Abo
Migros

Doris Aebi: «Es war ein Akt der Vernunft»

Doris Aebi tritt ein Jahr früher als geplant aus der Migros-Verwaltung zurück. Auch aus Protest gegen ihre Kollegen im Gremium.

Philipp Albrecht

Philipp Albrecht

Doris Aebi, Headhunterin in Aarau fotografiert

Doris Aebi nahm sich bei der Präsidentinnenwahl frühzeitig aus dem Rennen und tritt nun auch noch aus der Verwaltung zurück.

Sophie Stieger

Werbung

Die Statuten sind hart: Nach 16 Jahren ist Schluss. Dann müssen Migros-Verwaltungsräte ihr Amt abgeben. Weil die heutige Vizepräsidentin Doris Aebi aber 2003 kurz vor Ablauf einer Amtsperiode ins Gremium kam und für diesen Fall noch eine Übergangsregelung gilt, dürfte sie bis 2020 bleiben.

Doch sie hat genug und tritt nun schon dieses Jahr aus der Migros-Verwaltung zurück. Dies, nachdem Aebi lange als Favoritin fürs Migros-Präsidium gegolten hatte. Sie nahm sich aber wieder aus dem Rennen, als sie bei der Vorwahl in der Verwaltung weniger Stimmen erhielt als die externe Kandidatin Jeannine Pilloud, die daraufhin der Delegiertenversammlung zur Wahl vorgeschlagen wurde. «Nach dem Rückzug meiner Kandidatur macht es Sinn, auf den Zeitpunkt der ordentlichen Amtszeitbeschränkung vom 30. Juni dieses Jahres zurückzutreten», erklärt sie nun gegenüber BILANZ.

Partner-Inhalte

Rückzug nicht aus Frustration

Der Rücktritt geschehe nicht aus Frustration, sagt sie, auch wenn sie über den Evaluationsprozess enttäuscht sei. Drei ihrer Kollegen aus der Verwaltung waren Teil des Evaluationsgremiums, das Pilloud über einen Headhunter anfragen liess. Aus Migros-Kreisen heisst es, man habe so die in der Wirtschaft unerfahrene interne Kandidatin Ursula Nold verhindern wollen. «Für mich war der Wahlvorschlag unverständlich, höchst risikoreich und schon damals nicht erfolgversprechend», erklärt Aebi.

«In dieser Situation war es ein Akt der Vernunft, meine Kandidatur zurückzuziehen, auch wenn mir dieser Entscheid schwergefallen ist.»

Doris Aebi

Nold hielt an ihrer Kandidatur fest, Aebi zog sich zurück, weil sie nicht zwischen einer empfohlenen Kandidatin und der beliebten Präsidentin des Wahlgremiums zerrieben werden wollte. «In dieser Situation war es ein Akt der Vernunft, meine Kandidatur zurückzuziehen, auch wenn mir dieser Entscheid schwergefallen ist.» Schliesslich wählten die Delegierten Nold.

Werbung

Pilloud wurde regelrecht verheizt. Die Migros-Erfahrung soll ihr gefehlt haben, hiess es. Etwas, das Aebi mitgebracht hätte. Zudem hatten offenbar nicht wenige Delegierte auf eine Aebi-Kandidatur gesetzt. Schon bei der letzten Wahl 2012 wurde es knapp. Andrea Broggini hatte am Ende nur zehn Stimmen mehr als Aebi.

Bis Mitte 2020 wird der 23-köpfige Migros-VR ohnehin einschneidend erneuert. Nach der Übernahme des Präsidiums durch Nold müssen drei weitere Mitglieder bis 2020 neuen Kräften Platz machen. Darunter HSG-Professor Thomas Rudolph, der 2003 zusammen mit Aebi ins Amt kam.

Auch interessant

Werbung