deal zudem ein Leben ohne finanzielle Sorgen.

Und was hat Chanel davon? Die Edelmarke stellt ebenfalls mit grosser Ernsthaftigkeit Uhren her, machte damit gemäss Morgan Stanley und LuxeConsult 2023 gegen 400 Millionen Franken Umsatz. Der Chef der Division, Frédéric Grangié, sieht den Deal als «Teil der langfristigen Strategie, Know-how und Fachwissen zu bewahren, weiterzuentwickeln und in diese zu investieren». Zueinander zu finden, war ganz leicht: Büsser-Partner Serge Kriknoff war vor MB&F Managing Director der Manufaktur G&F Châtelain, die heute als Chanel Manufacture firmiert und Chanel-Uhren herstellt.

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Über die Autoren
Iris Kuhn Spogat

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