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Julius-Bär-Chef Rickenbacher: Wie gut ist der Neue?

Ein neuer Bankertypus ist angetreten, Julius Bär umzumodeln. Schafft es Philipp Rickenbacher, die Strukturen bei der Traditionsbank aufzubrechen?

Erik Nolmans

Philipp Rickenbacher

Studierter Biotechnologe mit McKinsey-Vergangenheit – Philipp Rickenbacher hat wenig von einem klassischen Private Banker.

ZVG

Nach der Fahrt mit der Vespa von seinem Wohnsitz in der Stadt Zürich in die Bankzentrale an der Bahnhofstrasse sah er jeweils ziemlich verwuschelt aus. Nun, als Chef der Bank, hat er auf ein standesgemässes Verkehrsmittel umgesattelt: eine silbergraue Mercedes-Limousine. Er müsse viel telefonieren, das gehe im Auto eben einfacher als auf der Vespa, begründete er im kleinen Kreis.

Doch es gibt noch einen anderen Grund: Er hat den Wohnort gewechselt – seit Kurzem residiert er im Steuerparadies Wollerau hoch über dem Zürichsee. Passend zu seinem nunmehr deutlich erhöhten Lohn – das CEO-Salär bei der Bank liegt bei rund sechs Millionen Franken. Passend dazu gab es in den letzten Monaten ein paar Imagekorrekturen: Das strubbelige Haar ist kürzer geschnitten, der Bart im Pflegeschnitt etwas gestutzt. Auch wenn er noch nicht ganz die Grandeur seiner Genfer Banquier-Kollegen verströmt und ihm der leicht abgehobene Habitus der Grossbanker um die Ecke abgeht, so ist doch klar: Hier hat sich einer in Rekordzeit zum Bankchef gewandelt.

Auf dem Radar hatte ihn niemand. Philipp who?, war die Reaktion in der Branche, als die Bank Anfang Juli die Personalie verkündete. Das Erstaunen wurde nicht kleiner, als man einen genaueren Blick auf den Neuen warf: Hier hatte Julius Bär einen Mann zum CEO erhoben, der keine Erfahrung im klassischen Private Banking hatte, dem Kerngeschäft der 130 Jahre alten Bank. Er hatte nie eine Marktregion geführt, nie ein gewichtiges Kundensegment geleitet. Er war zwar schon seit 15 Jahren bei der Bank, seit 2016 auch in der Geschäftsleitung, aber sein Segment Externe Vermögensverwalter & Global Custody gilt nicht eben als zentraler Bereich. Er hatte nicht Ökonomie oder Bankwesen, sondern Biotechnologie studiert, seine Stärke ist das prozessorientierte Denken. So hatte er für die Bank das Anlageprozedere neu aufgestellt. Ist das nicht etwas wenig für eine so anspruchsvolle Aufgabe? Würde er intern den Respekt und den nötigen Support bekommen?

«Seine Message war: Ich bin der Chef»

Am 1. September trat der 48-Jährige den CEO-Posten an und mutierte damit zum Vorgesetzten seiner ehemaligen Geschäftsleitungskollegen. Angebiedert habe sich Rickenbacher nicht: Von Tag eins an habe er den Führungsanspruch markiert: «Seine Message war: Ich bin der Chef», erzählt ein Geschäftsleitungskollege.

Rickenbacher habe schnell klargemacht, dass man ihn nicht unterschätzen dürfe und er «die Ziele, die er formuliert, auch geliefert haben will». Er sei, urteilt das GL-Mitglied, «ein bisschen wie sein Vater – der wusste auch immer genau, was er will».

Vater des neuen Bankchefs ist der ehemalige Politiker Iwan Rickenbacher, der aus einer Arbeiterfamilie stammt und es bis zum Generalsekretär der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) brachte. Ein zielgerichteter Pragmatismus zeichne die Rickenbachers aus, heisst es im Umfeld der Familie. Der ehemalige Schwyzer Regierungsrat Franz Marty, ein Freund von Iwan Rickenbacher, erinnert sich daran, mit dem jungen Philipp Schach gespielt zu haben. Dabei habe dieser schon als Zwölfjähriger beeindruckende analytische Fähigkeiten gezeigt: «Er hat stets mehrere Züge vorausgedacht. Und so gewonnen.»

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Erik Nolmans

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