Guten Tag,
Unter Mario Greco hat die Zurich die UBS als wertvollsten Schweizer Finanzkonzern entthront. Doch jetzt muss Greco zeigen: Er kann auch nett sein.
Chef-Antreiber: Gefragt ist nicht mehr «Iron Mario», sondern «Mario il Motivatore». Kann der Mann aus Neapel das?
Anne Gabriel-JürgensMit Cecilia hat niemand gerechnet. Die altehrwürdige «Zürich»-Versicherung, bald 150 Jahre alt, hatte zu ihrem Investorentag ins «Four Seasons» im Londoner Westend geladen. Gut 50 Analysten und Fondsmanager haben sich in dem schmucklosen Konferenzsaal an diesem trüben Novembermorgen versammelt. Für Konzernlenker Mario Greco ein besonders wichtiger Tag: Der Zurich-Chef arbeitet mit Drei-Jahres-Plänen, und jetzt sollten nach langem Vorlauf endlich die neuen Ziele bis 2022 vorgestellt werden. Grosse Thermoskannen mit aufgebrühtem Kaffee stehen bereit. Zu erwarten ist: Die ganz grosse Zahlenschlacht. Versicherung eben.
Doch dann kommt Cecilia Parnell auf die Bühne, eine junge Mitarbeiterin aus der amerikanischen Zurich-Zentrale in Chicago, und tut das, was man in ihrer Generation «dissen» nennt: Sie gönnt sich eine Attacke auf ihren Arbeitgeber. «Um es klar zu sagen: Die Versicherungsindustrie spricht die Bedürfnisse unserer Generation nicht an», ruft sie laut in den Saal. Die Analysten schauen von ihren Laptops auf. Schiesst da wirklich eine junge Mitarbeiterin auf offener Bühne gegen ihre Firma? Unerhört.
Und der Chef? Er sitzt in der ersten Reihe und lächelt fein. Lediglich das stetige Trippeln der Beine verrät Mario Grecos Anspannung. Was das Publikum nicht weiss: Die Attacke ist sein Werk. Er hat den Auftritt der jungen Dame nachträglich und gegen den Willen seiner Investor-Relations-Leute angeordnet. Die Präsentation muss die Zurich separat nachliefern. Die Botschaft: Mario kann auch jung.
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