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Mann des Monats

Pharma­veteran Giovanni Caforio präsidiert neu Novartis

Er stammt aus Italien und hat einen US-Pass. Wer ist ­Giovanni Caforio? Und wie viel Swissness lässt er im Konzern mit USA-Ausrichtung noch zu?

Dirk Schütz

<p>Caforio sucht die Nähe zu den Mitarbeitenden: «In dem neuen Büro bin ich mitten unter den Teams und schaue direkt auf die Labore.»</p>

Caforio sucht die Nähe zu den Mitarbeitenden: «In dem neuen Büro bin ich mitten unter den Teams und schaue direkt auf die Labore.»

Marc Wetli für BILANZ

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Der Weg ist nur 30  Meter weit, doch er hat Symbolkraft. «Forum  1» nennt sich das Gebäude im Herzen des Novartis Campus, es war ursprünglich Teil der Sandoz-Werke, aus denen der Pharmakonzern hervorgegangen ist, und ist der Gegenpol zum futuristischen Muschelbau des Stararchitekten Frank Gehry, der die Anlage mit ihren 20 Gebäuden überragt. Im Forum  1 hatte der langjährige Präsident Jörg Reinhardt sein Büro. Wer es betrat, fühlte sich zurückversetzt in die Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts.

«Hier bekomme ich ein besseres Gefühl für die Kultur auf dem Campus», lacht der Mann, der Reinhardt im März als Präsident ablöste, das Business-Englisch mit nur einem Hauch italienischer Färbung. Als erste Amtshandlung verlegte Giovanni Caforio, 61-jähriger Römer mit amerikanischem Pass, das Büro des Präsidenten. Er zog in die Fabrikstrasse 18, einen glasverspiegelten Neubau aus dem Jahr 2014, einen Steinwurf von Reinhardts Wirkungsstätte entfernt. Mehr als 7000 Mitarbeitende aus mehr als hundert Ländern arbeiten auf dem Campus – und Caforio sucht ihre Nähe: «In dem neuen Büro bin ich mitten unter Teams und schaue direkt auf die Labore.»

Seine Wahl kam überraschend. «Giovanni who?», fragten sich viele Mitarbeiter, als im April 2024 fast schon klandestin in der Pressemitteilung zu den Quartalszahlen der neue Präsident angekündigt wurde. Auf den ersten Blick eine klassische Headhunter-Lösung. Die Fahnder von Egon Zehnder hatten vom Novartis-Verwaltungsrat das Mandat für die Nachfolgesuche erhalten, und Caforio landete schnell oben auf der Liste. Er war im März 2024 als Chairman des US-Pharmakonzerns Bristol Myers Squibb (BMS) ausgeschieden, eines Wettbewerbers mit ähnlicher Grösse (48 Milliarden Dollar Umsatz) wie Novartis (56 Milliarden). Reinhardt kannte ihn von Konferenzen, und so kam es zu einer Premiere: Zum ersten Mal wechselte ein Präsident eines globalen Pharmakonzerns zu einem Wettbewerber – und dazu noch ein Mediziner.

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<p>Jörg Reinhardt (l.) stellt seinen Nachfolger Giovanni Caforio während der Generalversammlung von Novartis im März 2025 vor.</p>

Jörg Reinhardt (l.) stellt seinen Nachfolger Giovanni Caforio während der Generalversammlung von Novartis im März 2025 vor.

Keystone
<p>Jörg Reinhardt (l.) stellt seinen Nachfolger Giovanni Caforio während der Generalversammlung von Novartis im März 2025 vor.</p>

Jörg Reinhardt (l.) stellt seinen Nachfolger Giovanni Caforio während der Generalversammlung von Novartis im März 2025 vor.

Keystone

Caforios Vater arbeitete als Leiter einer Gynäkologiestation in Anzio, 40 Kilometer südlich von Rom. Die Patienten waren ein ständiges Thema, der junge Giovanni nahm im Kindesalter Telefonate für den Vater an. «Seit meiner Geburt habe ich die Luft der Medizin eingeatmet», erinnert er sich. Es war unbestritten, dass sowohl sein älterer Bruder als auch er selbst Medizin studieren würden. Der bewunderte Vater hatte dabei sogar eine Fähigkeit ausgebildet, um die ihn der Sohn heute beneidet: Er war befreundet mit einem deutschen Arzt, und viele seiner Lehrbücher waren auf Deutsch verfasst, die Sprache lag ihm. Sie fehlt seinem durchaus sprachbegabten Sohn heute in Basel – Caforio spricht auch Portugiesisch, Spanisch und Französisch. Doch zum Deutschlernen bleibt wenig Zeit, und auf dem Campus dominiert Englisch.

Anders als seinen Vater und seinen Bruder – er arbeitet heute noch ebenfalls als Gynäkologe, nur die einzige Schwester scherte aus, sie ist Lehrerin – zog es ihn schnell in die Wissenschaft. «Die Entwicklung von neuen Medikamenten hatte für mich eine grössere Bedeutung», betont Caforio. Sein besonderes Interessengebiet: die Onkologie, hier schrieb er auch seine Doktorarbeit. Als dann bei der Italien-Tochter des US-Medikamentenriesen Abbott eine Stelle frei wurde, stieg Caforio ein – und wechselte, ungebunden und abenteuerlustig, zwei Jahre später als 27-Jähriger in die Zentrale nach Chicago.

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Er zählt zu der raren Spezies der Mediziner, die das Verkäufer-Gen in sich spürten: Er stieg bei Abbott ins Marketing ein, wechselte nach sechs Jahren nach Spanien und übernahm anschliessend die Leitung des Portugal-Geschäfts. Hier zog er mit seiner Frau Isabelle Lambotte zusammen, einer Belgierin, die er bei Abbott kennengelernt hatte, später in den USA Gründerin von Share My Meals, einer Organisation zur Verteilung von überschüssigen Lebensmitteln. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder, Caforio lebt unter der Woche in einem Apartment in Kleinbasel, die Wochenenden verbringt er meist bei seiner Ehefrau in Rom.

<p>Caforio muss auch Schweizer Befindlichkeiten abdecken – die Angst vor einem Abbau in der Schweiz ist gross.</p>

Caforio muss auch Schweizer Befindlichkeiten abdecken – die Angst vor einem Abbau in der Schweiz ist gross.

Marc Wetli für BILANZ
<p>Caforio muss auch Schweizer Befindlichkeiten abdecken – die Angst vor einem Abbau in der Schweiz ist gross.</p>

Caforio muss auch Schweizer Befindlichkeiten abdecken – die Angst vor einem Abbau in der Schweiz ist gross.

Marc Wetli für BILANZ

Grösste Übernahme

Die bedeutendste Weichenstellung seiner Karriere geschah in Zürich. 1999 traf er dort bei einem Pharmakongress auf einen in Italien bestens vernetzten Mann, der sein Mentor werden sollte: Lamberto Andreotti, Sohn der italienischen Politikerlegende Giulio Andreotti, einflussreicher Manager auf dem Weg nach oben bei BMS. Andreotti war gerade vom Italien- zum Europa-Chef befördert worden und suchte einen Nachfolger für seine Stelle in Rom. Er fand ihn – in Caforio. BMS, 1858 vom Arzt Edward Squibb in New York gegründet, war stärker auf die Medikamentenentwicklung spezialisiert als Abbott, das reizte Caforio.

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Andreotti stieg weiter auf und holte seinen Landsmann in die Zentrale in der Universitätsstadt Princeton im Pharma-Bundesstaat New Jersey. Schon sein Aufstieg war eine Rarität: Dass ein Italiener CEO eines Top-US-Pharmakonzerns wurde, war ungewöhnlich. Doch hinter BMS lag eine schwierige Zeit, die Firma hatte wegen Manipulationen bei Forschungsdaten einen staatlichen Aufseher in der Zentrale akzeptieren müssen. Andreotti, kein Mediziner, sondern Ingenieur, setzte stark auf die Krebsforschung, und die Wette ging auf: Die Onkologie zog an, und als er 2015 abtrat, konnte er seinen Ziehsohn nachziehen. Caforio wurde CEO und zwei Jahre später auch Chairman von BMS. Er verstärkte den Fokus auf die Onkologie und setzte dabei besonders auf Immuntherapien.

Er dachte gross und orchestrierte die voluminöseste Übernahme der Pharmageschichte.

2019 übernahm BMS für 74  Milliarden Dollar den US-Rivalen Celgene, damit verdreifachte Caforio in seiner Amtszeit den Umsatz. Es war der ewige Zyklus der Pharmaindustrie: Patente von mehreren grossen Medikamenten liefen aus, die eigene Pipeline bot zu wenig Nachschub – da griff Caforio zum ganz grossen Deal. Doch der Erfolg war durchzogen. Die neuen Medikamente blieben unter den Erwartungen, der hohe Preis lastete auf der Aktie, der grosse Sprung an der Börse blieb aus. Für die Aktionäre war Caforios Regnum zuletzt ernüchternd: Der Kurs sank in den vier Jahren vor seinem Rücktritt um mehr als 20  Prozent, fast spiegelverkehrt zur Entwicklung bei Novartis. Das Branchenportal «Fierce Pharma» diagnostizierte eines der «steilsten Patentcliffs der Biopharma-Geschichte». Da will Caforio jetzt auf keinen Fall als Mann dastehen, der Wachstum nur über teure Zukäufe bewerkstelligen kann. Die jüngste Zwölf-Milliarden-Dollar-Akquisition der kalifornischen Biotech-Firma Avidity etwa hatte das Team von CEO Vas Narasimhan eingefädelt. Caforio segnete den Kauf nur ab.

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Novartis
Per 18. November 2025. Quelle: Bloomberg
Novartis
Per 18. November 2025. Quelle: Bloomberg

Das Zusammenspiel mit dem selbstbewussten CEO bleibt für ihn der zentrale Erfolgsfaktor der nächsten Phase. Das erste Mal getroffen haben sich die beiden im Jahr 2015, Narasimhan war damals noch Entwicklungschef. «Ich hatte immer sehr grossen Respekt», betont Caforio. «Wir sind beide Mediziner und arbeiten extrem gut zusammen.» Narasimhan ist stark wie nie seit seinem Amtsantritt vor acht Jahren. Reinhardt war sein grosser Förderer, der indischstämmige Amerikaner mit Harvard-Medizin-Abschluss und fotografischem Gedächtnis war die grosse Wette des deutschen Pharmakologen, der den medizinischen Gemischtwarenwarenladen seines Vorgängers Daniel Vasella zu einer reinen Medikamentenfirma mit weltbester Innovation aufbauen wollte.

Narasimhan lieferte den versprochenen radikalen Neustart, suchte jedoch aus Sicht Reinhardts mit seiner Unboss-Mission zu sehr das Scheinwerferlicht. Das Verhältnis kühlte sich in der Pandemie ab: Novartis hatte weder Tests noch Medikamente zu bieten, der Kurs rauschte in den Keller, der Verwaltungsrat begann sogar die Nachfolgesuche und verordnete dem stolzen CEO ein Sparprogramm mit Straffung der Konzernfunktionen. «Der Amerikaner fühlte sich missverstanden, auch von den Schweizer Medien, und koppelte sich ab – Interviews mit der heimischen Presse mied er konsequent, Anfang 2024 tauchte er selbst bei der Präsentation der Jahreszahlen nicht auf. Sein Abschied schien nur eine Frage der Zeit.»

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Keine neue Strategie

Heute hat sich die Lage komplett gedreht. Novartis ist der grosse Gewinner der letzten zwei Pharma-Jahre und verwöhnte die Börsianer bis zum Sommer mit zehn Quartalen über den Erwartungen und erhöhten Prognosen. Und Narasimhan gibt sich plötzlich sehr schweizerisch. Sein ältester Sohn spielt in der Schweizer Junioren-Basketball-Nationalmannschaft und liess sich einbürgern, auch die Einbürgerungen von ihm, seiner Frau und dem jüngeren Sohn stehen kurz vor dem Abschluss. Im Mai übernahm seine Frau Srishti Gupta, Harvard-Absolventin und Mc-Kinsey-gestählt wie ihr Ehemann, den Chefposten bei der Basler Biotech-Firma Idorsia. Im September gab er der «NZZ» ein Interview, im Oktober kommentierte er sogar die Neun-Monats-Zahlen, und das durchaus elanvoll.

Narasimhan kennt jede Stellschraube im Konzern, Caforio muss erst ankommen. «Vas hat so viel Freiraum wie nie», betont ein langjähriger hochrangiger Novartis-Manager. Die ersten Monate verbrachte der neue Präsident vor allem damit, das weite Novartis-Reich zu bereisen. Der Mann, der in den USA mit dem Doppelmandat die ganze Macht auf sich vereinte, sieht sein Amt nicht operativ: «Ich definiere es nicht als exekutive Präsidentenrolle.» Für ihn Fluch und Segen zugleich: Es braucht keine neue Strategie. «Novartis steht am Beginn eines Zyklus. Wir müssen die Strategie nicht ändern, weil wir gerade beginnen, eine neue Strategie umzusetzen, die von meinem Vorgänger eingeführt wurde», betont Caforio. Reinhardt hatte es an der Strategiefront in gewisser Weise einfach: Die Rückabwicklung des Gesundheitskonglomerats war ein klarer Pfad seit seinem Antritt 2013, er beschritt ihn aber auch mit der nötigen Finesse.

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Kein anderer europäischer Pharmamanager kennt den amerikanischen Markt so gut wie Caforio – ein wesentlicher Grund für seine Berufung.

Kein anderer europäischer Pharmamanager kennt den amerikanischen Markt so gut wie Caforio – ein wesentlicher Grund für seine Berufung.

Marc Wetli für BILANZ
Kein anderer europäischer Pharmamanager kennt den amerikanischen Markt so gut wie Caforio – ein wesentlicher Grund für seine Berufung.

Kein anderer europäischer Pharmamanager kennt den amerikanischen Markt so gut wie Caforio – ein wesentlicher Grund für seine Berufung.

Marc Wetli für BILANZ

Jetzt beginnt die schwierigere Phase der Umsetzung, und das sogar mit einem besonderen Ziel, symbolträchtig unterlegt mit dem einzigen Führungsduo der globalen Pharmaindustrie, das aus zwei Medizinern besteht: die innovativste Pharmafirma der Welt zu sein – eine deutlich anspruchsvollere Mission als bei seinem bisherigen Arbeitgeber BMS oder bei Roche, die auch auf eine – tiefermargige – Diagnostiksparte setzt und auch ins Massengeschäft der Abnehmspritzen vorstösst. «Novartis hat einen einzigartigen Fokus auf bahnbrechende Wissenschaft», betont Caforio dann auch. «Wir gelten als einer der führenden Innovatoren der Industrie. Unsere Pipeline bietet mehr erstklassige transformative Produkte als andere Firmen.» Novartis setzt etwa auf Radioliganden-Therapie, bei der spezielle Moleküle Krebszellen zerstören, auf Gentherapien mit dem Pionier-Medikament Zolgensma oder ist führend bei RNA-Lösungen – mehr Risiko, aber auch mehr Ertrag im Erfolgsfall. Wie wichtig neue Entwicklung ist, zeigt die Pipeline: Stars des Kernportfolios mit seinen 13 Produkten sind noch immer der Blutdrucksenker Entresto und das Hautmedikamant Cosentyx, zusammen erzielen sie 40 Prozent des Umsatzes. Doch sie stammen noch aus der Zeit des Narasimhan-Vorgängers Joe Jimenez, und beide Patente laufen aus.

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Problemzone USA

Dazu kommt eine spezielle Problemzone: das noch immer zu schwache Geschäft in den USA, dem mit Abstand grössten und lukrativsten Markt der Welt. Novartis erzielt hier zwar 40 Prozent des Umsatzes und mehr als die Hälfte des Gewinns, doch das ist zu wenig im Vergleich zu den Mitbewerbern – Roche etwa kommt auf mehr als 50  Prozent. Hier ist dann auch eine grosse Offensive geplant. Dass Caforio, mit mehr als 20  Jahren Führungserfahrung in den USA und amerikanischem Pass, den Markt so gut kennt wie kein anderer europäischer Pharmamanager, war ein wesentlicher Grund für seine Berufung. Im Verwaltungsrat leitet mit John Young ein Veteran des US-Konzerns Pfizer das wichtige Science & Technology Committee. Wichtigster Einflüsterer von Narasimhan ist der israelisch-amerikanische Strategiechef Ronny Gal, der neue Finanzchef Mukul Mehta hat einen internationaleren Background als der Schweizer Harry Kirsch, der im März abtritt – als letztes Konzernleitungsmitglied, das bei Narasimhans Antritt an Bord war.

Zahlen und Fakten

  • 40 Prozent

des Novartis-Umsatzes stammen aus den USA – zu wenig aus Sicht von Caforio. Roche liegt bei mehr als 50 Prozent.

  • 10 Quartale

in Folge übertraf Novartis die Analysten-Erwartungen und erhöhte die Prognose. Im letzten Quartal endete die Erfolgssträhne.

  • 76 Tausend

Mitarbeitende zählt Novartis weltweit, davon 10’000 in der Schweiz und 7000 auf dem Campus in Basel.

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Vordergründig hält Narasimhan den Kontakt zu den US-Verantwortlichen, doch natürlich läuft nichts ohne Abstimmung mit Caforio. Der CEO war dann auch einer von 17  Pharmachefs, die im Mai bei dem Präsidenten im Weissen Haus vorsprachen. Dass die wichtigste Exportbranche der Schweiz bei der legendären Milliardärs-Audienz im Oval Office Anfang November nicht dabei war, hatte einen einfachen Grund: Die Verhandlungen laufen separat. «Jede Woche» gebe es ein Gespräch mit der US-Regierung, offenbarte Narasimhan bei der Quartals-Präsentation im Oktober. Die nötige Geschmeidigkeit zeigt er bereits. Die US-Seite drängt die internationalen Pharmakonzerne, die Preise international auf das US-Niveau zu heben. «Insbesondere in der Schweiz sind die Medikamentenpreise viel zu tief», flötete Narasimhan in seinem «NZZ»-Interview bereits voll auf US-Linie. 23  Milliarden Dollar an Investitionen in den USA hatte Novartis für die nächsten fünf Jahre bereits angekündigt, dazu kommen weitere Ausgaben von 27 Milliarden, wenn auch nicht spezifiziert - der Rivale Roche kündigte sogar 50 Milliarden an Investitionen an. Neben dem bestehenden Forschungszentrum in Cambridge nahe Boston bündelt Novartis mehrere Einheiten zu einem neuen Hub in San Diego. Natürlich steigt da die ewige Angst in Basel, dass die Schweiz an Bedeutung verliert. Caforio betont dann auch ausdrücklich, dass weiterhin 50  Prozent der Forschung am Hauptsitz bleiben. Doch es ist ein schmaler Grat: Roche, obwohl genauso internationalisiert wie Novartis, wird wegen der Basler Familienwurzeln als bodenständiger wahrgenommen, Novartis gilt gerade im SVP-Lager als Inbegriff des losgelösten Konzerns ohne Bindung zur Schweiz. Die Konjunkturforschungsstelle KOF sieht durch den US-Fokus der beiden Pharmariesen bereits «beträchtliche wirtschaftliche Risiken für die Schweiz». Auch die Schweizer Befindlichkeiten abzudecken, bleibt Caforios grosse Herausforderung. Die öffentliche Rolle suchte er bislang nicht.

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<p>Treffen im Weissen Haus: Novartis-CEO Narasimhan (Neunter v.l.) im Mai beim Treffen von Pharmachefs mit dem US-Präsidenten.</p>

Treffen im Weissen Haus: Novartis-CEO Narasimhan (Neunter v.l.) im Mai beim Treffen von Pharmachefs mit dem US-Präsidenten.

Screenshot X
<p>Treffen im Weissen Haus: Novartis-CEO Narasimhan (Neunter v.l.) im Mai beim Treffen von Pharmachefs mit dem US-Präsidenten.</p>

Treffen im Weissen Haus: Novartis-CEO Narasimhan (Neunter v.l.) im Mai beim Treffen von Pharmachefs mit dem US-Präsidenten.

Screenshot X

Nachfolgeplanung läuft

Zudem: Das Investment in den USA ist nicht primär eine Trump-Gefälligkeit, sondern eine zentrale strategische Weichenstellung. Die Investition sei «unabhängig von der aktuellen Regierung sinnvoll», betont Caforio. «Es gibt ein grosses Potenzial in den USA. Die aktuelle politische Dynamik beeinflusst nicht wirklich eine Firma wie Novartis, die lange Zyklen hat und in langfristige Innovation investieren muss.»

Bleibt die Frage, wie lange das aktuelle Duo noch zusammenbleibt. «Vas hat das volle Vertrauen des Verwaltungsrats», betont Caforio. «Die Partnerschaft ist sehr, sehr stark.» Aber natürlich diskutiere der Rat «die Nachfolgeplanung kontinuierlich». Intern liegen zwei Kandidaten vorn: der Zürcher Patrick Horber, der das gesamte Geschäft ausserhalb der USA führt, und der Spanier Victor Bulto, Leiter des aufstrebenden US-Geschäfts. Caforio: «Es gibt mehr als eine Führungspersönlichkeit mit grossem Potenzial, die eines Tages auf Vas folgen kann.»

Doch das scheint noch in weiter Ferne. Jetzt beginnt eine neue Phase – mit zwei Männern mit US-Pass an der Spitze, die von Basel aus den amerikanischen Markt erobern wollen.

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Über die Autoren
Dirk Schütz

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