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Der frühere Swiss-Chef Harry Hohmeister vergrössert seinen Einfluss im Konzern. Billigtochter Eurowings tritt die Langstrecken an ihn ab.
Dirk Ruschmann
Ex-Swiss-Chef Harry Hohmeister ist neu auch für die Langstreckenflüge von Eurowings zuständig.
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Seit Monaten hatte es sich angedeutet, am 24. Juni machte es Lufthansa-Boss Carsten Spohr offiziell: Die kriselnde Billigtochter Eurowings muss Planung und Handling ihrer Langstrecken an das Ressort Netzwerk-Airlines (Lufhansa, Swiss, Austrian) abtreten, das vom ehemaligen Swiss-Chef Harry Hohmeister geführt wird.
Offensichtlich fliegen die Maschinen weiterhin unter dem Eurowings-Brand, Streckenfestlegungen und kommerzielle Verantwortung wandern jedoch ab. Beerdigt ist zudem der Plan, Brussels Airlines bei der Eurowings anzugliedern (den Brussels selbst immer bekämpft hatte); die Belgier sollen nun, passend zu ihrem Selbstverständnis als Flag Carrier, enger an Hohmeisters Netzwerkfluglinien heranrücken.
Klarer Verlierer des Umbaus ist Eurowings-Chef Thorsten Dirks. Er gilt seit längerem als Schwachpunkt im Vorstand der Lufthansa: Die Sanierung der Eurowings kommt kaum voran, zahlreiche Verspätungen haben dem Image geschadet. Nun soll sich Eurowings wieder auf ihren Kernauftrag konzentrieren: Kurzstrecken in Europa ausserhalb der Drehkreuze Frankfurt, München, Zürich und Wien anzubieten.
Nach dem Vorbild der Lowcoster EasyJet und Ryanair soll sich Eurowings auf einen Flugzeugtyp konzentrieren, den Airbus A320, das spart Personal- und Wartungskosten. Noch liegen die Kosten pro Sitzkilometer auf dem Niveau der Ferienfluglinie Edelweiss – also zu hoch.
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Eurowings-Chef Thorsten Dirks büsst an Einfluss ein.
Photothek via Getty ImagesEurowings-Chef Thorsten Dirks büsst an Einfluss ein.
Photothek via Getty ImagesDirks war vor seiner Lufthansa-Zeit Chef bei Telefónica Deutschland; der frühere Aufsichtsratschef der Lufthansa, Wolfgang Mayrhuber, sah in ihm eine inhaltliche Verstärkung. Doch im Verhältnis zu den langjährigen und erfolgreichen Luftfahrtmanagern Spohr und Hohmeister mangelt es Dirks schlicht an Fachwissen. Und dass Lufthansa seit Ende 2017 fast zwei Drittel ihres Börsenwerts eingebüsst hat, liegt vor allem an der Schwäche von Eurowings.
Wie viel Spohr Dirks noch zutraut, wird sich zeigen, falls Lufthansa die marode deutsche Ferienfluglinie Condor übernimmt (obwohl die überalterte Boeing-Flotte der Condor als unattraktiv gilt): Wandert sie dann, was Sinn machen würde, zu Dirks – oder auch zu Hohmeister? Wait and see!
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