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Das 29. BILANZ-Ranking zeigt sieben goldene Regeln der Gastlichkeit – und die aufstrebenden Häuser, die daraus Magie machen.
Claus Schweitzer
Verborgen im verschachtelten Hinterhof-Labyrinth des Modeviertels Quadrilatero della moda liegt das 2023 eröffnete «Portrait Milano». Ein verglaster Säulengang im quadratischen, von Arkaden gesäumten Innenhof führt zu einigen der insgesamt 73 Zimmer.
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Es ist schon ziemlich verrückt. Da reist man im Juni oder September – der einstigen Nebensaison, die es so kaum noch gibt – nach Südfrankreich oder Italien, um ein paar wohlverdiente Tage in einem Spitzenhotel zu verbringen. Vielleicht im «Réserve Ramatuelle» bei Saint-Tropez, eines der besten Ferienhotels Europas im aktuellen BILANZ-Hotel-Ranking.
Der mediterrane Sehnsuchtsort ist in der Realität noch betörender als auf der Website – irgendwo zwischen atemberaubendem Riviera-Chic und diskretem Hideaway. Auch Service und Küche: top. Die Preise allerdings hauen einen fast vom Hocker.
Eine Übernachtung im Standardzimmer mit Terrasse und Meerblick ist Anfang September nicht unter 3200 Euro zu haben – sofern überhaupt noch etwas frei ist. Umgerechnet sind das rund 133 Euro pro Stunde (vorausgesetzt, man darf früh einchecken), und allein der Schlaf schlägt bei acht Stunden mit 1064 Euro zu Buche. Wer sich zur Hochsaison für eine Suite (90 Quadratmeter) entscheidet, ist schnell beim Dreifachen. So läuft das heute eben in den Hotspots der globalen Reiselust.
La Réserve Ramatuelle
Eines der besten Ferienhotels Europas – zwischen betörendem Riviera-Chic und diskretem Hideaway.
PRLa Réserve Ramatuelle
Eines der besten Ferienhotels Europas – zwischen betörendem Riviera-Chic und diskretem Hideaway.
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Die veränderte Wahrnehmung von Preisobergrenzen hat sich unmittelbar nach der Pandemie etabliert – in einer Phase, in der Hoteliers versuchten, massive Verluste wettzumachen und sich eine regelrechte Goldgräberstimmung breitmachte. Geld schien plötzlich keine Rolle mehr zu spielen. Mit einer «Koste es, was es wolle»-Mentalität holten viele Gäste nach, was ihnen lange verwehrt war. Was kaum jemand in der Branche vorausgesehen hatte: Die Bereitschaft, übermässig viel zu zahlen, hält bis heute an.
Seit 2019 haben sich die durchschnittlichen Zimmerraten in begehrten Destinationen wie der Côte d’Azur, dem Comersee, Mykonos oder in Metropolen wie Rom, Paris und London teils mehr als verdoppelt. In der Schweiz fiel der Anstieg zwar etwas moderater aus, doch auch in Zürich, Genf, St. Moritz oder Gstaad sind vierstellige Preise pro Fünf-Sterne-Nacht die neue Normalität – und liegen damit jenseits dessen, was sich selbst viele Angehörige der oberen Mittelschicht noch leisten können oder wollen.
Hinter vorgehaltener Hand räumen mache Hoteliers ein: Diese Entwicklung wird kaum von Dauer sein. Früher oder später dürfte sich der gesunde Menschenverstand durchsetzen. Spätestens dann, wenn die Preise in keinem Verhältnis mehr zur gebotenen Leistung stehen und Gäste sich nur noch abgezockt fühlen. Kein Wunder, dass definitiv nicht jedes sauteure Hotel automatisch zu den Spitzenreitern in den Ranglisten zählt. Und ja, es gibt sie noch, die raren Lichtblicke für Normalverdiener: herausragende Adressen mit reellem Gegenwert, oft sogar auf vorderen oder zumindest beachtenswerten Plätzen.
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Zum 29. Mal kürt BILANZ die besten Hotels in Europa und der Schweiz – 300 Häuser, so unterschiedlich wie ihre Standorte, ihre Architektur und ihre Geschichte. Und doch verbindet sie alle eines: das aussergewöhnliche Engagement ihrer Gastgeber, magische Momente zu schaffen und uns Gäste aus dem Alltag zu entführen. Wie gelingt ihnen das? Hier sind sieben goldene Regeln der Gastlichkeit. Viele Hotels erfüllen mehrere, manche sogar alle – und machen daraus ein unvergleichliches Gesamterlebnis.
Hier kommen Sie zu den Ranglisten der besten Hotels in Europa und der Schweiz:
Die wichtigste Regel der Hospitality-Branche lautet: Ein Hotel braucht ein klares Selbstverständnis. Nur dann wissen Gäste, was sie erwartet – und spüren, dass sie am richtigen Ort sind. Im «Beau-Rivage Palace» in Lausanne heisst das: Grandhotelmagie auf der Höhe der Zeit.
Wer durch die Drehtür dieses Belle-Époque-Palasts tritt, erlebt einen Cinderella-Moment, in dem die Welt unversehens wunderbarer wird, als sie wirklich ist: vergnügter, beschwingter, weicher – fast so, als schwebe Gershwins «Rhapsody in Blue» durch die Hallen und Parkanlagen. Es ist ein Hotel wie eine freudvolle Selbstvergewisserung, dass es in Zeiten einstürzender Gewissheiten noch Beständigkeit gibt. Und gleichzeitig ist alles up to date. Sämtliche 168 Zimmer (ab 640 Franken) und Bäder wurden geschmackvoll renoviert, das Guerlain Spa und das Gourmetrestaurant «PIC» kürzlich neugestaltet. Dazu kommen stimmige Ergänzungen wie das japanische Restaurant «Kaigan», Yoga und Padel-Tennis im Park sowie ein Sandstrand am grossen Aussenpool. Was aber wirklich zählt: Das Team unter Benjamin Chemoul ist in Hochform. Ein Beispiel dafür ist Viktoria Panas, ausgezeichnet als «Empfangschefin des Jahres». Sie versteht es, das Wesen jedes Gastes intuitiv zu erfassen – und auch heikle Situationen mit cooler Improvisation zu meistern. Sie verkörpert den Geist, der das Beau-Rivage Palace von vergleichbaren Häusern in der Deutschschweiz unterscheidet: weniger Geschäftigkeit, mehr Gelassenheit (nicht zu verwechseln mit Selbstzufriedenheit oder gar Gleichgültigkeit). Kein Blendwerk, sondern souveränes Laisser-faire. Eine Haltung, die in der kulturellen Identität der Romandie verwurzelt ist und gerade in unserer überdrehten Zeit besonders wohltuend wirkt.
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Einen völlig anderen, aber ebenso eigenständigen Charakter hat das «Castello del Sole» auf dem Maggia-Delta bei Ascona – eine Tessiner Domäne von stiller Grandezza, entrückt vom Lärm der Welt. Kein anderes Hotel in der Schweiz bietet mehr Raum pro Gast. Umgeben von 140 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche des hauseigenen Gutsbetriebs, eingebettet in eine Parklandschaft mit prächtigen alten Bäumen und privatem Seeufer am Lago Maggiore, ist es ein Ort zum Durchatmen. Auch bei voller Belegung findet hier jeder Gast sein persönliches Lieblingsplätzchen. Sogar notorische Hektiker lassen sich spätestens am dritten Tag von der tiefen Ruhe eingefangen, die das ganze Anwesen durchdringt. Das Castello del Sole tut der Seele gut – auch, weil es weder «geschleckt» noch überinszeniert ist. Das Interieur wirkt ungekünstelt, die Atmosphäre angenehm geerdet. Wer eines der 78 Zimmer (ab 560 Franken) bewohnt, fühlt sich dank drei Restaurants, Spa, Tennisplätzen, Wassersportmöglichkeiten, Kids Club und weiten Freiflächen selbst bei längeren Aufenthalten nie eingeschränkt.
Beau-Rivage Palace
Alle 168 Zimmer im Lausanner Belle-Époque-Palast wurden renoviert und das Gourmetrestaurant PIC neu gestaltet.
PRCastello del Sole
Eine Tessiner Domäne von stiller Grandezza, entrückt vom Lärm der Welt, auf dem Maggia-Delta bei Ascona.
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Wenn ein Hotel die Quintessenz seiner Umgebung lebendig werden lässt und seinen Gästen einen echten Zugang zur Destination eröffnet, hat es schon halb gewonnen. Niemand weiss das besser als Leonardo Ferragamo.
Als der Spross der florentinischen Modedynastie von einem Freund auf ein vergessenes Kleinod im Herzen Mailands aufmerksam gemacht wurde, wurde er hellhörig: Ein ehemaliges erzbischöfliches Priesterseminar, verborgen im verschachtelten Hinterhoflabyrinth des Modeviertels «Quadrilatero della Moda», seit Jahrzehnten im Dornröschenschlaf. Ferragamo trat in den Dialog mit der Kirche, überzeugte die Verantwortlichen von seinem Vorhaben und liess den historischen Gebäudekomplex aus dem 16. Jahrhundert wie Phönix aus der Asche auferstehen. Neun Jahre vergingen bis zur Eröffnung des «Portrait Milano» im Jahr 2023. Für die Ferragamos, die mit ihrer Marke Lungarno Collection bereits fünf Hotels in Rom und Florenz etabliert haben, war klar: Dieses Juwel sollte nicht länger einem auserwählten Kreis vorbehalten bleiben. Vielmehr sollte es wie ein Geschenk an die Bewohner und Besucher der lombardischen Metropole zugänglich gemacht werden. «Über 500 Jahre lang hat kaum jemand diesen Ort gekannt – obwohl viele Mailänder täglich daran vorbeigingen», erklärt Leonardo Ferragamo.
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Zentrum der Anlage ist die Piazza del Portrait, ein quadratischer, von Arkaden gesäumter Innenhof mit 45 Metern Seitenlänge – der grösste Platz im gesamten Modeviertel. Eine neu geschaffene Passage verbindet den lebhaften Corso Venezia mit der pittoresken Via Sant’Andrea und erschliesst die Piazza erstmals für Fussgänger. Wer einen der beiden Eingänge passiert, fühlt sich augenblicklich in eine andere Welt versetzt – und dort auf Anhieb willkommen. Das Hotelteam besteht aus aufgeschlossenen, lebensfrohen Ragazzi, ganz ohne Allüren. Unter den Arkaden finden sich das Hotelrestaurant «10_11» mit solider norditalienischer Küche, das trendige Steakhouse «Beefbar», zwei Bars sowie der ortsspezifisch kuratierte Concept Store «Antonia». Die privaten Hotelbereiche beginnen ab dem ersten Obergeschoss. Dort führt ein verglaster Säulengang zu vielen der insgesamt 73 Zimmer (ab 1050 Franken) – einige mit Blick in den Garten, andere auf stille Innenhöfe. Für das Interieur liess sich Architekt Michele Bönan vom Mailänder Design-Erbe der 1950er- und 1960er-Jahre inspirieren: Holzvertäfelungen, Rattan-Elemente, Türknäufe aus Leder und Messing, dazu Textilien in sattem Rot und Grün. Im gesamten Haus zeugt die Einrichtung von Stil und Feinsinn: Gerahmte Skizzen historischer Mode- und Möbelentwürfe, ausgewählte Vintage-Objekte sowie rund 3000 Kunstbücher und Bildbände verleihen den Räumen Tiefe und Authentizität.
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Portrait Milano
Für das Interieur liess sich Architekt Michele Bönan vom Mailänder Design-Erbe der 1950er- und 1960er-Jahre inspirieren.
PRPortrait Milano
Für das Interieur liess sich Architekt Michele Bönan vom Mailänder Design-Erbe der 1950er- und 1960er-Jahre inspirieren.
PREinige Hotels verlieren mit der Zeit ihren Glanz – andere, wie das Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg, gewinnen mit jedem Jahr an Ausstrahlung. Der Unterschied liegt oft in einem einfachen, aber entscheidenden Faktor: der Handschrift einer Persönlichkeit, die mit Leidenschaft, Weitblick und Instinkt für das Besondere ein ganzes Haus prägt. Jemand, der sein Team inspiriert, mitreisst – und Tag für Tag zu Höchstleistungen motiviert. Ingo C. Peters ist genau so ein Mensch. Er begann seine Laufbahn als Page im «Vier Jahreszeiten» und führt das Grandhotel nun seit 28 Jahren – mit einer Hingabe, als wäre es sein eigenes.
An seiner Seite: Christiane, seine Frau – kreative Mitstreiterin und passionierte Gestalterin. Rückhalt erhält er zudem von Eigentümer Kurt Dohle, der mit klugen Investitionen den Boden für nachhaltige Weiterentwicklung bereitet – jüngst etwa durch die gelungene Modernisierung des Grill-Restaurants. Für Peters ist jedes neue Element mehr als blosse Veränderung – es ist Teil eines grösseren Ganzen. Aus der stetigen Verfeinerung der Bühne erwächst die Aufgabe, sie mit Leben, Swing und Sinn zu füllen – getragen von einem Selbstverständnis, das Tradition ehrt und zugleich zukunftsorientiert ist. «Hotels, die es verstehen, die lokale Community ins Haus zu holen – sei es zum Kaffee, zur Geburtstagsfeier oder zum Geschäftsessen –, verankern sich im Alltag der Stadt», sagt er. Und das ist spürbar: In der Lobby, in den Restaurants, an der Bar trifft Hamburg die Welt. Ein Austausch, lebendig und belebend. Und eine Atmosphäre, wie es sie nur an diesem Ort gibt.
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Peters ist überzeugt: «Ein Hotel ist nur so gut wie seine Gäste.» Und die schätzen jenes Gefühl von Grosszügigkeit, das sich wie ein roter Faden durch das «Vier Jahreszeiten» zieht – von der Blumendekoration über den Pianisten in der Wohnhalle bis zu den internationalen Zeitungen beim Frühstück oder hochwertigen Pflegeprodukte im Bad (Zimmer ab 360 Franken). Scheinbar kleine Dinge, die andernorts längst eingespart wurden – in der Annahme, niemand werde sie vermissen. Doch im «Vier Jahreszeiten» wird bei jedem Besuch deutlich: Wieder ist ein schönes Detail hinzugekommen, ein weiteres Puzzleteil ergänzt. Mit modernen Akzenten gelingt es, die historische DNA des Hauses in die Gegenwart zu übersetzen – beispielsweise durch die Transformation der Weinkellergewölbe unter dem Alsterspiegel in öffentlich zugängliche Räume oder durch das sinnenfrohe Design des gesamten Küchenbereichs. Dieser hat sich zum gefragten Veranstaltungsort entwickelt und bietet auch Gästen des Gourmetrestaurants Haerlin exklusive Einblicke hinter die Kulissen – beim Aperitif oder einem Abend am Chef’s Table. «Solange ich Freude daran habe und relevant bleibe, mache ich weiter», sagt der 63-jährige Vollbluthotelier. «Ein Hotel kurzfristig erfolgreich zu führen, ist keine grosse Kunst. Wahre Meisterschaft zeigt sich erst auf lange Sicht – wie bei einem Fussballclub, der über Jahrzehnte hinweg in der obersten Liga spielt.»
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Vier Jahreszeiten
Das am besten gehütete Geheimnis Hamburgs: die 300 Quadratmeter grosse Dachterrasse.
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Das am besten gehütete Geheimnis Hamburgs: die 300 Quadratmeter grosse Dachterrasse.
PRDamit alles bleibt, wie es war, muss sich alles ändern. Dieses Paradox beherrschen nur wenige Hotelikonen mit solcher Eleganz und Souveränität wie das «Gstaad Palace», das «Baur au Lac» in Zürich, das Hôtel du Cap-Eden-Roc an der französischen Riviera oder «The Connaught» in London. Sie gehören zu den buchstäblichen Überlebenskünstlern der Branche, indem sie sich selbst treu bleiben und dennoch immer wieder mal einen Twist wagen. Denn das wahre Kennzeichen eines Klassikers ist, dass er niemals altert.
Ein aktuelles Beispiel liefert das traditionsreiche «Les Trois Rois» in Basel. Vor zwanzig Jahren liess Eigentümer Thomas Straumann das Hotel aufwendig restaurieren und an vielen Stellen mit architekturhistorischer Sorgfalt in den Stil des 19. Jahrhunderts zurückversetzen. Nun hat er den nächsten grossen Schritt gewagt – diesmal in die Zukunft gerichtet: Das Architekturbüro Herzog & de Meuron hat das neobarocke Kopfgebäude an der Schifflände im Innern vollständig neu gedacht – ein bewusster Bruch mit dem Bestehenden. Das Resultat ist ein markanter Kontrast zum Haupthaus: sieben unkonventionell modern gestaltete Zimmer mit kräftigen Rotakzenten (ab 600 Franken), ein japanisch anmutender Wellbeing-Bereich unter dem Dach sowie ein drittes Restaurant, das im ehemaligen Ballsaal im September eröffnet und euro-asiatische Gerichte zum Teilen servieren wird. «Ein Hotel verliert seine Strahlkraft, wenn es sich nicht ständig weiterentwickelt», sagt General Manager Mark Jacob. Stillstand ist kein Stil.
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Während die Geschichte des «Trois Rois» bis ins Jahr 1681 zurückreicht, ist das «Badrutt’s Palace» vergleichsweise jung. 1896 öffnete das Hotel erstmals seine Türen. Doch ähnlich wie die «Drei Könige» kämpfte auch der Engadiner Alpenpalast lange mit einem angestaubten Image und dem Bedeutungsverlust auf dem internationalen Parkett – bevor er in jüngerer Zeit ein fulminantes Comeback erlebte.
Les Trois Rois
Das Architekturbüro Herzog & de Meuron hat das neobarocke Gebäude an der Basler Schifflände im Innern neu gestaltet.
PRBadrutt’s Palace
Der Alpenpalast in St. Moritz erlebte jüngst ein fulminantes Comeback und schüttelte das angestaubte Image ab.
PRDaran hat Richard Leuenberger massgeblichen Anteil, weshalb der BILANZ-Titel «Hotelier des Jahres» längst überfällig ist. Er initiierte Kooperationen mit Starköchen und Luxusmarken, trieb die digitale Transformation voran wie kaum ein anderer im Land und entwickelte das Gästeerlebnis konsequent weiter – stets orientiert an den Erwartungen des vorwiegend internationalen Publikums. Ein herzlicher, respektvoller Umgang prägt das Miteinander – auf und hinter der Bühne. Der Retro-Chic blieb erhalten, doch die Aura vergangener Zeiten trifft nun auf heutige Raffinessen. Vom Bahnhof wird man stilvoll im hauseigenen Rolls-Royce Phantom, Baujahr 1968 und einst im Besitz der Queen, abgeholt. Im Spa wiederum sorgen hochwirksame Body-Shaping-Behandlungen von Biologique Recherche für trendbewusstes Wohlgefühl. Und beim Abendessen tragen einen die japanisch-peruanischen Menüs im «Matsuhisa» – einem von sechs Restaurants im Haus – weit über die Schweiz hinaus.
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Die Reichen und Erfolgreichen – und jene, die es gerne wären – kehren vermehrt zurück ins verjüngte «Badrutt’s Palace»: Das turmgekrönte Wahrzeichen von St. Moritz ist, besonders im Winter, nie langweilig. Und wenn hier Neues gewagt wird, dann richtig. Das zeigen die jüngsten Erweiterungen: ein grosser, klimaneutral beheizter Aussenpool, eine spektakuläre unterirdische Passerelle zur Restaurant-Aussenstation «Chesa Veglia» – und der neue «Serlas»-Trakt. Entworfen im modernen italienischen Wohnstil vom Mailänder Architekten und Designer Antonio Citterio, hebt er sich deutlich von der opulenten Old-World-Ästhetik des Haupthauses ab. Die 25 neuen Zimmer (ab 950 Franken) sprechen zahlungskräftige Familien und jüngere Gäste an, die eine private Atmosphäre schätzen, ohne auf das pulsierende Hotelgeschehen verzichten zu müssen.
Der Erfolg des «Ökosystems Badrutt‘s», zu dem auch der «Paradiso Mountain Club» am Suvretta-Hügel gehört – wo Hotelgäste selbst zu Weihnachten noch einen Platz in der Skihütte bekommen – ist beachtlich: Das Hotel verzeichnet einen stetigen Aufschwung, und weil die Aktionäre auf Dividenden verzichten, kann das «Badrutt’s» jährlich zweistellige Millionenbeträge in seine Modernisierung investieren. Im Geschäftsjahr 2023/24 lag der Gesamtumsatz 82 Millionen Franken, davon 8 Millionen aus Ladenvermietungen. «Als unabhängiges Hotel haben wir keinen Konzern im Nacken, der uns vorgibt, was wir zu tun oder zu lassen haben», sagt Richard Leuenberger.
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Neun von zehn neuen Hotels sind kaum der Rede wert. Es fehlt an Inspiration, an Mut, am Gespür für das Aussergewöhnliche – und vor allem an Herz und Seele. Statt Eigenständigkeit dominiert Konformität, statt echter Emotion gibt es routiniert inszenierte Beliebigkeit. Viele dieser Newcomer beherrschen die Kunst der medialen Aufmerksamkeit, sammeln in Rekordzeit Hunderttausende Follower auf Instagram und kaschieren dabei geschickt die ernüchternde Realität. Und der Gast? Wird allzu oft mit höflicher Gleichgültigkeit empfangen.
In Schweizer Hotels steht persönlicher Service im Mittelpunkt. Individuelle Betreuung und authentische Gastfreundschaft wird grossgeschrieben. Lesen Sie hier.
Ganz anders das «BelArosa Chalet», das seit Weihnachten 2024 die Schweizer Hotellandschaft bereichert. Der Neubau im Zentrum von Arosa ist weder klassisches Hotel noch typisches Chalet – sondern vielmehr ein Refugium für Individualisten, die diskreten Luxus, Privacy und persönliche Zuwendung suchen. Nur zehn Suiten (ab 850 Franken) stehen zur Verfügung, jede zwischen 95 und 210 Quadratmeter gross, gestaltet in feinster Holzarchitektur – mit eigenem Kamin und Sauna. Fünf der Suiten bieten zusätzlich einen privaten Infinity-Pool. Von der Seife bis zur Kunst ist alles mit Bedacht gewählt – und wo sonst findet man noch eine echte Bibliothek mit aktuellen Romanen und Sachbüchern? Das Frühstück? Wird individuell angepasst und zu jeder gewünschten Zeit direkt in die Suite serviert. Ein Restaurant gibt es bewusst nicht – stattdessen stehen ein attraktives In-Room-Dining-Angebot oder sogenannte «Food Hamper» zur Verfügung: Körbe mit regionalen Spezialitäten und sorgfältig vorbereiteten Zutaten, die in der Hightech-Küche der Suite nur noch erwärmt oder vollendet werden müssen. So entsteht das Gefühl eines perfekt ausgestatteten zweiten Zuhauses – ohne sich um Einkaufen oder Haushalt kümmern zu müssen. Geleitet wird das Haus von Meike-Cathérine Bambach, die ihre Gäste mit einer natürlichen, unaufgesetzten Herzlichkeit empfängt – fast so, als kämen sie zu ihr nach Hause. Sie sorgt dafür, dass bei der Ankunft alles auf die persönlichen Vorlieben zugeschnitten ist – sei es durch genaue Beobachtung oder gezielte Nachfrage. Dabei, so Bambach, gehe es nicht um grossspurige Gesten wie den üppigsten Blumenstrauss oder den edelsten Champagner: «Es sind oft die kleinen, auf den Gast abgestimmten Aufmerksamkeiten, die den Unterschied machen.»
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BelArosa Chalet
Der Neubau im Zentrum von Arosa ist ein Refugium für Individualisten, die diskreten Luxus und Privatsphäre suchen.
PRBelArosa Chalet
Der Neubau im Zentrum von Arosa ist ein Refugium für Individualisten, die diskreten Luxus und Privatsphäre suchen.
PRFrüher waren Spitzenhotels in erster Linie hedonistische Zufluchtsorte – Orte, an denen wohlhabende Reisende ihre Freizeit genossen, weitgehend losgelöst von gesellschaftlicher Verantwortung. Heute hingegen stehen sie zunehmend für etwas. Ein eindrucksvolles Beispiel ist «The Newt in Somerset», das im Ranking einen grossen Sprung nach vorn gemacht hat. Entstanden aus einem revitalisierten Landsitz, verkörpert das Hotel eine Philosophie, die tief auf Nachhaltigkeit, lokalem Engagement und respektvollem Umgang mit der Natur beruht. «Caring for the land that feeds us», so das Credo. Es spiegelt die Werte von Karen Roos und Koos Bekker wider, dem südafrikanischen Unternehmerpaar, das bereits mit dem Farmhotel «Babylonstoren» bei Kapstadt international für Aufsehen sorgte.
Mit dem «Newt» im Südwesten Englands, gut zwei Autostunden von London entfernt, haben sie nun ein weiteres, kraftvolles Zeichen für eine neue Art von Hotel gesetzt: eines, das die Natur nicht nur als Kulisse, sondern als zentrales Element begreift. Am treffendsten lässt es sich wohl als Garten mit angeschlossenem Hotel beschreiben – nicht umgekehrt. Einige Bereiche dieses botanischen Gesamtkunstwerks benötigen noch Zeit, um ihr volles Potenzial zu entfalten, doch Chefgärtner Ed Edge sieht das gelassen: «Ein solches Projekt ist ein Marathon, kein Sprint. Ohnehin ist ein Garten ein nie endender Prozess.»
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Gemeinsam mit den Eigentümern verfolgt er die Idee eines Gartens, der nicht nur ästhetisch schön, sondern vor allem auch nützlich ist. Kulinarisch versorgt sich das Hotel nahezu vollständig selbst: Gemüse, Kräuter und Obst – darunter allein 267 Apfelsorten – stammen aus den eigenen Gärten und Plantagen. Sie bilden die Grundlage für kreative Farm-to-table-Menüs. Selbst das Spa, untergebracht in einem umgebauten Kuhstall, folgt dieser Logik mit Behandlungen auf Basis pflanzlicher Wirkstoffe.
Das Ensemble umfasst 44 stylisch-rustikale Zimmer (ab 900 Franken), verteilt auf das georgianische Herrenhaus und mehrere Bauerngehöfte. Hinzu kommen drei Restaurants, eine Bäckerei, ein Observatorium und ein Baumwipfelpfad – und seit Kurzem ein weiteres Highlight: das römische Museum Villa Ventorum, errichtet auf den Ruinen einer antiken Villa. Kritiker sprechen von einer luxuriösen Disneyisierung des britischen Landlebens. Doch für viele Gäste ist «The Newt» ein inspirierendes Zusammenspiel von Natur, Design und neu interpretierter Gastlichkeit – und der Beweis dafür, dass Haltung der wahre Luxus ist.
The Newt in Somerset
Entstanden aus einem alten Landsitz, setzt das Hotel auf Nachhaltigkeit und einen respektvollen Umgang mit der Natur.
PRThe Newt in Somerset
Entstanden aus einem alten Landsitz, setzt das Hotel auf Nachhaltigkeit und einen respektvollen Umgang mit der Natur.
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Je stärker unsere Welt von «Careless People» geprägt ist – wie es der gleichnamige Bestseller treffend beschreibt –, desto grösser wird das Bedürfnis nach Rückzugsorten, die Geborgenheit vermitteln und eine ungezwungene Atmosphäre bieten, so wie es dem Bairro Alto Hotel in Lissabon beispielhaft gelingt.
Schon beim Eintreten spürt man: Hier checkt man nicht nur ein, hier kommt man an. Am Praça de Camões, zwischen den Vierteln Bairro Alto und Chiado gelegen, vereint das Hotel mühelosen Luxus mit dem Bohème-Flair der portugiesischen Kapitale. Hinter der sonnengelben Fassade verbergen sich 87 stilvolle Zimmer (ab 500 Franken), ein lebendiges Restaurant mit offener Küche – auch von Einheimischen rege besucht – sowie eine fabelhafte Dachterrasse. Von dort schweift der Blick beim Frühstück oder abendlichen Drink über den glitzernden Tejo und die ziegelroten Dächer der Stadt. Im Erdgeschoss lockt eine eigene Pastelaria mit süssen Spezialitäten – allen voran die legendären Pastéis de Nata –, die auch zum Nachmittagstee in der eleganten Lounge-Bar auf der Mezzanine-Etage serviert werden. Der stimmungsvolle Raum im Midcentury-Look ist nicht nur ein Treffpunkt, sondern auch ein Forum für Filmvorführungen und kulturelle Events.
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Das historische Hauptgebäude wurde kürzlich um drei benachbarte Häuser aus dem 18. Jahrhundert erweitert – eine architektonische Meisterleistung des Pritzker-Preisträgers Souto de Moura. Für das Interieur war erneut das Atelier Bastir verantwortlich, das bereits 2005 das ursprüngliche Design entwickelte und dabei grossen Wert auf portugiesisches Handwerk und lokale Kunst legte. Mit einer eklektischen Komposition aus subtil arrangierten Textilien, Tapeten, Teppichen, Fliesen und Vintage-Stücken entstand ein wunderbar wohnliches Ambiente voller liebevoller Details.
Auch wenn das «Bairro Alto» nicht zu den Häusern gehört, in denen man sich an jede individuelle Vorliebe oder gar den Namen der Gäste erinnert – was bei der überschaubaren Grösse durchaus möglich wäre –, überzeugt es durch ausnahmslos freundliche und hilfsbereite Mitarbeitende. Vielleicht liegt das am kulturellen Verständnis von Gastfreundschaft: Hier wird sie nicht als sportliche Disziplin zelebriert, sondern getragen von einer stillen, selbstverständlichen Form des Sich-Kümmerns. «Es geht uns um Harmonie statt um Perfektion», sagt Marta Tavares da Silva, die Besitzerin. «Es geht um die richtige Energie, um das Gefühl, willkommen und erwartet zu sein. Das Schwierigste in der Hotellerie ist es, eine Umgebung zu schaffen, die Wärme und Geborgenheit ausstrahlt». Und das zu Preisen, bei denen man sich nicht über den Tisch gezogen fühlt.
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Bairro Alto Hotel
Das Hotel an der Praça Luís de Camões in Lissabon vereint mühelosen Luxus mit Bohème-Flair.
PRBairro Alto Hotel
Das Hotel an der Praça Luís de Camões in Lissabon vereint mühelosen Luxus mit Bohème-Flair.
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Das BILANZ-Hotel-Ranking basiert auf vier Säulen: 400 eigene Testbesuche in den letzten 18 Monaten, eine Umfrage unter 93 führenden Schweizer Hoteliers, Bewertungen aus relevanten Reisepublikationen und -plattformen sowie die Erfahrungen von 120 europäischen Hotelkennern und Reiseprofis. Alle Ergebnisse flossen in ein einheitliches 100-Punkte-System ein.
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