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Peinlich

Glückstreffer deutscher Fahnder bringt UBS in Not

Bei einer Hausdurchsuchung in Frankfurt erbeuteten die Fahnder auch Kontendaten von Schweizer UBS-Kunden - per Zufall. Die Bank entschuldigt sich, erklärt aber nichts.

Holger Alich

Holger Alich

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In der Ermittlersprache heisst das Phänomen «Beifang». Für UBS-Chef Sergio Ermotti ist der Fall dagegen peinlich und ein Rückschlag in seinem Bemühen, die Bank vor Negativschlagzeilen zu bewahren.

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Vor einigen Wochen machte die grösste Schweizer Bank publik, dass sie aufgrund eines Amtshilfegesuchs Daten französischer Kunden aus den Jahren 2006 bis 2009 an die Behörden herausrücken solle. «Die französischen Steuer­behörden stützen ihre Anfrage auf Daten, die sie von den deutschen Steuerbehörden erhalten haben», schrieb die UBS.

Bekanntlich hatten Fahnder der Staatsanwaltschaft Bochum 2013 die Büros der Bank in Frankfurt durchsucht, um Steu­erflüchtlingen auf die Spur zu ­kommen. Sei­ne Ermittlungs­erkenntnisse teilt Nordrhein-Westfalens Finanz­minister Norbert Wal­ter-Borjans derzeit mit seinen europäischen Amtskollegen.

Zufällig Daten von Schweizer Kunden

Jahre nach der fraglichen Razzia musste die UBS jetzt einräumen, dass den Fahndern damals auch Daten von Schweizer Kunden in die Hände fielen. «Die sicher­gestellten Daten beinhalten auch solche aus dem Jahr 2009, die sich hauptsächlich auf private Kunden mit Domizil Schweiz beziehen», so die UBS. Ein grosser Teil beziehe sich auf Kunden mit Hypotheken und Vorsorgekonten. Seitdem wird gerätselt: Warum befanden sich diese Daten in Deutschland?

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Wie «Bilanz» aus mit den Ermittlungen vertrauten Kreisen erfahren hat, war dies purer Zufall. Demnach war just an dem Tag der Razzia ein UBS-Banker aus der Schweiz im Frankfurter Büro zugegen. Dieser hatte die fraglichen Daten auf einer ­externen Festplatte bei sich – ­welche die Ermittler dankend ­mitnahmen.

Keine Erklärung

Die Staatsanwaltschaft Bochum kommentierte dies nicht. Und die UBS verwies auf ihre Pressemitteilung und Aussagen von CEO Sergio Ermotti, welche dieser in der «SonntagsZeitung» gemacht hatte. Darin sagte er zu dem Fall: «Die Daten waren stets in der Bank und gut ­gesichert. Durch eine Hausdurchsuchung sind sie in die Hände der Steuerbehörden gelangt.»

Die betroffenen Schweizer Kunden hat UBS per Brief informiert. «Wir entschuldigen uns aufrichtig für diese Angelegenheit», heisst es darin. Doch eine Erklärung, was ihre Daten in Deutschland zu ­suchen hatten, bleibt die UBS ihren Kunden schuldig.

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