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Implenia zog Aktionär Max Rössler zurück ins Boot und wehrte so den Veraison-Angriff ab. Nun geben sich alle zufrieden. In Wahrheit sind alle beschädigt.
Dirk Ruschmann
Der Hausfrieden ist gerettet, Flurschäden bleiben: Implenia-CEO André Wyss (l.) und Präsident Hans-Ulrich Meister.
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Am Freitag, dem 18. Oktober, kurz nach Börsenschluss, stand die Einigung: Der Baukonzern Implenia hatte seinen Grossaktionär Max Rössler, der rund 18 Prozent der Anteile hält, zurück ins Boot geholt. Die Forderung nach einer ausserordentlichen Generalversammlung: abgeblasen. Der geplante Antrag auf Abwahl von Konzernpräsident Hans-Ulrich Meister, der ersetzt werden sollte durch den Bau-erfahrenen Manager Peter Bodmer: gestrichen. Die Aktionärsgruppe mit dem angriffig bis aggressiv auftretenden Investor Gregor Greber und seinem Fonds Veraison: aufgelöst.
Stattdessen wollen Implenia und Rössler, der eigentlich langjährige, höchst treue Ankeraktionär mit 16,3 Prozent der Anteile, wieder gemeinsame Sache machen, insbesondere in Bezug auf die Entwicklungsdivision des Konzerns: Sie wollen «sich angemessen Zeit nehmen», um zu «diskutieren».
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Dem 79-jährigen, eher scheuen Rössler soll das Gezerre gesundheitlich zugesetzt haben, er dürfte heilfroh über das Ende des Angriffs auf Implenia sein. Greber verkaufte umgehend sein kleines Implenia-Paket von 1,88 Prozent, gab sich in der «Finanz und Wirtschaft» (Artikel kostenpflichtig) zufrieden über seine Kursgewinne, die vermutlich im Bereich von zwei Millionen Franken liegen dürften; Insidern zufolge soll er schon bei Kursen knapp über 30 Franken eingestiegen sein. Zudem meldete er, er freue sich, dass Rössler «wieder in gutem Einvernehmen mit der Implenia» stehe.
Implenia-Aktionär Max Rössler.
Salvatore Vinci / 13 PhotoImplenia-Aktionär Max Rössler.
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Was blieb ihm anderes übrig, nachdem sein Druckmittel Rössler unvermittelt die Seiten gewechselt hatte? Getuschel in der Branche, er brauche dringend Performance-Erfolge für seine Investoren, da sonst Abzug der Gelder drohe, widerspricht er Vertrauten gegenüber vehement. Und falls er die Faust im Sack macht ob seines gescheiterten Angriffs, dann lässt er sich den Frust nicht anmerken, sondern betont den «Erfolg», dass die Implenia-Bosse seine Anliegen aufgenommen hätten und die ihre Entwicklungsabteilung nun für mehr Wachstum ausgliedern wollten.
Sechs Wochen Abwehrkampf, zu dem der Konzern die Credit Suisse und die Anwaltskanzlei Bär & Karrer mandatiert hatte, zu dem der Angreifer Kandidaten aufgeboten hatte, die bei einer ausserordentlichen GV etablierte Verwaltungsräte ersetzen sollten – alles implodiert, und alle wollen nun Gewinner sein?
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Aktivist Gregor Greber.
Markus Forte/Ex-PressAktivist Gregor Greber.
Markus Forte/Ex-PressSo einfach ist es dann doch nicht. Zunächst hat der Konzern die Attacke abgewehrt und kann in Ruhe weiterarbeiten. Investor Greber muss seine Vorstellungen einer schnellen Abspaltung und Börsenkotierung der Entwicklungsdivision begraben.
Rössler, der sich unverhofft zwischen den Schützengräben und im Mittelpunkt medialen Interesses wiederfand, machte das Ganze mit seinen abrupten Sinneswandeln erst möglich: Der langjährige, fast nibelungentreue Investor, der kürzlich sogar die Buchvernissage des früheren Implenia-CEO Anton Affentranger besucht hatte, erregte mit seinem Abrücken von der aktuellen Führung umso mehr Aufsehen. Seine zweite Kehrtwende zurück ins Implenia-Glied kam genauso unerwartet; ihm, so heisst es, war wichtig, dass er und alle Aktionäre in das neue Entwicklungsvehikel investieren dürfen. Seine Zickzack-Manöver haben seinem Image geschadet, wenn auch klar ist: Gregor Greber musste die meiste Kreide fressen.
Doch auch die siegreichen Implenia-Chefs sehen nicht nur gut aus. Zwar haben sie der Versuchung widerstanden, gegen Grebers Veraison eine öffentliche Debatte anzuzetteln, die schnell hätte zur Schlammschlacht werden können. Sie hielten das Erregungspotenzial klein. Doch VR-Präsident Meister kennt Rössler mindestens seit seinem Amtsantritt 2016; dass ihm und seinem CEO André Wyss der treue Rössler von der Fahne ging, zeigt: In der Manager-Disziplin Eigentümerpflege haben sie versagt. Nun müssen sie sich um den Aktienkurs kümmern. Der kann jede Unterstützung brauchen.
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