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Hintergründe des Scheiterns

Wie aus dem gehypten Start-up Ava ein Albtraum wurde

Die Firma Ava und ihre ­Co-Gründerin Lea von Bidder waren die Stars der Start-up-Szene - bis zum Notverkauf. Das passierte hinter den Kulissen.

Stefan Mair

<p>Lea von Bidder: Die Unternehmerin stand jahrelang im Rampenlicht</p>

Lea von Bidder: Die Unternehmerin stand jahrelang im Rampenlicht.

Valeriano Di Domenico

Ava hat die Start-up-Welt inspiriert wie kaum ein anderes Unternehmen aus der Schweiz. Mit dem Ziel, die Frauengesundheit durch ein smartes Armband zu revolutionieren und Paare beim Kinderwunsch zu unterstützen, zog das Zürcher Start-up mehr als 50 Millionen Dollar an, das Unternehmen wurde mehrmals zum Start-up des Jahres gewählt. Denn die Idee war visionär, das Team ehrgeizig – Ava schien für Grosses bestimmt. Und an der Spitze stand mit Lea von Bidder die erste echte Ikone der Schweizer Start-up-Szene. Doch im Jahr 2022, nach einem hektischen Notverkauf, verschwanden das Unternehmen und die Gründerin aus der Öffentlichkeit. Der grosse Hoffnungsträger verstummte abrupt. Was war passiert?

Ava startete mit unglaublichem Rückenwind. Das ursprüngliche Gründerteam um Pascal Koenig, Peter Stein und Philipp Tholen bastelte 2014 an einer neuen Lösung, um die Fruchtbarkeitsfenster von Frauen präziser vorhersagen zu können. Lea von Bidder war gerade aus Indien zurückgekehrt, wo sie ein anderes Start-up aufgebaut hatte, und suchte einen neuen Job. Das Männerteam bei Ava brauchte wiederum eine Person, die kommunikativ stark ist und die Botschaft von Ava in die Öffentlichkeit trägt. Also kaufte sich von Bidder mithilfe ihrer Eltern in das Start-up ein und wurde Mitgründerin.

Der Hype explodiert

Direkt nach der Lancierung des Fruchtbarkeitsarmbands, das Frauen im Schlaf tragen sollten – anschliessend erhielten sie Hinweise auf ihr Fruchtbarkeitsfenster –, schossen die Bestellungen in die Höhe. Allein in den USA bestellten täglich sechzig Frauen das 249 Dollar teure Bracelet. Schnell wuchs das Interesse. «In den ersten Wochen fragte ich einen Investor schriftlich an, ob er investieren wolle. Er schrieb in einem Brief zurück, dass er 250’000 Franken gebe – ohne weitere Nachfragen und mit freundlichen Grüssen», erinnert sich von Bidder. Es war der Start der Boomphase der Schweizer Start-up-Finanzierung. Jedes Jahr flossen mehr Gelder in Jungunternehmen.

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Stefan Mair

Stefan Mair

Stefan Mair

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