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Nahrungsmittel

Die Crème zum Kaffee: Nestlés neue Wachstumsraten

Der Nahrungsmittelkonzern knüpft wieder an die alten Wachstumsraten an. CEO Mark Schneiders Umbau zeigt nun Wirkung.

Dirk Ruschmann

Dirk Ruschmann

Käufer prüfen die Ware im Ausverkauf im Nestle-Nespresso-Shop in der Alto Palermo Shopping Mall in Buenos Aires.

Maschine des Wachstums: Kaffee-Luxusbrand Nespresso ist nach wie vor ein Margengarant für Nestlé.

Bloomberg

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Finanzanalysten titelten «blowout», «what a start» oder «Nestlé bereitet Freude» – mehr als das Doppelte ihrer Prognosen hatte das tatsächliche Umsatzwachstum im ersten Quartal betragen. Statt gut 3 Prozent wuchs Nestlé organisch um satte 7,7 Prozent, der höchste Wert seit zwei Jahrzehnten.

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Es brauchte zwar seine Zeit, den Supertanker zu wenden und wieder zu beschleunigen, aber Konzernchef Mark Schneider, 2017 angetreten, kann nun mit der Ernte seiner Umbauarbeiten beginnen.

Bilanz: Die Crème zum Kaffee, Mark Schneider

Porträt von Mark Ulf Schneider, CEO von Nestlé.

Modernisiert Nestlé ganz ohne Wellenschlag und schichtet das Portfolio tiefgreifend um: Mark Ulf Schneider.

PD (Pressedienst)
Porträt von Mark Ulf Schneider, CEO von Nestlé.

Modernisiert Nestlé ganz ohne Wellenschlag und schichtet das Portfolio tiefgreifend um: Mark Ulf Schneider.

PD (Pressedienst)

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Vier Kernbereiche definierte er zum Antritt: «Kaffee, Tierfutter, Babynahrung und Wasser.» Diese Kernbereiche wachsen tatsächlich überproportional. Zudem investierte Schneider in wendige Start-ups, um der träge gewordenen Nestlé neues Know-how zu verschaffen, erkaufte sich den Zugang zur Marke Starbucks für den Detailhandel, stieg dafür aus alternden Segmenten wie Glace, Wurstwaren oder Süssigkeiten teilweise aus – insgesamt hat er Geschäfte im Wert von fast einem Fünftel des Konzernvolumens ge- und verkauft.

Es spricht für ihn, dass er sich selbst korrigiert: Beim Reizthema Flaschenwasser fokussiert sich Nestlé nun auf Premium und hat Allerweltsmarken trotz Milliardenumsätzen verkauft. Kaffee boomt nach wie vor, insbesondere hat Edelmarke Nespresso wieder Fahrt aufgenommen und wächst ausserhalb Europas stark, wo sie zudem teurer positioniert ist als in der Schweiz.

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Aber inzwischen kann Nestlé auch Schwarzbrot-Geschäfte aufpolieren: Die höchsten Margen fallen aktuell nicht bei Kaffee oder Tierfutter an, sondern im Bereich Milchprodukte – Kondensmilch, Kaffeeweisser oder Milchpulver spielen rekordhohe 24  Prozent Vorsteuergewinn ein.

Weil auch die Beteiligung L’Oréal glanzvoll performt, summiert sich der 23,2-Prozent-Anteil auf fast 50 Milliarden Franken Wert. Da steckt viel Spielgeld für Zukäufe drin, zumal Nestlé die Beteiligung nur zu einem Fünftel des Wertes bilanziert.

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Bilanz: Die Crème zum Kaffe, Paul Bulcke

Paul Bulcke, Konzernpräsident von Nestlé, posiert anlässlich eines Interviews mit Bloomberg Television in London.

Schneiders Vorgänger Paul Bulcke ist heute Konzernpräsident und unterstützt den Umbaukurs Schneiders.

Bloomberg
Paul Bulcke, Konzernpräsident von Nestlé, posiert anlässlich eines Interviews mit Bloomberg Television in London.

Schneiders Vorgänger Paul Bulcke ist heute Konzernpräsident und unterstützt den Umbaukurs Schneiders.

Bloomberg

Geht das so weiter, wäre selbst eine Rückkehr zum abgeschafften, aber viele Jahre gültigen Ziel von jährlich fünf bis sechs Prozent organischem Wachstum nicht mehr ausgeschlossen. Aktuell lautet das Ziel, 2022 vier bis sechs Prozent zu erreichen. Und Schneider bekniete schon jetzt die Analysten, ihre Prognosen im Zaum zu halten: Das Umfeld sei ja volatil, die Rohstoffpreise am Steigen. Noch besser als Nahrungsmittel verkaufen kann Schneider offensichtlich eins: tiefstapeln.

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