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Uhrensammler-Netzwerk

Bei CollectorSphere haben die Sammler das Wort

Drei Uhren-Aficionados haben ein Netzwerk geknüpft für die, welche die Uhrenbranche am Laufen halten: die Sammler.

Carré blanc

Jorge S. B. Guerreiro

<p>James Schaaf (l.), Alexander Friedman und Elisa Morales Dufour sind die drei Gründer von CollectorSphere.</p>

James Schaaf (l.), Alexander Friedman und Elisa Morales Dufour sind die drei Gründer von CollectorSphere.

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CollectorSphere wurde genau zum Zeitpunkt geboren, als die Schweizer Uhrenindustrie zu begreifen begann, dass sich die Post-Covid-Party ihrem Ende näherte. Während die Marken versuchten, ihre Exzesse und überfüllten Lager zu verdauen, schlossen sich Alexander Friedman, Elisa Morales Dufour und James Schaaf 2024 zusammen, um eine gemeinsame Intuition zu verfolgen: Was wäre, wenn man endlich auf diejenigen hören würde, die diese Uhren mit fünf-, sechs- oder siebenstelligen Preisen wirklich kaufen? «CollectorSphere geht von dem Wunsch aus, Sammler zu vernetzen und ihre Stimme in der Branche hörbar zu machen. Es geht darum, ein Kollektiv zu strukturieren, nicht darum, einen weiteren Club zu gründen», erklärt Alexander Friedman.

Friedman, der 15 Jahre lang als Berater mit eigener Agentur in der Uhrenindustrie tätig war, spürte einen entscheidenden Mangel in seiner beruflichen Tätigkeit. «Ich hatte zwar gute Kunden», sagt er. «Doch es fehlte die menschliche Seite.» Es war dann hauptsächlich Elisa Morales Dufour, die das Projekt CollectorSphere nach einer Vergangenheit im Uhrenmarketing über eine blosse Veranstaltungsreihe hinaus vorantrieb. Der Dritte im Bunde, James Schaaf, ist ein irischer Sammler, der sich in Gibraltar niedergelassen hat, nachdem er in der Welt der Kosmetika erfolgreich war. Als Besitzer von «sehr schönen Stücken» bringt er seine Marktkenntnisse und seine Glaubwürdigkeit in die Sammlergemeinschaft ein.

Partner-Inhalte

Die Einführung von CollectorSphere war alles andere als improvisiert. «Wir haben sechs Monate lang recherchiert», erzählt Alexander Friedman. Er und seine Partner ermittelten eine Liste mit 250 Namen der einflussreichsten Sammler, von denen 150 als Gründungsmitglieder ausgewählt wurden.

Eine selektive Gemeinschaft

CollectorSphere ruht auf vier Säulen. Die erste bildet die Gemeinschaft selbst, die heute aus mehr als 240 Mitgliedern aus 22 Ländern besteht, von Nord- und Südamerika über Ozeanien, Asien und Europa bis in den Nahen Osten. «Der Jüngste ist unter 20, der Älteste 70 Jahre alt. Es sind einige der einflussreichsten Sammler dabei, einige sehr bekannt, andere diskret», sagt Friedman. Die Mitgliedschaft bei CollectorSphere erfolgt ausschliesslich durch Kooptation. «Über die Gründungsmitglieder hinaus verteilen wir tröpfchenweise einige zusätzliche Einladungen.» Derzeit stehen etwa 80 Personen auf der Warteliste.

<p>Die CollectorSphere-Gemeinschaft zählt heute über 240 Mitglieder, Männer und Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren aus 22 Ländern.</p>

Die CollectorSphere-Gemeinschaft zählt heute über 240 Mitglieder, Männer und Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren aus 22 Ländern.

CollectorSphere
<p>Die CollectorSphere-Gemeinschaft zählt heute über 240 Mitglieder, Männer und Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren aus 22 Ländern.</p>

Die CollectorSphere-Gemeinschaft zählt heute über 240 Mitglieder, Männer und Frauen im Alter von 20 bis 70 Jahren aus 22 Ländern.

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Die zweite Säule ist eine digitale Plattform, die nur für Mitglieder zugänglich ist und auf der die Inhalte in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern entwickelt werden. «Wenn wir über eine Marke berichten wollen, greifen wir auf die Kompetenzen des Kollektivs zurück. Zum Beispiel haben wir einen Artikel über Ferdinand Berthoud publiziert. Wir baten ein Mitglied, das ein guter Kunde der Marke ist, uns darüber zu berichten», erklärt Alexander Friedman. Und das in einer sicheren Umgebung, in welcher der Austausch vor fremden Blicken geschützt bleibt.

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Das Herzstück der Community, die ständige Verbindung zwischen den Mitgliedern, die dies wünschen, wurde auf WhatsApp eingerichtet. Dort findet ein reger Austausch über Uhren, Trends und Nachrichten statt. «Oft entstehen Gespräche anhand von Fotos von neuen Uhren, welche die Mitglieder gekauft haben.» Die Hauptregel der Gruppe ist klar: «Null Toleranz gegenüber Direktverkäufen, das machen andere schon.»

Die dritte Säule sind die Veranstaltungen. Seit ihrem Start an der Watches and Wonders 2024 hat CollectorSphere rund zwanzig Veranstaltungen auf der ganzen Welt organisiert, insbesondere parallel zu Uhrenmessen. Sie verbinden zwanglose Treffen der Mitgliedern mit Aktivitäten rund ums Thema Uhr, wie zuletzt bei den Geneva Watch Days: «Pizza am Eröffnungsabend, Mittagessen mit Entrecôte zum Abschluss.» Dazwischen gibt es Besuche bei unabhängigen Uhrmachern, Diskussionsrunden in Boutiquen und intime Abendessen mit bestimmten Marken. Nach einer Reise nach Kappadokien in der Türkei Anfang Oktober bereitet sich das Team nun auf die WatchTime New York, die Genfer Auktionen und den Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) sowie die Dubai Watch Week vor.

<p>Die Mitglieder von CollectorSphere treffen sich an Veranstaltungen auf der ganzen Welt, insbesondere parallel zu Uhrenmessen, und bleiben über WhatsApp und eine private Internetplattform in Kontakt.</p>

Die Mitglieder von CollectorSphere treffen sich an Veranstaltungen auf der ganzen Welt, insbesondere parallel zu Uhrenmessen, und bleiben über WhatsApp und eine private Internetplattform in Kontakt.

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<p>Die Mitglieder von CollectorSphere treffen sich an Veranstaltungen auf der ganzen Welt, insbesondere parallel zu Uhrenmessen, und bleiben über WhatsApp und eine private Internetplattform in Kontakt.</p>

Die Mitglieder von CollectorSphere treffen sich an Veranstaltungen auf der ganzen Welt, insbesondere parallel zu Uhrenmessen, und bleiben über WhatsApp und eine private Internetplattform in Kontakt.

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Im Gegensatz zu herkömmlichen Clubs verlangt CollectorSphere keine Mitgliederbeiträge. «Stattdessen verlangen wir von ihnen Zeit und Gehirnschmalz», sagt Alexander Friedman. Die Einnahmen stammen aus den Partnerschaften mit den Uhrenmarken. «Wir haben schon einige Marken abgelehnt, deren Projekte zu kommerziell waren.» Die Treffen werden nach den Interessen und Wünschen der Community vorbereitet. Die Zahlen sprechen für sich: Bei einem Besuch bei einem unabhängigen Genfer Uhrmacher, der eine komplizierte Uhr für über 100’000 Franken anbot, «haben von zwölf Gästen acht das Stück gekauft». Das entspricht einem Umsatz von 800’000 Franken in zwei Sitzungen. «Eine eindrückliche Visitenkarte.»

Die vierte Säule von CollectorSphere ist zweifellos die ehrgeizigste: der «Intelligence Report». Er wurde im September 2025 zum ersten Mal veröffentlicht und ist das Ergebnis einer sechsmonatigen Arbeit eines Datenanalysten des IMD. Eine Gruppe von 200 Sammlern war daran beteiligt, unter der Leitung eines Intelligence Committee, das aus 17 einflussreichen Sammlern besteht. Der Bericht definiert sieben Archetypen von Sammlern und analysiert ihre Visionen und ihr Verhalten. Im Gegensatz zu den bestehenden Berichten von Morgan Stanley oder Deloitte, die «Ergebnis- oder Erwartungszahlen» bieten, bringt der «Intelligence Report» eine menschliche, subjektive Dimension ein. «Was denkt der Endkunde wirklich?», fragt Alexander Friedman. Der Bericht ist öffentlich, die Transparenz vollständig: Die Mitglieder wissen, mit welchen Marken CollectorSphere zusammenarbeitet. Für die Zukunft sind auch Themenhefte geplant, um spezifische Nischen zu erforschen, wie etwa Marken, die im dynamischen Bereich von 500 bis 3000 Franken vertreten sind.

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<p>Der «CollectorSphere Intelligence Report», der im September 2025 zum ersten Mal veröffentlicht wird, übersetzt die Meinungen der Sammler in konkrete Informationen und soll zu einem Diagnoseinstrument und einem strategischen Fahrplan für Marken werden.</p>

Der «CollectorSphere Intelligence Report», der im September 2025 zum ersten Mal veröffentlicht wird, übersetzt die Meinungen der Sammler in konkrete Informationen und soll zu einem Diagnoseinstrument und einem strategischen Fahrplan für Marken werden.

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<p>Der «CollectorSphere Intelligence Report», der im September 2025 zum ersten Mal veröffentlicht wird, übersetzt die Meinungen der Sammler in konkrete Informationen und soll zu einem Diagnoseinstrument und einem strategischen Fahrplan für Marken werden.</p>

Der «CollectorSphere Intelligence Report», der im September 2025 zum ersten Mal veröffentlicht wird, übersetzt die Meinungen der Sammler in konkrete Informationen und soll zu einem Diagnoseinstrument und einem strategischen Fahrplan für Marken werden.

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Wie sieht die Zukunft aus, wenn sich diese vier Säulen etabliert haben? CollectorSphere plant mehrere Stufen der Mitgliedschaft. Die zweite Reihe wird für die prominentesten Clubs reserviert sein. «Im Rahmen unseres Bestrebens, Verbindungen zwischen Uhrenclubs auf der ganzen Welt herzustellen, tauschen wir uns derzeit mit mehreren Gründern renommierter Clubs aus, um die einflussreichsten Mitglieder ihrer Kreise einzuladen», erläutert Alexander Friedman. Eine dritte Ebene, die auf einen breiteren Kreis von Amateuren ausgeweitet wwerden könnte, wird derzeit in Betracht gezogen. Sensible Inhalte, wie Diskussionen über private Sammlungen, würden dem ersten Kreis vorbehalten bleiben.

CollectorSphere bereitet die internationale Expansion vor

Für 2026 bereitet CollectorSphere die Zusammenarbeit mit bestimmten Marken vor, um Uhrenmodelle «in sehr begrenzten Auflagen» zu entwerfen, die ausschliesslich den Mitgliedern vorbehalten sind. «Ich hatte heute Morgen einen Termin in einem Tal, das in Uhrenkreisen bekannt ist», so Friedman sibyllinisch.

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Die Entwicklung wird auch andere Interessengebiete als die Uhrmacherei umfassen: Wein und Spirituosen stehen bereits fix auf dem Wunschzettel, die Automobilbranche wird wohl folgen.

CollectorSphere hat seinen Sitz in Lausanne und strahlt international aus, bleibt aber in der Schweiz verankert. Alexander Friedman sieht darin einen strategischen Vorteil: «Wir haben einen privilegierten Kontakt zur Bezugsquelle, die sich hier befindet.» In einem schwierigen Umfeld, in dem Uhrenmarken nach Lösungen suchen, möchte CollectorSphere es ihnen ermöglichen, ihre Kunden besser zu verstehen, von denen sie oft durch Distributoren und Einzelhändler getrennt sind. «Wir bieten einen direkten Zugang zu den wahren Marktbeeinflussern – den Sammlern.» Um sie zu erreichen, braucht es «kein aggressives Marketing oder hohles Storytelling, denn sie sind bereits bestens informiert. Man muss es subtil machen, es gibt eine sehr feine rote Linie, die man nicht überschreiten darf.» Diese Linie scheint CollectorSphere erfolgreich erkannt zu haben.

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