Wohin mit dem Geld? Dazu kommen Sachzwänge, die sich für die CS auf die Schnelle kaum lösen lassen. Schliesst man Geschäftsfelder, muss man nicht nur Mitarbeiter abbauen, sondern auch die von ihnen gemanagten Positionen. Will man etwa keine Hypotheken-gesicherten Wertpapiere mehr halten, muss eine andere Bank bestehende Positionen kaufen; je nach Zeitdruck ist dies nur mit Verlust möglich. Während der Finanzkrise entstand ein Grossteil der Verluste von 18 Milliarden Franken bei der CS durch den Abbau unerwünschter Positionen. Schliesst man die ganze Investmentbank auf einen Schlag, wie dies einige Politiker fordern, würden die Verluste durchs Dach schiessen.
Kommt erschwerend hinzu: CEO Dougan ist kein Anhänger eines Abbaus. Nicht nur verkörpert der Amerikaner als langjähriger Spartenleiter des Investment Banking wie kaum ein anderer den umstrittenen Bereich. Der CEO steht auch für den Wachstumskurs, hat er doch nach der Finanzkrise gezielt im Investment Banking ausgebaut, um Chancen zu nützen. Ein Abbau dürfte ihm näher gehen als Rohner, kennt er in der Bank doch viele Leute persönlich. Mit 20 700 Mitarbeitern ist das Investment Banking noch immer fast so gross wie das Private Banking. Dougan, zurzeit auf Tauchstation, setzt auf taktische Zuversicht. «Ich bin optimistischer als die Mehrheit», sagte er kürzlich der «Neuen Luzerner Zeitung». Im Klartext: Bloss keine radikalen Schritte.
Rohner schaut zu, nimmt aber seinem CEO nicht die Chance, sich zu blamieren. Wie viele Bundesräte es gebe, fragte «Das Magazin» im Mai den Amerikaner. «Acht?», fragte Dougan zurück. Rohner, damals gerade zwei Wochen als neuer Präsident der Grossbank im Amt und selbst ein akribischer Polierer eigener Aussagen, sah das Interview vor der Veröffentlichung. Er liess es geschehen.
Seither gilt Brady Dougan als Chef eines Schweizer Grosskonzerns, der sein Gastland nie verstehen wird – und nie verstehen will.