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Im Auge des Hurrikans

Noch nie in seiner langen Karriere als CEO war Severin Schwan derart gefordert wie jetzt. Aus dem Leben eines Pharmachefs in Zeiten von Corona.

Erik Nolmans

Severin Schwan

Der Chef: Die grossen Pharmaunternehmen gelten als Hoffnungsträger im Kampf gegen Corona. Severin Schwan, CEO von Roche, steht im Zentrum.

Arnd Wiegmann / Reuters

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Wenn das Telefon auf dem Pult von Severin Schwan läutet, dann ist die Chance gross, dass ein Regierungschef den CEO von Roche zu sprechen wünscht. Vor allem seit der Pharmagigant Mitte März im Schnellverfahren die Zulassung für seinen neuen Corona-Test erhalten hat, laufen die Drähte heiss. «Ich hatte noch nie so viele Anrufe von Staatschefs in so kurzer Zeit», sagt Schwan.

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Um sich die Gunst des Schweizer Medikamentengiganten zu sichern, sind sich die Granden der Welt jedenfalls nicht zu schade, allerlei Schmeicheleien abzusondern. Wie jüngst Donald Trump, der Roche öffentlich lobte: Eine «grossartige Firma» sei das, Roche habe einen «unglaublichen Job» gemacht.

Auch wenn Roche die Produktion ihres neuen Tests gewaltig hochgefahren hat und heute bereits vier Millionen Stück pro Woche produziert, ist die Nachfrage weltweit immer noch deutlich grösser als das Angebot. «Der Druck der Regierungen ist gross», so Schwan.

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Der Entscheid über die Verteilung ist schwierig. Aus gewissen Ländern habe man Signale, dass die Tests in den Spitälern gehortet würden, was man verhindern wolle, liess Schwan Ende März die Presse wissen. Die Lieferungen nach Asien wurden eher zurückgeschraubt, jene nach Europa und den USA verstärkt.

Gigantische Forschungsmaschinerie aufrechterhalten

Doch das Gerangel um die Corona-Tests ist nur eine der Herausforderungen, mit denen sich der Chef des 98'000-Mitarbeiter-Unternehmens herumschlagen muss. Die gigantische Forschungsmaschinerie des Konzerns – allein am Standort Basel arbeiten in diesem Bereich mehrere tausend Personen – muss aufrechterhalten werden. Doch wie praktiziert man Social Distancing in einem Forschungslabor?

Und dann sind da einzelne Produktionsstätten, die in Rekordzeit auf die Herstellung neuer, möglicherweise gegen das Virus einsetzbarer Wirkstoffe umgemodelt werden müssen – das benötigt grosse Agilität beim über 120 Jahre alten Traditionsunternehmen. Zudem müssen die Lieferungen von Grundstoffen für die Produktion mitunter über viele Landesgrenzen hinweg sichergestellt werden.

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Auch hier ist Schwan gefordert: Um den Warenfluss zu sichern, ist Roche in einzelnen Fällen dazu übergegangen, selber Frachtmaschinen zu chartern.

««Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine vergleichbare Situation erlebt zu haben.»»

Severin Schwan

Ein zentraler Stab in Basel, bestückt mit Leuten aus den unterschiedlichsten Bereichen wie dem medizinischen Dienst oder den Human Resources, kommt täglich zusammen, um Informationen zu beurteilen und Massnahmen zu treffen.

Mit über zehn Jahren an der Spitze von Roche gehört der 52-jährige Severin Schwan zu den amtsältesten CEOs der Schweiz. Doch selbst für einen gestandenen Mann wie ihn sind die Umstände der Corona-Krise eine gänzlich neue Erfahrung: «Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine vergleichbare Situation erlebt zu haben.»

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Zum Glück sei das Unternehmen gut aufgestellt, betont er. Roche sei ein globaler Konzern, der sehr dezentral organisiert sei: Die Länderorganisationen funktionierten selbstständig, was sich jetzt auszahle. Und auch die Lieferketten funktionieren. In dieser Hinsicht wurden frühzeitig Weichen gestellt: Wie Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz im Interview mit dem Schweizer Fernsehen sagte, hat der Konzern für jeden Medikamentenwirkstoff in der Regel zwei Produktionsstandorte.

Präsident Christoph Franz spricht im Schweizer Fernsehen über den Ansatz von Roche in der Corona-Pandemie:

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Wichtig sei, betont Schwan, dass auch im Kerngeschäft von Roche, der Produktion von Krebsmedikamenten, die üblichen Prozesse weiterliefen. Klinische Studien etwa würden fortgesetzt, was entscheidend sei, denn es dürfe nicht vergessen werden, dass Krebs nach wie vor eine der Haupttodesursachen sei, auch wenn der Fokus derzeit stark auf der durch das Virus ausgelösten Krankheit Covid-19 liege.

Wichtig ist dies für Roche aber auch aus kommerziellen Gründen: Die Krebsmedikamente machen einen Grossteil des Umsatzes aus. So sorgen allein die fünf wichtigsten Blockbuster für rund die Hälfte des Pharmaumsatzes von 48,5 Milliarden Franken und übertreffen damit auch den Umsatz des Bereichs Diagnostics (2019: 13 Milliarden) bei Weitem.

Kein grosses Geschäft mit Corona-Tests

Trotz Boom würden die Corona-Tests an dieser Grössenordnung nicht viel ändern: «Corona-Tests sind nur ein kleiner Teil unseres Portfolios.» Der eigentliche Test sei nicht teuer, es seien das Personal und die Infrastruktur in den Spitälern, die für einen Grossteil der Kosten beim Testverfahren sorgten. «Das grosse Geschäft machen wir mit den Tests sicher nicht. Aber das steht im Moment auch nicht im Vordergrund.»

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Stärkeren Einfluss auf die Gesamtumsätze könnten gewisse bestehende Medikamente bringen, die derzeit für eine Anwendung gegen die Folgen einer Covid-19-Erkrankung geprüft werden. Bei Roche ist das vor allem Actemra/RoActemra, ein Medikament, das ursprünglich gegen rheumatoide Arthritis konzipiert wurde.

Dieser Wirkstoff bekämpft die Überreaktion des Immunsystems, die bei gewissen Corona-Patienten mit schwerem Verlauf auftritt. Ärzte in China und Italien, wissend um die generelle Funktionsweise des Wirkstoffes, haben das Medikament in verzweifelten Fällen einfach mal auf gut Glück ausprobiert – mit vielversprechendem Ergebnis.

Corona: Roche-Medikament Ro-Actemra

Packung des Roche-Medikaments Actemra/RoActemra.

Das Roche-Medikament Actemra/RoActemra, ursprünglich konzipiert gegen rheumatoide Arthritis, hilft auch in schweren Fällen von Covid-19: Es hemmt die Überreaktion des Immunsystems.

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Packung des Roche-Medikaments Actemra/RoActemra.

Das Roche-Medikament Actemra/RoActemra, ursprünglich konzipiert gegen rheumatoide Arthritis, hilft auch in schweren Fällen von Covid-19: Es hemmt die Überreaktion des Immunsystems.

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Nun soll es für die neue Anwendung im Eilverfahren durch die Regulierungsbehörden geschleust werden. 2019 erzielte Roche mit der klassischen Anwendung von Actemra/RoActemra einen Umsatz von 2,3 Milliarden Franken. Ein zusätzliches Umsatzpotenzial für das Medikament durch Corona-Anwendungen will Roche nicht nennen.

In diesen Tagen soll zudem ein neuer Antikörpertest auf den Roche-Instrumenten namens «Cobas» bereitstehen. Anhand von Antikörpern lässt sich auf diesen Hochdurchsatzplattfomen feststellen, wer die Krankheit bereits hatte. Das hilft bei der Frage, welcher Teil der Bevölkerung bereits immun sein könnte – eine wichtige Information für die Erleichterung der getroffenen Lockdown-Massnahmen. «Unser Test hat eine sehr hohe Genauigkeit und kann in grossen Mengen produziert werden», betont Schwan. Auch da dürfte Roche also die Messlatte anheben: Einzelne der heutigen Antikörpertests gelten als wenig zuverlässig.

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Konkurrenten raufen sich zusammen

Auffallend ist: Weltweit haben die Pharma-Regulatoren und Medikamentenprüfstellen schnell und flexibel auf die neue Situation reagiert. Auch dies ist für den langjährigen Pharmamanager Schwan eine gänzlich neue Erfahrung. In den USA etwa habe die Food and Drug Administration (FDA) im Falle der Corona-Tests nur 24 Stunden nach Einreichung der Dossiers ihre Zustimmung gegeben.

«Unglaublich», staunt Schwan, «das hätte normalerweise Monate gedauert.» Und noch etwas ist geschehen, was sich vor Kurzem wohl keiner im hart umkämpften Pharmageschäft je hätte vorstellen können: Auch die erbittertsten Konkurrenten raufen sich zusammen, um gemeinsam gegen Corona Wirkstoffe zu finden.

Sammelbecken ist derzeit eine Gruppe von 15 Konzernen, die sich um die von Softwareunternehmer Bill Gates und seiner Gattin gegründete Bill & Melinda Gates Foundation gruppiert haben. Das Spektrum der Zusammenarbeit ist breit und reicht von der Öffnung von Forschungsdaten bis hin zum Freiräumen von Produktionskapazitäten für Konkurrenten.

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Auch Roche arbeitet in Sachen Covid-19 mit anderen Pharmakonzernen zusammen. Viele der nun neu für Hoffnung sorgenden Wirkstoffe etwa werden auf biologischen Anlagen produziert, und in diesem Bereich hat Roche am meisten Kapazitäten von allen Pharmaplayern. «Selbstverständlich» würde man diese für Andere zur Verfügung stellen, wenn dies helfen würde, sagt Schwan.

Dabei darf man das Ganze aber auch nicht idealisieren: Zum ganz grossen Zusammenrücken etwa, ja der Verbrüderung mit dem Lokalrivalen Novartis hat auch die jetzige Krise nicht geführt. Die Zusammenarbeit mit Novartis unterscheide sich nicht von jener mit anderen Pharmafirmen, so Schwan.

Novartis bestätigt: «Mit Roche gibt es aktuell keine konkreten gemeinsamen Initiativen gegen Covid-19. Selbstverständlich findet auch hier ein Austausch zum Thema statt, wie mit anderen Pharmafirmen auch.» Novartis ist in der internationalen Zusammenarbeit allerdings besonders engagiert, amtet CEO Vas Narasimhan doch als Co-Vorsitzender des Konsortiums.

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Corona: Roche-CEO Severin Schwan im Auge des Hurrikans

Roche-CEO Severin Schwan unterhält sich mit einem Mitarbeiter der Forschung.

Severin Schwan (r.) im Gespräch mit Forschern in Basel. Das Bild stammt noch von vor der Zeit der Abstandsvorschriften.

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Roche-CEO Severin Schwan unterhält sich mit einem Mitarbeiter der Forschung.

Severin Schwan (r.) im Gespräch mit Forschern in Basel. Das Bild stammt noch von vor der Zeit der Abstandsvorschriften.

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Gestiegene Wertschätzung für die Pharmaplayer

Klar ist, dass das gemeinsame Agieren der Branche und das Zurückstellen persönlicher oder kommerzieller Interessen zu einem gehörigen Imagebooster für die Pharmaplayer geworden sind. «Big Pharma» – das war in Vor-Corona-Zeiten oftmals ein Schimpfwort und bezeichnete eine übermächtige Kaste von weltweiten Grosskonzernen, denen der Profit über alles ging. Und nun das: Die Pharmabranche hat sich in Rekordzeit zum Hoffnungsträger in Krisenzeiten entwickelt, zum wichtigsten Verbündeten von Staaten und Bürgern im Kampf gegen das Virus.

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Ja, die Wertschätzung sei spürbar gestiegen, bestätigt Schwan. Die Industrie sei sich bewusst, dass dies eine grosse Chance darstelle: «Es gilt jetzt, nachhaltig die Reputation zu verbessern. Wenn wir dies nicht tun, ist der Schaden enorm.»

Doch das Ganze birgt für die Branche auch eine Gefahr. Denn der Verzicht auf Profit in besonderer Notlage, wie er jetzt zelebriert wird, könnte für die Zukunft unrealistische Erwartungen wecken. Was ist, wenn Corona vorbei ist und es wieder gilt, Geld zu verdienen, zum Beispiel mit Krebspräparaten?

Ist Krebs nicht ebenso eine schlimme Krankheit, die plötzlich über einen kommen kann und Leid und Tod bringt? Warum darf man damit Geld verdienen und mit Corona nicht? Gut möglich, dass die Branche da eine Büchse der Pandora geöffnet hat, aus der ein Geist entwichen ist, den man in Zukunft nur schwer bändigen kann.

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Natürlich sei Profit die Grundlage für ein gesundes Unternehmen und für nachhaltige Innovation, sagt Schwan, und das werde im Grundsatz auch in Zukunft so bleiben. Was es längerfristig bedeute, werde man analysieren, wenn die Krise vorüber sei. Die Corona-Krise zu lösen, sei derzeit absolut zentral, alles andere trete in den Hintergrund.

Eine Sache könne er sich aber schon vorstellen, sinniert er, nämlich dass die Zusammenarbeit in der Industrie und mit den Behörden auch in Zukunft deutlich enger sein könnte. Alle spürten die Vorteile einer Zusammenarbeit. Es bleibe aber natürlich abzuwarten, wie nachhaltig diese Eindrücke seien.

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Mehrheitlich im Homeoffice

Schwan wirkt trotz aller Hektik um ihn herum sehr ruhig. Das Gespräch mit BILANZ findet per Telefon statt, er arbeite derzeit mehrheitlich im Homeoffice, lässt er wissen. An Effizienz habe seine Arbeit eher gewonnen. Er habe zwar deutlich mehr Calls und Videokonferenzen, doch dafür falle das viele Reisen weg. Er gehe nur selten in sein Büro am Hauptsitz in Basel, etwa dann, wenn er Unterlagen brauche. Daneben gebe es aber immer noch Termine, an denen es zu persönlichen Kontakten komme – selbstverständlich im vorgeschriebenen Abstand. So etwa am 6. April, als Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga ans Rheinknie reiste, um sich mit der Basler Regierung und den Vertretern der Pharmafirmen auszutauschen.

Mit seiner Arbeitsweise geht der Chef mit gutem Beispiel voran. Von den mehr als 11'000 Mitarbeitern von Roche in Basel und Kaiseraugst arbeiten rund 80 Prozent im Homeoffice. Auch die Forschungslabors sind grösstenteils menschenleer.

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Es gebe aber Situationen, wo Präsenz unerlässlich sei, etwa bei den Tierlabors, weil man ja die Tiere versorgen müsse. Auch chemische oder biologische Experimente lassen sich natürlich nicht im Homeoffice durchführen. Wo Präsenz vor Ort nötig sei, halte man sich streng an die Hygienevorschriften. Und es gibt auch Lichtblicke: In den Forschungsstätten in China seien die Leute bereits grösstenteils wieder zurück an der Arbeit.

Vor Ort gearbeitet wird auch in der Produktion. Etwa in Rotkreuz ZG, wo Roche die Laborgeräte für die Herstellung der neuen Corona-Tests baut. Mit den vollautomatischen Cobas6800- und Cobas8800-Geräten können bis zu 4100 Patienten pro Tag getestet werden.

Corona: Roche-Produktion in Rotkreuz

Blick auf Laborgeräte in der Produktionshalle von Roche in Rotkreuz.

Im Werk in Rotkreuz im Kanton Zug werden Laborgeräte hergestellt, auf denen die Tests laufen können.

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Blick auf Laborgeräte in der Produktionshalle von Roche in Rotkreuz.

Im Werk in Rotkreuz im Kanton Zug werden Laborgeräte hergestellt, auf denen die Tests laufen können.

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Aufrüsten wegen Nachfrageschub

Wie verbandelt die ganze Produktionskette ist, kann man am konkreten Beispiel dieser Tests gut sehen. Denn nur die Maschinen stammen aus der Schweiz. Die Tests selber werden in New Jersey in den USA produziert, die Verbrauchsmaterialien, etwa einzelne Plastikbestandteile, kommen aus Deutschland. Engpässe gab es bisher vor allem dort – bei diesen Bestandteilen ist man auf Lieferanten angewiesen, die ebenso vom Nachfrageschub überrumpelt wurden und nun ebenfalls gewaltig aufrüsten müssen. Über 16 Millionen Tests im Monat kann Roche mit den heutigen Kapazitäten bereits herstellen.

Dass es just Diagnostikprodukte sind, aufgrund deren Roche aktuell so stark im Vordergrund steht, freut Schwan, der vor seiner Berufung zum CEO selber diese Sparte geführt hat. Meist habe in Bezug auf Roche die Onkologie im Vordergrund gestanden, die Diagnostiksparte sei mitunter etwas belächelt worden. Das habe er nie verstanden. Diagnostika hätten eine immense Bedeutung für die Gesundheit, sagt Schwan und erwähnt etwa die heute üblichen Humane-Papillomaviren-Tests bei Frauen zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs.

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Mit den beiden starken Beinen Pharma und Diagnostik ist Roche derzeit in der Tat so gut aufgestellt wie sonst kein anderes Pharmaunternehmen. Zudem hat Roche bereits hautnah Erfahrungen gesammelt mit weltweiten Epidemien, etwa 2009, als das Roche-Produkt Tamiflu im Zuge der Vogelgrippe zum Renner wurde und sich ähnliche Herausforderungen in Sachen Produktionserweiterung und Verteilung auftaten wie jetzt. «Von den Erfahrungen aus dieser Zeit profitieren wir noch heute», so Schwan.

Die gute Stellung von Roche wird auch von den Börsen honoriert. Seit Jahresbeginn liegt Roche sogar leicht im Plus (Stand 20. April), während andere Schweizer Grossunternehmen teilweise Kursverluste von über 30 Prozent hinnehmen mussten. Auch die globalen Branchenindizes, etwa den Bloomberg Europe 500 Pharmaceuticals, hängt der Basler Konzern ab.

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Viele Börsianer wissen, dass Krisen für Roche oft auch Chancen waren. Mit Tamiflu etwa hat Roche seit der Lancierung 1999 gegen 20  Milliarden Franken eingenommen, allein im Spitzenjahr 2009 waren es über drei Milliarden. Damals haben die Regierungen vieler Länder vorsorglich grosse Vorräte beschafft, um für die Bekämpfung einer Pandemie gerüstet zu sein.

Heute, da wieder Roche und ihre Produkte im Vordergrund stehen, dient der Basler Konzern nicht nur als Hoffnungsträger in der Corona-Krise, sondern auch als Stabilisator für die arg durchgerüttelte Börse. Denn mit seinem Börsenwert von rund 285 Milliarden macht das Unternehmen allein über 18 Prozent der Gewichtung des gesamten hiesigen Aktienmarktes aus. Ein solcher Anker ist in unsicheren Zeiten in der Schweiz Gold wert.

Kampf gegen Corona vereint Big Pharma

Viele trauten ihren Augen nicht, als Novartis Ende März bekannt gab, die Grossen der Branche hätten sich zu einem Forschungskonsortium zusammengeschlossen. Denn die Big-Pharma-Player gelten als unerbittliche Konkurrenten, die sich in der Regel wenig gönnen. Doch der Kampf gegen Corona vereint sie nun. 15 Pharmakonzerne sind dabei, neben Novartis etwa die US-Branchengrössen Johnson & Johnson, Pfizer, Merck und Bristol-Myers Squibb sowie grosse europäische Player wie Sanofi aus Frankreich oder GlaxoSmithKline aus England.

Initiator ist Microsoft-Gründer Bill Gates, der sich schon seit Jahren für gesundheitspolitische Anliegen einsetzt. Schon vor Jahren warnte Gates vor einer möglichen weltweiten Pandemie. Als Co-Vorsitzender amtet Novartis-CEO Vas Narasimhan, der Basler Konzern koordiniert zudem die Forschungsanstrengungen des Konsortiums.

Im Rahmen der Zusammenarbeit öffnen die Firmen ihre geheimen Schatzkammern, etwa ihre «Library», ihre Bibliothek von Molekularverbindungen und Forschungsresultaten. Zudem zeigen sie sich bereit, gegebenenfalls Produktionsanlagen für hoffnungsvolle Wirkstoffe zur Verfügung zu stellen.

Roche ist nicht direkt Mitglied des Konsortiums, ist aber an Projekten beteiligt, zum Beispiel an einem Forschungsprojekt, bei dem es darum geht, mögliche Wirkstoffe gegen Covid-19 zu testen. Auch Roche hat sich zudem bereit erklärt, Kapazitäten für andere zur Verfügung zu stellen, wenn dies helfen würde.

Auf Initiative von Softwareunternehmer Bill Gates (r.) haben sich 15 grosse Pharmafirmen zu einem Konsortium im Kampf gegen Corona zusammengeschlossen. Novartis-CEO Vas Narasimhan amtet als Co-Vorsitzender.

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Über die Autoren
Erik Nolmans

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