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Telekom-Rating 2025

Der Wettbewerb verschärft sich

Das Feld rückt enger zusammen, die Nachzügler holen auf: Das zeigt die 26. Rangliste der besten Schweizer Telekom-Anbieter.

Marc Kowalsky

<p>Die Telekom-Anbieter liegen dichter beieinander als früher. Die drei Grossen der Szene – Swisscom, Sunrise und Salt – befinden sich aber noch immer im hinteren Teil des Feldes.</p>

Die Telekom-Anbieter liegen dichter beieinander als früher. Die drei Grossen der Szene – Swisscom, Sunrise und Salt – befinden sich aber noch immer im hinteren Teil des Feldes.

Mario Wagner / 2 Agenten für BILANZ

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In den Feiermomenten bei der Swisscom sprudelt in den Flaschen mit grosser Wahrscheinlichkeit Prosecco statt Schweizer Schaumwein, es heisst «Cin cin!» statt «Zum Wohl!», und die Party steigt in Mailand statt in Bern. Denn das Italien-Geschäft gibt bei der Swisscom seit einiger Zeit viel mehr Grund zum Anstossen als das Stammgeschäft in der Schweiz. Mit dem Kauf von Vodafone Italia ist man zum zweitgrössten Player im Bel Paese geworden, nach der Integration werden die Gewinne sprudeln, vor allem aber sind die Wachstumsaussichten ausgezeichnet. Hierzulande hingegen ist der grösste Schweizer Carrier seit Jahren auf einem Schrumpfkurs: Die Kundenzahlen in der Telefonie und beim Fernsehen gehen zurück, der Umsatz ebenfalls, die Gewinne fallen zunehmend im IT-Bereich an.

Kein Wunder, denn 27 Jahre nach der Liberalisierung strömen noch immer neue Player in den Schweizer Telekom-Markt – und machen dem Ex-Monopolisten das Leben Jahr für Jahr schwerer. «Eine Marktkonsolidierung findet nicht statt, im Gegenteil», sagt Peter Messmann von der Beratungsfirma MepAdvice: «Die mittelgrossen Player wachsen, auch weil sie mehr Dienste anbieten. Und sie holen zunehmend Kunden von der Swisscom ab.» Messmann muss es wissen: Er ist Co-Autor des Schweizer Telekom-Ratings, das es fast ebenso lang gibt wie den freien Telekom-Markt hierzulande, nämlich bereits 26 Jahre. 9312 Privat- und 867 Geschäftskunden hat er dieses Jahr befragt.

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Millionensalär

Zwei Trends zeigen die Ergebnisse des Ratings heuer deutlich: Zum einen rückt das Feld enger zusammen, die Unterschiede zwischen den Playern werden kleiner. Einst enteilte Player spüren nun den Atem der Verfolger im Nacken, Nachzügler haben aufgeholt. Und zum anderen: Auch wenn sich die beiden grossen Player Swisscom und Sunrise an der Börse ordentlich entwickelt haben, so verlieren sie für den Schweizer Kunden an Wert. Die Swisscom war schon seit Jahren Stammgast am Ende der Tabellen. Jetzt reicht sie in vielen Bereichen die rote Laterne weiter an Sunrise, die durch den Merger mit UPC und den Börsengang diesen Februar in den Augen vieler Kunden nun in einer ähnlichen Liga spielt wie Swisscom. «Ein Angreifer ist Sunrise schon lange nicht mehr», sagt Jörg Halter, Co-Autor der Studie: «Stattdessen legt die Firma inzwischen eine gewisse Behäbigkeit an den Tag». Dass Sunrise heuer so schlecht abschneidet, könnte laut den Studienautoren auch noch einen ganz anderen Grund haben: das 15,4-Millionen-Salär von CEO André Krause und das damit verbundene negative Medienecho. «Viele Kunden fragen sich: Ist es opportun, dass ein Telco-CEO genauso viel verdient wie ein Banken- oder Pharmachef? Schliesslich zahlen sie das mit ihren Abonnementen», so Halter.

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Im Mobilfunkmarkt bei den Privatkunden zeigt sich der Absturz von Sunrise deutlich – sogar bei der Zweitmarke Yallo. «Die Integration der UPC-Dienste ist nicht ideal gelaufen», stellt Messmann fest: «Der Endkunde muss viel Zeit und Kompetenz aufbringen, bis wieder alles funktioniert.» Neu und auf Anhieb weit oben dabei ist dafür Spusu. Dank massivem Werbedruck und attraktiven Preisen wechseln viele User, die von den etablierten Playern genug haben, zu dem österreichischen virtuellen Anbieter auf dem Salt-Netz.

Haifischbecken

Bei den Internet-Anbietern (ISP) ist das ganze Ranking gegenüber dem Vorjahr nach unten gerutscht. «Ein Indiz, dass in dem Markt nicht mehr viel los ist», sagt Messmann. Innovationen etwa gibt es kaum noch: Die einzige wirkliche Neuerung in den letzten Jahren war der Markteintritt von Starlink: Die Firma von Elon Musk liefert Internet via Satellit. Doch die Nutzerzahlen hierzulande sind minimal. Und eine geplante Zusammenarbeit mit Salt verzögert sich aus regulatorischen Gründen bis mindestens 2027. Auch der Fixnetzmarkt ist betoniert. Aber es gibt ihn noch, allen Unkenrufen zum Trotz: 60  Prozent der Schweizer Privathaushalte besitzen noch einen Telefonanschluss. Wobei gilt: «Viele haben ihn noch, aber benutzen ihn kaum», so Messmann. Auch hier ist das Feld enger zusammengerückt.

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Ebenso wie bei den TV-Anbietern. Die Folge: Wer seinen Job auch nur ein kleines bisschen besser macht als die Konkurrenz, steigt schnell um ein paar Plätze nach oben – wie etwa Quickline, deren TV-Angebot in der Benutzerführung intuitiver ist als andere. Genau andersherum gegangen ist es Infomaniak im Markt der Cloud-Dienste: Die Firma ist von Rang eins auf Rang fünf gefallen – «nicht, weil sie massiv viel schlechter geworden wäre», sagt Messmann: «Die anderen sind einfach ein paar Nuancen besser geworden.»

Im Geschäftskundenmarkt duellieren sich inzwischen zahllose Anbieter um die Handykunden, elf schaffen es dieses Jahr ins Ranking. «Ein frappanter Sprung», sagt Halter: «Bis vor fünf Jahren waren es immer nur die grossen drei: Sunrise, Salt und Swisscom.» Dass es 20 Jahre dauerte, bis der Markt auch für kleinere Anbieter reif wurde, liegt am Schweizer Telekom-Gesetz: Anders als im Fixnetz gibt es keinen Zwang, fremde Player auf das eigene Netz zu lassen. «Jetzt aber wird der Wettbewerb immer intensiver in diesem Haifischbecken», so Messmann. Soll heissen: Die Abstände schrumpfen, und die ersten vier Plätze wurden neu verteilt. Auffällig: Es gibt grosse Unterschiede beim Support. «Da können sich die kleineren Player differenzieren, ebenso wie beim Preis», sagt Halter. Das Gleiche gilt auch für ISP und Fixnet. Beide Märkte sind relativ stabil, auch weil viele Glasfaseranschlüsse der Swisscom noch immer blockiert sind nach dem Streit mit Init7 und dem Machtwort der Wettbewerbsbehörde.

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Im Markt für Datacenter und Cloud-Dienste gilt: Switzerland first! Mit Ausnahme von AWS haben es ausländische Anbieter schwer, die Kunden zufriedenzustellen. Wobei Sunrise und Salt hier gar nicht präsent sind – noch nicht. «Rein aus der Frage der Marktpositionierung heraus werden beide ihr Portfolio hierhin erweitern müssen», sagt Messmann.

Wer als Kunde alles aus einer Hand beziehen will, hat nach dem Verschwinden von UPC nur noch Swisscom, Sunrise und Salt zur Auswahl: Auch hier ist – Überraschung! – das Feld enger zusammengerückt. Und die drei teilen sich die Spitzenplätze fair auf: Salt gewinnt bei den Privatkunden. «Zehn Jahre nach der Umbenennung hat die Firma das Newcomer-Image von Orange zurückgewinnen können», so Messmann. Bei den Grosskunden hingegen sieht er Salt «trotz aller Bemühungen noch sehr am Strampeln» – die vor drei Jahren gestartete Offensive ist schwieriger und langwieriger als erwartet. So holt sich bei den Grosskunden Sunrise die Krone. «Die Firma profitiert von der übernommenen UPC, die bei Grosskunden sehr gut positioniert war», so Halter: «Diese Kunden werden mehrheitlich weiterhin von den alten Teams betreut.» Bei den KMUs hingegen schlagen die Schwierigkeiten der UPC-Integration viel stärker durch. Mit dem Ergebnis, dass Sunrise mit grossem Abstand auf dem letzten Platz landet. Bester KMU-Anbieter ist heuer die Swisscom.

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Wenigstens ein Grund, dass auch mal in Bern die Korken knallen.

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Marc Kowalsky

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