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«Ich habe sehr viel gelernt»

Jean-Christophe Babin, CEO von Bulgari, lanciert wie jeden Juli auch 2020 die sogenannte High-Jewelry-Kollektion, aber anders.

Iris Kuhn Spogat

jean christophe babin

Jean-Christophe Babin: «Schönheit und Kreativität von Luxusschmuck war für die Menschheit immer von entscheidender Bedeutung, insbesondere um wichtige Wendepunkte zu feiern, wie das Ende von grossen Krisen.»

PD

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Bulgari präsentiert Jahr für Jahr im Juli eine Kollektion Haute-Joaillerie, die aus lauter sündhaft teuren und spektakulären Unikaten besteht. Auch 2020. Erstaunlich.
Warum erstaunlich? Die Situation in den meisten Ländern normalisiert sich nun langsam aber sicher wieder und deshalb sahen wir keinen Grund, die Lancierung abzublasen oder zu verschieben. Die Haute-Jewelery-Kollektion ist für Bulgari ein wichtiges Geschäft und der Inbegriff unserer Handwerkskunst und gemologischen Exzellenz. Allerdings haben wir uns bei der Lancierung schon an die Situation angepasst. Die Menschen reisen nicht, es ist nicht die Zeit für glamouröse Events. Daher beschreiten wir neue Wege: Wir haben für Barocko eine App entwickelt.

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Wie bitte?
Unsere besten Kunden erhalten von uns ein iPad Pro, auf dem die Barocko-App vorinstalliert ist, die wir entwickelt haben. Die App ermöglicht eine 360-Grad-Betrachtung der Meisterwerke und enthält auch diverse ‘try-on’-Features: Die Kundin kann dank einem Augmented-Reality-Toll den Schmuck virtuell tragen und mit der Kamera des Smartphones ein Selfie machen. Es ist möglich, ein Schmuckstück direkt zu kaufen und auch, diese zur Anprobe in echt zu erhalten.

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Was kosten die Preziosen?
Das erfahren nur qualifizierte Kunden.

Die Kollektion besteht aus über 50 Stücken. Die wollen Sie alle quasi online verkaufen?
In einer zweiten Phase wird es auch einige physische Events geben. Wir starten damit im September in Rom, unserer Heimat. Bis Ende Jahr reisen die Masterpieces dann weiter nach China, in die USA und den Mittlere Osten. Wir rechnen damit, dass wir 2020 solide Verkäufe erzielen.  

Ist die Zeit oder besser gefragt die Kundschaft denn bereits wieder reif für derart kostbaren Schmuck?
Schönheit und Kreativität von Luxusschmuck war für die Menschheit immer von entscheidender Bedeutung, insbesondere um wichtige Wendepunkte zu feiern, wie das Ende von grossen Krisen. Wendepunkte sind ja immer ein bisschen beides sind: Rache und Wiedergeburt getrieben vom Wunsch aus dem Vollen zu leben. Und ja, die Zeit ist reif.

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Warum heisst die Kollektion Barocko?
Der Barock folgte in Rom auf die grosse Pest im 17. Jahrhundert. Dass die Entstehung von Barocko in Rom zusammefällt mit der ersten und einzigen Pandemie seit 100 Jahren ist ein Zufall und ich hoffe, dass diese Kollektion die Haute-Joaillerie so stark beeinflussen wird, wie damals der Barock die Künste weltweit.

«Wir haben aufgehört zu reisen, aber unsere Kunden und Teams auf den Märkten öfter gesehen und gesprochen als je zuvor.»

Und welcher Einfluss hatte COVID-19?
Keinen, abgesehen davon, dass wir wegen dem Shutdown einige unsere Kreationen verspätet vollendet haben und einige erst 2021 fertig werden. Eine solche Kollektion zu schaffen, dauert Monate. An den einzelnen Schmuckstücken arbeiten unserer Juweliere hunderte, teils tausende Stunden. Alles wird von Hand gemacht. Die Kollektion ist noch nicht vollendet und wir werden auch im nächsten Jahr mit Barocko unterwegs sein und von uns reden machen. Die Unikate werden ein Jahr lang über die App, die laufend upgedated wird, erhältlich sein.

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Bulgari

Aus der neuen Barocko-Kollektion: Schmuckkette aus Gelbgold mit 51 Rubellitperlen, 42 Amethystperlen, 92 runden Diamanten im Brillantschliff und Diamanten in Pavéfassung.

PD
Bulgari

Aus der neuen Barocko-Kollektion: Schmuckkette aus Gelbgold mit 51 Rubellitperlen, 42 Amethystperlen, 92 runden Diamanten im Brillantschliff und Diamanten in Pavéfassung.

PD

Ihr vorläufiges Fazit zur Corona-Krise?
Covid respektive der Lockdown hat eine neue Art zu arbeiten beschleunigt: Wir sind effizienter, agiler, echt global, kostengünstiger und energiesparend unterwegs und verschwenden weniger Zeit. Wir haben den enormen Wert der digitalen Welt für soziale Kontakte und das Business kennengelernt, zuvor war Digitales ja vor allem mit Freizeit assoziiert. Wir haben aufgehört zu reisen, aber unsere Kunden und Teams auf den Märkten öfter gesehen und gesprochen als je zuvor. Der ökologische Nutzen dieser Veränderung ist für unseren Planeten enorm. Ich persönlich ziehe sehr viel aus dieser Zeit, sie hat mich gestärkt.

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Was wird ändern?
Wir sind mit einer neuen Generation von Kunden konfrontiert, die die Welt des Luxus mit einer starken Vorstellung von Nachhaltigkeit verbinden. Eine Generation, die mehr Transparenz und Einblicke erwartet, wenn es um beim Produkte, Handwerkskunst und Rohstoffbeschaffung geht. Die Coronoakrise hat uns gezeigt, dass wir alle etwas tun können. Bulgari hat Masken statt Luxusprodukte produziert, Desinfektionsgel statt Parfüm und Schutzkleidung statt Mode.

Ihre Prognosen für das Luxusgeschäft?
Luxusgüter werden in der Erholungsphase eine wichtige Rolle spielen, sie stehen für Träume, Sehnsüchte und Nachholbedarf. Das wird das zweite Halbjahr 2020 prägen. Es wird gut laufen. Das Jahr, auf das wir uns konzentrieren müssen, ist 2021.

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Über die Autoren
Iris Kuhn Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Iris Kuhn-Spogat

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