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Master the Disaster: Wie Nick Hayek die Swatch Group durch die Krise steuert

Nick Hayek hat viele Krisen erlebt. Corona aber ist mit Abstand die grösste Herausforderung in der Karriere des 65-jährigen Konzernchefs.

Iris Kuhn Spogat

Marc Kowalsky,

Iris Kuhn-Spogat

Nick Hayek

Berufsoptimist Nick Hayek: «Wir entlassen keine Leute wegen einer kurzfristigen Krise wie dieser.»

Oliver Oettli für BILANZ

Es war eine Presseveranstaltung ganz nach dem Geschmack von Nick Hayek: Die 90 Sitzplätze im Konferenzsaal im vierten Stock der Bieler Cité du Temps waren restlos belegt. Doch trotz Rekordbesetzung kam an der knapp 80-minütigen Veranstaltung keine einzige kritische Frage aus dem anwesenden Publikum, Hayek und die fünf anderen Topmanager der Swatch Group hatten mit den handzahmen Besuchern leichtes Spiel. Kein Wunder, denn auf den Stühlen sassen dieses Mal nicht Journalisten, sondern BAG-konform 90 knuddelige Teddybären – Kuscheltiere für die Wohltätigkeitsorganisation Orbis, die von der Uhrenmarke Omega unterstützt wird. «So fühlen wir uns nicht allein und haben ein emotionales Vis-à-vis», begründete Hayek das ungewöhnliche Setup.

Auch sonst war der CEO der Swatch Group in den turbulenten letzten Monaten nicht allein, im Gegenteil: Während des Shutdowns war er jeden Tag mit seiner Kernmannschaft im Büro. «Ich lass mich nicht einsperren», brummt er in seinem Sessel im Verwaltungsratszimmer im Swatch-Group-Hauptsitz, bringt mit einem Streichholz die obligate Zigarre zum Rauchen und fügt dann an, «ich bin ein Bauchmensch und brauche die emotionale Nähe zu den Leuten». Zudem lässt sich Arbeit vor Ort besser koordinieren als im Homeoffice. Und Arbeit gab es mehr als genug.

In seiner Zeit als Manager bei der Swatch Group hat er das Platzen der Dotcom-Blase miterlebt, 9/11, die Finanzkrise, SARS, den Frankenschock und nun die Corona-Krise. «Das hier ist absolut die grösste Krise», sagt der 65-Jährige. Das belegen auch die Zahlen: Während der Finanzkrise 2008 brachen die Exporte der Schweizer Uhrenindustrie um 22 Prozent ein. Für dieses Jahr erwartet René Weber, Analyst bei Vontobel, ein Minus von mindestens 25 Prozent. Im April betrug der Rückgang gar 82 Prozent, im Mai noch immer 68 Prozent. «2020 erlebt die Uhrenbranche den grössten Einbruch seit über fünfzig Jahren», so Weber.

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Iris Kuhn Spogat

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