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Kyril Louis-Dreyfus

Wie ein Milliardärssohn den Fussballclub AFC Sunderland kaufte und damit die mächtigste Fussballliga der Welt erobert

Der 27-Jährige Schweizer Spross einer Handelsdynastie knüpft an die Fussballleidenschaft des verstorbenen Vaters an – mit grossem Erfolg.

Erik Nolmans

<p>Milliardärssohn Kyril Louis-Dreyfus ist der jüngste Clubbesitzer in der englischen Premier League, der mächtigsten Fussballliga der Welt.</p>

Milliardärssohn Kyril Louis-Dreyfus ist der jüngste Clubbesitzer in der englischen Premier League, der mächtigsten Fussballliga der Welt.

Imago

Am 24. Mai, um zwanzig vor sechs, war der AFC Sunderland auf einen Schlag um 200 Millionen Pfund reicher. Tom Watson, der Teenager im Sturm des englischen Teams, hatte den Ball vor dem Strafraum bekommen, von halblinks Anlauf genommen und ihn zwischen drei Verteidigern hindurch unhaltbar ins lange Eck versenkt. Es war die 95. Minute in der Nachspielzeit, das entscheidende 2:1 im Playoff-Final gegen Sheffield United um den Aufstieg in die Premier League, die reichste Fussballliga der Welt, war gefallen.In seinem Jubellauf zur Cornerflagge zog Watson sein Shirt aus und riss damit die mitgereisten Sunderland-Fans im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion von den Sitzen. Nicht nur die Zehntausende aus dem englischen Norden angereisten Anhänger jubelten, einer hatte besonderen Grund zum Feiern: Kyril Louis-Dreyfus, Besitzer des zuvor jahrelang arg kriselnden Traditionsvereins. Der Club, bei dem er 2022 erst 24-jährig zum geschätzten Preis von 20 bis 50 Millionen Pfund Mehrheitsbesitzer wurde, ist mit dem Einzug in die Premier League nun zumindest einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag wert. Um die Einnahmen muss sich der AFC Sunderland in nächster Zeit keine Sorgen mehr machen: Der Sieg im Playoff-Final bringt Zusatzeinnahmen, den Fussballexperten auf 198 Millionen Pfund veranschlagen, etwa durch TV-Einnahmen, höhere Ticketpreise, Merchandising oder auch teurere Catering-Veranstaltungen – es macht eben mehr Spass, in der VIP-Lounge ein Spiel gegen den FC Liverpool oder Manchester City zu schauen, als gegen Preston North End oder Bristol City.

<p>Die ­ Sunderland-Spieler feiern im Londoner Wembley-Stadion den Aufstieg in die Premier League.</p>
<p>Kyril Louis-Dreyfus umarmt den Siegestorschützen Tom Watson nach dem Spiel am 24. Mai.</p>
<p>Der Clubvorstand mit Maurice sowie Kyril Louis-Dreyfus (v.l.) und das Team am Feiern.</p>
<p>Kyrils (r.) Zwillingsbruder Maurice Louis-Dreyfus (M.) gratuliert Top-spieler Jobe Bellingham.</p>
<p>Trainer Régis Le Bris (mit Krawatte), der vor einem Jahr vom FC Lorient kam, brachte den Erfolg.</p>
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Die Sunderland-Spieler feiern im Londoner Wembley-Stadion den Aufstieg in die Premier League.

Dukas

Für die Hafenstadt Sunderland, im Nordosten Englands an der rauen Nordsee gelegen, nahm damit ein Leidensweg ein Ende. Der Club, 1879 gegründet und 1892, 1893, 1895, 1902, 1913 und 1936 englischer Meister, war nach 2017 in die Drittklassigkeit abgestürzt. In der Region ist die Verbundenheit mit den «Black Cats», wie das Team vor Ort genannt wird, gross. Eindrücklich dargestellt wurde dies in der mehrstaffeligen Netflix-Serie «Sunderland ’Til I Die» («Sunderland, bis ich sterbe»). Dass infolge der allgemeinen Tristesse jener Jahre just ein Greenhorn den Club übernahm, trug damals nicht eben zum Optimismus bei – kaum jemand traute dem Milliardärssohn aus der fernen Schweiz zu, für die Wende zu sorgen. Doch hier war ein junger Unternehmer angetreten, den mehr antrieb als der Versuch, in der reichsten Fussballliga der Welt Fuss zu fassen. Hier kam ein Mann, dessen Verbundenheit zum Fussball emotional tief verwurzelt ist.

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Erik Nolmans

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