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Uhren-Auktionen

Altes Geschäft, neues Bewusstsein

Uhren-Auktionen sind ein florierendes Geschäft, bei dem die Uhrmacher selbst oft leer ausgehen. Das wollen zwei aus der Branche nun ändern.

Iris Kuhn Spogat

<p>Arthur Touchot (l.) und Leonard Pictet von Marteau &amp; Co. wollen Uhrmacher nicht aussen vor lassen.</p>

Arthur Touchot (l.) und Leonard Pictet von Marteau & Co. wollen Uhrmacher nicht aussen vor lassen.

ZVG

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«Wir jagen keine Rekorde, wir haben grössere Träume», führen Léonard Pictet und Arthur Touchot ihr neues Unternehmen ein. Es heisst Marteau & Co und soll eine Auktionsplattform für Zeitmesser von unabhängigen Uhrmachern werden. Das Neue an ihrer Idee ist, dass sie die Uhrmacher am Verkaufserfolg beteiligen. Der Grund: «Unabhängige Uhrmacher spielen in der Auktionsszene eine wichtige Rolle, aber sie werden nicht behandelt wie andere Künstler, deren Werke verkauft werden», erklärt Touchot. «Das wollen wir ändern.»  

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Die Idee ist so gut, dass man sich fragt, warum nicht schon lange jemand von den vielen Geschäftsleuten, die behaupten, Uhrmacherei zu lieben und fördern zu wollen, darauf gekommen ist. Uhrmacherei ist anerkanntermassen eine grosse Kunst – doch die renommierten Künstler selbst haben bei Versteigerungen vom Verkaufserfolg selten etwas – ausser noch mehr Renommee, wenn ihre Zeitmesser auf dem Sekundärmarkt über den Erwartungen performen. Die finanzielle Beteiligung der Uhrmacher an den mitunter exorbitanten Auktionserlösen war bisher kaum je ein Thema. 

Das wollen die beiden Männer hinter Marteau ändern und nennen ihre Idee zirkulär: Drei Prozent des erzielten Verkaufspreises kommt bei ihnen künftig dem Schöpfer des jeweiligen Zeitmessers zu. 

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Der Uhrmacher spielt bei Marteau eine wichtige Rolle und wird nicht aussen vor gelassen.

Pictet wie Touchot sind für ihr Start-up gut positioniert: Hinter Pictet liegen fünfzehn Berufsjahre bei Richemont, zehn davon hat er bei A. Lange & Söhne absolviert. Touchot war Uhren-Journalist, unter anderem bei «Hodinkee», bevor er beim Auktionshaus Phillips anheuerte, wo er sich während acht Jahren profiliert und ein exquisites Netzwerk aufgebaut hat. Ihr gemeinsamer Nenner: die Leidenschaft für Uhren und der Respekt vor den Uhrmachern. Sie führen nicht nur die im Kunstmarkt übliche Tantieme für Künstler ein (drei Prozent vom Verkaufserlös) und beteiligen damit die Uhrmacher direkt am Erfolg ihrer Werke auf dem Zweitmarkt. Sondern sie legen auch direkt zu Anfang ihre Bedingungen offen: Käufer bezahlen einen Aufpreis von 20 Prozent, was in dem Business in etwa üblich ist. Verkäufer bezahlen eine Pauschale von 500 Franken. Die Uhren werden nach Genf geliefert, dort inspiziert – und im Austausch mit dem Uhrmacher als authentisch identifiziert. Das ist der grosse – und einzige – Unterschied zu traditionellen Auktionshäusern: Der Uhrmacher spielt bei Marteau eine wichtige Rolle und wird nicht aussen vor gelassen.

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Die Idee dahinter – so die beiden Macher – sei, den Uhren-Auktionsmarkt neu zu prägen und insbesondere die Beziehung zwischen Uhrmachern und Sammlern neu zu definieren. Bleibt abzuwarten, wie das gelingt. Und ob. Die erste Auktion – «klein, aufs Feinste kuratiert, damit jede Uhr brillieren kann» (Pictet) – ist für Herbst angesagt. Wer sie miterleben will, kann sich hier anmelden.

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Iris Kuhn Spogat

Iris Kuhn-Spogat

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