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Die Post

Präsident Christian Levrat ist im Europa-Vergleich fürstlich bezahlt

Er ist der wohl best ­bezahlte Chef eines staatlichen Postunternehmens. Mehr zahlt nur die teilprivatisierte und börsenkotierte Poste Italiane.

Ueli Kneubuehler Rinigier

<p>Christian Levrat verdient über viermal so viel wie Elisabeth Stadler in Österreich.</p>

Christian Levrat verdient über viermal so viel wie Elisabeth Stadler in Österreich.

Keystone, PR / Montage BILANZ

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Wie schweizerisch ist die Post? Die Frage hat jüngst das Parlament beschäftigt. Auslöser ist die Ankündigung der Post-Führung um Interims-CEO Alex Glanzmann, 200 Informatikstellen nach Portugal auszulagern. Die Gewerkschaften fordern mehr Transparenz, die SVP befürchtet, dass sich der zu 100 Prozent in Bundesbesitz befindliche Konzern zu einer Art multinationaler Firma entwickle. Postminister Albert Rösti musste besänftigen. Die parlamentarische Episode steht sinnbildlich für die Post. Garantierter Service public mit üppigen Gewinnen und ohne Auslandabenteuer. So sieht die Wunschpost vieler aus.

Damit schlägt sich Post-Präsident Christian Levrat seit vier Jahren herum. Dafür wird er aber ganz ordentlich entschädigt. Rund 270’000 Franken betrug seine Gesamtvergütung im vergangenen Jahr. Verglichen mit den Postunternehmen in Staatsbesitz dürfte er der bestbezahlte Post-Präsident von Europa sein (siehe Tabelle). Elisabeth Stadler, Präsidentin der teilprivatisierten Österreichischen Post, erhält rund ein Viertel. Einzig die börsenkotierte Poste Italiane bezahlt wesentlich besser. Selbst kaufkraftbereinigt wäre Christian Levrat noch der Topverdiener unter den Postunternehmen in Staatsbesitz.

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«Entscheidend ist die Komplexität des Konzerns», sagt Matthias Loosli von der Gewerkschaft Syndicom, wo er sich um die Logistik und Postbelange kümmert. «Sind diese staatlichen Postunternehmen reine Logistikfirmen, die Briefe und Pakete transportieren? Der Schweizer Postkonzern ist eine Art Mischkonzern, in dem gleichzeitig verschiedene Gesellschaften verbunden sind.»

Tatsächlich ist die hiesige Post grundversorgende Alleskönnerin und im Vergleich am breitesten aufgestellt. Die Börsenkotierten fokussieren auf Finanzdienstleistungen (Italien) oder sind reine und effiziente Logistiker (Österreich). Daneben gibt es risikofreudige Player in Belgien und Norwegen, die stark auf E-Commerce setzen. Die Post unter Levrat – im November tritt mit Pascal Grieder der neue Post-CEO seinen Posten an – erwirtschaftet den höchsten Pro-Kopf-Umsatz. Und auch die Betriebsgewinnmarge ist mit 5,3 Prozent im vergangenen Geschäftsjahr unter den Postkonzernen in Staatsbesitz ganz gut. Zusammen mit Belgien (5,2 Prozent) hängen sie die nordischen Player klar ab. In einer anderen Liga spielen die Italiener mit einer EBIT-Marge von 20 Prozent.

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Letztlich stünden die Honorare in Staatsbetrieben auch in Konkurrenz mit vergleichbaren Aufgaben in der Privatwirtschaft, so Syndicom-Vertreter Matthias Loosli. Das weiss auch der designierte Post-Chef Pascal Grieder. Er wird ein Gehalt von rund einer Million Franken beziehen. Für einen Konzern dieser Grösse mit mehr als 35’000 Vollzeitangestellten, den bekannten wirtschaftlichen Herausforderungen und gefangen im politischen Korsett ist dies sicherlich nicht überrissen.

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Ueli Kneubuehler Rinigier

Ueli Kneubühler

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