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Wer will das nicht: satte Kursgewinne ohne Risiko? Die Finanzbranche lobt ein Wundermittel aus – den Garantiefonds. Doch die versprochene Sicherheit hat ihren Preis. Und vor allem sind diese Fonds nichts für Baisse-Zeiten.
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Während risikofreudige Anleger mit Aktien auf Kursgewinne spekulieren, setzen Anleger mit Risikoaversion auf ein gemindertes Verlustrisiko. Einige Marktteilnehmer wollen beides, nämlich eine möglichst hohe Rendite plus Kapitalgarantie. Und die Finanzindustrie hat das passende Produkt parat: den Garantiefonds. Das sind Fonds, welche die Ertrags-chancen von Aktien nutzen, aber zugleich das Basiskapital gegen Verluste absichern wollen. «Anleger wünschen sich die Eier legende Wollmilchsau. Die gibt es aber nicht, denn eine Kapitalgarantie ist nur auf Kosten der Rendite möglich», lautet die Einschätzung von Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut.
In den vergangenen drei Jahren mussten Investoren an den Börsen herbe Verluste einstecken. Dies hat ihr Bedürfnis nach Sicherheit enorm erhöht. «Wenn Anleger zurzeit eins nicht wollen, dann ist es Risiko. Man kann kaum etwas anderes verkaufen als Sicherheit», hat Jens Wetter, Fondsanalyst bei Feri Trust, beobachtet. Aus diesem Grund ist die Nachfrage nach Garantieprodukten im vergangenen Jahr deutlich gestiegen (siehe Grafik «Garantie läuft gut» auf Seite 130). Da diese Produkte für die Fondsanbieter attraktiv sind, wurden auch zahlreiche neue Garantiefonds aufgelegt. «Die Finanzdienstleister bieten so viele neue Garantieprodukte an, weil sie damit viel mehr verdienen als beispielsweise mit Geldmarktfonds», sagt Kai Wiecking, Fondsanalyst bei Morningstar (siehe Kasten «Nicht nur Fonds» auf Seite 130). Die Gebühren für einen Geldmarktfonds liegen im Durchschnitt bei 0,5 bis 0,8 Prozent, einen Ausgabeaufschlag gibt es nicht. Für einen Garantiefonds zahlt der Anleger eine jährliche Gebühr von bis zu drei Prozent. Dazu kommt noch ein Ausgabeaufschlag zwischen drei und fünf Prozent.
Garantiefonds sind unterschiedlich konstruiert. Grundsätzlich wird aber das investierte Kapital zum grösseren Teil in festverzinsliche Papiere oder Pfandbriefe gesteckt, mit dem verbleibenden Geld wird mit Aktien oder Optionen spekuliert. Die Anlageschwerpunkte können ganz verschieden sein. Einige Fonds investieren sehr indexnah, andere in die Aktien einer Branche oder in Optionen auf Rohstoffe. Der Anteil der festverzinslichen Wertpapiere muss dabei gerade so hoch sein, dass er am Ende der Laufzeit – zusammen mit der aufgelaufenen Verzinsung – genau den Garantiebetrag erreicht. Daher sind Garantiefonds umso attraktiver, je höher der Zinssatz am Markt ist. Im aktuellen Börsenumfeld ist jedoch das Gegenteil der Fall. Die historisch niedrigen Zinsen mindern die Gewinnchancen für Garantiefonds erheblich. Denn um den Garantiebetrag zu erwirtschaften, muss der Anteil an Bonds so hoch sein, dass zum Spekulieren nicht mehr viel übrig bleibt.
Wer Abstriche bei der Rendite zu Gunsten eines geringeren Verlustrisikos in Kauf nehmen will, sollte beim Kauf eines Garantiefonds den Verkaufsprospekt genau studieren. «Diese Produkte erscheinen auf den ersten Blick sehr simpel – mögliche Fallstricke entdeckt man erst auf den zweiten Blick», erklärt Rolf Biland, Chief Investment Officer beim VermögensZentrum in Zürich. Zum Beispiel liegt die Kapitalgarantie nicht immer bei hundert Prozent. In Abhängigkeit von der Höhe der Partizipation an möglichen Kursgewinnen schwankt die Summe, die garantiert zurückgezahlt wird, zwischen achtzig und hundert Prozent. Je höher die Partizipation, desto niedriger ist der Kapitalschutz. Die Partizipationsquote liegt bei einigen Fonds sogar unter 50 Prozent. «Diese beiden Grössen sind bei jedem Garantieprodukt direkt voneinander abhängig. Für die Sicherheit zahlt man mit Rendite», so Anlageexperte Biland.
Beim Kauf eines Garantiefonds muss sich der Anleger auch entscheiden, ob er ein Produkt mit befristeter Laufzeit oder ohne eine Laufzeitbegrenzung kauft. Denn die im Verkaufsprospekt versprochenen Kapitalgarantien und Partizipationen gelten bei befristeten Produkten in der Regel nur für das Laufzeitende. Wer vor diesem Stichtag aussteigen will, muss nicht nur auf den garantierten Betrag und die versprochene Performance verzichten, sondern in vielen Fällen auch noch eine Rücknahmegebühr bezahlen. «Der Anleger muss bis zum Ende der Laufzeit denken und sich überlegen, welche Meinung er über den Markt hat», rät Rolf Biland vom VermögensZentrum. Generell eignen sich Garantiefonds vor allem für Boomphasen an den Börsen. Wenn die Aktienmärkte wie gerade eben bereits eine jahrelange Baisse durchlebt haben, ist es für die Absicherung an sich zu spät. «Die Fondsanbieter verhalten sich hier prozyklisch. Erst empfehlen sie Verlust bringende Neue-Markt-Fonds, und wenn es ohnehin schon bergab geht, raten sie zu Garantiefonds, mit denen man nur begrenzt am Aufwärtstrend teilhaben kann», kritisiert Fondsspezialist Wiecking.
Anleger, die davon ausgehen, dass die Kurse an den Aktienbörsen steigen werden, sollten an Stelle eines Garantiefonds besser wieder Aktien kaufen. Zwar gewinnen auch die Fonds mit Kapitalgarantie in einer Haussephase, aber in weit geringerem Umfang als Aktien oder Aktienfonds.
Bei Garantiefonds ohne Laufzeitbegrenzung sind der Ein- und der Ausstieg flexibler. Das Niveau des Kapitalschutzes wird in diesem Fall per Quartals-, Halbjahres- oder Jahresfrist neu bestimmt. Einmal erzielte Erträge werden so abgesichert. Das gilt allerdings auch für Verluste, die den Kapitalschutz so über Jahre vermindern können.
Wer sich die hohen Gebühren für so einen Fonds sparen will, kann sich auch ein eigenes Garantiedepot zusammenstellen. Genau wie bei einem Garantiefonds wird die Sicherheit mit festverzinslichen Anleihen bester Bonität oder Geldmarktpapieren gewährleistet. Die Zahl der Zinspapiere im Portfolio muss so hoch sein, dass die Rückzahlung plus Zinsen der gesamten Anlagesumme entspricht.
Die Chance auf Renditen wird durch Aktienkäufe gewährleistet. Selbst wenn die spekulativen Investitionen fehlschlagen, sind Verluste durch die Absicherung ausgeschlossen. «Garantiefonds braucht kein Mensch. Wer Angst vor Kurseinbrüchen hat, der soll in Tagesgeld oder Anleihen gehen. Der spekulative Teil kann immer noch Aktien enthalten», urteilt Kai Wiecking von Morningstar.
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