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Der Kampf des Stadler-Patrons ist ein Ticket ins Nichts. Bislang scheiterte jeder Rekurs.
Die SBB vergibt den Milliardendeal an Siemens Mobility. Stadler-Chef Peter Spuhler hat eine Beschwerde gegen den Entscheid eingereicht.
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Bestellen die SBB neue Züge, kommt oft der Thurgauer Zugbauer Stadler Rail zum Handkuss. In den letzten 25 Jahren haben die SBB mit CEO Vincent Ducrot für 14 Milliarden Franken Züge geordert. In fast drei Vierteln aller Fälle hat die von Peter Spuhler geführte Stadler Rail den Zuschlag erhalten. Das entspricht einem Volumen von gut zehn Milliarden Franken. Nicht so beim jüngsten Kauf von 116 Doppelstockzügen für die Zürcher S-Bahn und die Westschweiz. Der Zwei-Milliarden-Auftrag ging an den deutschen Konkurrenten Siemens Mobility, in der Schweiz einer der grössten Industriearbeitgeber – aber halt kein Schweizer.

Siemens Mobility hat von den SBB den Zuschlag für 116 dieser Doppelstockzüge erhalten.
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Siemens Mobility hat von den SBB den Zuschlag für 116 dieser Doppelstockzüge erhalten.
PRStadler-Patron Spuhler zeigte sich medial entrüstet, zumal die Preisdifferenz gemäss eigenen Angaben mit 0,6 Prozent geringfügig ausgefallen sei. Im Thurgau wünschte man sich mehr Feingefühl. Die Wartungskosten eingerechnet – sie machen einen substanziellen Teil der Gesamtkosten aus – war das Siemens-Angebot aber unter dem Strich wesentlich attraktiver. Zudem haben alle drei Anbieter die publizierten Kriterien und Vorgaben im Rahmen der Ausschreibung akzeptiert. Spuhler kündigte trotzdem an, einen Rekurs prüfen zu wollen und reichte diesen nun am 27. November 2025 beim Bundesverwaltungsgericht ein.
Man könne die Punkte der Vergabe und den daraus resultierenden Vergabeentscheid nicht nachvollziehen, schrieb Stadler Rail in einer Medienmitteilung. Das Angebot von Stadler sei zu tief bewertet worden im Vergleich zum Siemens-Zug, «der lediglich auf dem Papier existiert». Ferner sei nicht nachvollziehbar, wie sich das siegreiche Angebot in bewerteten Kriterien wie etwa Betriebskosten, Qualität, Instandhaltung, Nachhaltigkeit oder Serviceverträge abheben konnte, heisst es weiter. Die SBB konterten ebenfalls per Medienmitteilung, dass die von Stadler Rail genannte Preisdifferenz sich nur auf die Investitionskosten beziehe. «Auf die ganze Lebensdauer summiert sich der Preisunterschied der Angebote auf einen dreistelligen Millionenbetrag.»
BILANZ hat die Beschwerdehistorie der SBB-Vergaben analysiert. Auch wenn nach dem Entscheid gelegentlich der mediale Fehdehandschuh hingeworfen wird: Die Hersteller rekurrieren nur selten. Vor vier Jahren hatte Stadler Rail den Zuschlag für 286 Triebzüge erhalten, worauf die französische Konkurrentin Alstom Beschwerde einreichte. Das Bundesverwaltungsgericht wies diese ab. Gleiche Vorzeichen vor elf Jahren bei der Vergabe von 29 Triebzügen wiederum an Stadler. Alstom und der spanische Zughersteller Talgo blitzten ab. Laut SBB-Medienstelle war bislang weder eine Beschwerde erfolgreich, noch wurden Teile eines Auftrags anders vergeben.
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SBB-Chef Vincent Ducrot (Bild) und Peter Spuhler mögen sich, haben aber geschäftliche Differenzen.
Keystone
SBB-Chef Vincent Ducrot (Bild) und Peter Spuhler mögen sich, haben aber geschäftliche Differenzen.
KeystoneSpuhler kennt das Spiel. «Das flächendeckende Rekurrieren hat sich in unserer Branche etabliert. Es gibt einfach Firmen, die jedes Mal, wenn sie unterlegen sind, Einsprache erheben», sagte er 2021 zur «NZZ». Stadler Rail ist keine Ausnahme. Man erhebe nur Einsprache, wenn man das Gefühl habe, dass bei der Ausschreibung etwas nicht regelkonform gewesen sei. Wie 2021 in Dänemark. Stadler legte gegen die Vergabe eines Auftrags über drei Milliarden Beschwerde ein – und blitzte ab. Das Risiko ist gross, dass ihm das nun erneut passiert.
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