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Mit der Neobank Radicant wollte sich die BLKB als innovative Bank positionieren. Das ging schief. Recherchen zeigen die Gründe des Scheiterns.
Radicant war sein Baby, obwohl er auf dem Papier nicht dafür verantwortlich war: Der Anfang Juli zurückgetretene BLKB-Chef John Häfelfinger.
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Spricht Peter Riebli, werden sie nervös in Liestal, am Hauptsitz der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Vergangene Woche hatte der SVP-Kantonalpräsident wieder einen Auftritt. Er reichte seine «BLKB-Initiative» ein, welche die Bank massiv einschränken will. Riebli sieht sich als Aufklärer, als Stimme der Vernunft. Andere machen ihn dafür verantwortlich, dass bei der BLKB der Fall der glücklosen Banktochter Radicant eskalierte. Er sei ein Aufwiegler.
Was Riebli umtreibt, ist längst ein Politikum geworden, das landesweit zu reden gibt: der missglückte Expansionsversuch der BLKB mit ihrer Digitalbank Radicant. Die Neobank sollte den Baselbietern neues Wachstum ausserhalb des Heimmarkts bescheren. Doch es hagelte Pleiten, Pech und Pannen. Der vorläufige Höhepunkt erfolgte Anfang Juli, als die BLKB eine weitere Wertberichtigung vornehmen musste, diesmal von satten 105 Millionen Franken. Als Konsequenz reichten darauf die wichtigsten Exponenten der Bank ihre Demission ein: BLKB-CEO John Häfelfinger und Bankratspräsident Thomas Schneider; bei Radicant CEO Anton Stadelmann, CFO Roland Kläy und Präsident Marco Primavesi. Ausser Stadelmann und Primavesi sind sie alle bereits weg.
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Die Finanzmarktaufsicht untersucht nun die Vorgänge, und Wirtschaftsprüfer sollen in Gutachten der Politik Antworten auf die Frage liefern, was da eigentlich passiert ist. Eine parlamentarische Untersuchungskommission wird gefordert. Die Handelszeitung hat sich auf Spurensuche begeben und mit zahlreichen Beteiligten gesprochen. Zitieren lassen will sich niemand, auch die Bank kommuniziert praktisch nur noch off the record. Die Recherche zeigt: Radicant scheiterte nicht nur an hohen Ambitionen, sondern auch an mangelnder Führung und falschen Strukturen. Und an der Angst vor der Politik, die in einer «Governance from Hell» mündete, wie es ein Insider nennt.
Rückblende: Im Jahr 2017 übernimmt Ex-CS-Banker John Häfelfinger die Leitung der BLKB, damals eine Kantonalbank wie so viele. Sie ist Platzhirsch im eigenen Kanton, stabil, aber auch etwas angestaubt. Die jährliche Versammlung der Partizipationsscheininhaber ist ein Volksfest, das die St. Jakobshalle am Basler Stadtrand gleich an zwei Tagen hintereinander füllt. Was Rang und Namen hat, ist da. Am Ende singt man die Baselbieter Hymne.
Es ist eine spannende Zeit für Schweizer Banken. Die Schwarzgeldvergehen sind verdaut, dafür nagt der Negativzins am Geschäftsmodell. Fintechs nutzen das billige Geld für Angriffe auf die Banken. Zusammen mit dem 2018 neu gewählten Bankratspräsidenten Thomas Schneider sucht Häfelfinger Antworten auf diese Herausforderungen.
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Er beginnt mit kleinen Dingen. Aus der sperrigen Basellandschaftlichen Kantonalbank macht er die BLKB – und setzt noch einen drauf: Das quadratische Kantonalbankenlogo wird zur Sprechblase und sorgt damit für Zoff im Verband. Die kleine Spitze im Logo entfernt er kurz darauf wieder, aber nun kennt ihn jeder. Mitten in der Stadt Basel, im Heimmarkt der Basler Kantonalbank, eröffnet die BLKB eine Niederlassung. Später wird sie im Aargau mehrere Teams der Neuen Aargauer Bank abwerben und die Aargauische Kantonalbank mit zwei Filialen frontal angreifen. Auch das Provokationen.
Doppelte Provokation: Ballons mit dem veränderten Kantonalbanken-Logo bei der Eröffnung der neuen BLKB-Filiale am Basler Barfüsserplatz.
KeystoneDoppelte Provokation: Ballons mit dem veränderten Kantonalbanken-Logo bei der Eröffnung der neuen BLKB-Filiale am Basler Barfüsserplatz.
Keystone2020 setzen die Neobanken zu ihrem Siegeszug an. Nach den Digitalangeboten Zak und Neon kommt mit Yapeal ein weiteres Schweizer Fintech auf den Markt. Und dann lancieren Häfelfingers frühere Kollegen bei der CS die Digitalbank CSX. Und so arbeitet man auch in Liestal an Ideen für ein nationales Digitalangebot, um aus dem Heimmarkt auszubrechen.
Die BLKB lotet Optionen aus. Eine davon wäre, ein von aussen eigenständig erscheinendes Angebot aus der BLKB heraus zu lancieren wie Zak bei Konkurrentin Cler. Doch der Bankrat stellt sich quer. Er fürchtet Diskussionen um die Staatsgarantie – eine Angst vor der Politik, die sich auch später wie ein roter Faden durch die Radicant-Geschichte ziehen wird. Und so entwickelt die BLKB-Führung zusammen mit dem Beratungsunternehmen Boston Consulting (BCG) die Struktur einer separaten Tochtergesellschaft. Diese soll nicht der BLKB-Führung unterstehen, sondern direkt vom Bankrat beaufsichtigt werden. Die Idee der vermeintlich unabhängigen Tochter ist geboren. So soll juristisch und symbolisch Distanz zum Mutterhaus aufgebaut werden, obwohl Radicant eine voll konsolidierte Tochter ist. Das BLKB-Management unter Häfelfinger fühlen sich von nun an nicht mehr verantwortlich.
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Ende 2020 wird das noch namenlose Projekt lanciert: eine nationale Plattform für nachhaltiges Anlegen mit Sitz in Zürich. Den Politikern im Baselbieter Landrat skizziert die Bankführung ein maximales Verlustrisiko von 100 bis 150 Millionen Franken, was offenbar niemanden gross beunruhigt. Die Summe entspricht einem Jahresgewinn.
Einer riecht den Braten. BLKB-Finanzchef Herbert Kumbartzki steht kurz vor der Pensionierung. Er soll, so die offizielle Ankündigung, nach seinem Rücktritt bei der BLKB beim Aufbau von Radicant mithelfen – als Verwaltungsrat. Doch Kumbartzki kommen Zweifel, er tritt das Amt nie an. Etwas, das damals niemandem gross auffällt.
Für die neue Tochter sucht die BLKB keine Banker, sondern Überzeugungstäter. Chef wird Anders Bally, der einst zwar mit nachhaltigen Fonds zu tun hatte, zuletzt aber vor allem im Bereich Big Data unterwegs war. Im Zürcher Seefeld schart er eine hippe Truppe um sich. «Man ging nicht wegen des Lohns dahin, sondern weil man an die Sache glaubte», erzählt jemand, der dabei war. Bally kreiert eine Garde von Evangelisten, die sich mit Verve für ihre Sache einsetzen sollen.
Weitab von Liestal: Die Büros von Radicant im noblen Zürcher Seefeld.
Thomas MeierWeitab von Liestal: Die Büros von Radicant im noblen Zürcher Seefeld.
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Doch das Zürcher Seefeld ist weit weg von Liestal. Die Zürcher haben keine Ahnung von ihren Eigentümern, nennen die BLKB auch mal «Basler Kantonalbank». «Die zwei Welten wurden nie zusammengeführt», erzählt ein Insider. Man fühlt sich vom Mutterhaus alleingelassen. Die kulturellen Gräben sind tief: Während die BLKB von traditionellen Bänklern geführt wird, arbeiten bei Radicant vor allem Nerds und Nachhaltigkeitsspezialisten. Bally habe Banker nicht gemocht, erzählt jemand. «Aber Radicant war ein Mittel, um an Geld für ein spannendes Projekt zu kommen.»
2022 erhält das Start-up eine Banklizenz und startet den Testbetrieb. Über eine App lässt sich Geld entlang der UNO-Nachhaltigkeitsziele anlegen. Eine Datenbank klassifiziert die Assets, Konsumausgaben werden auf den CO2-Verbrauch überprüft. Radicant ist geprägt von einem Zeitgeist, der zu dieser Zeit durch viele Banken weht. Und von der Idee, mit diesem Zeitgeist Geld zu verdienen.
Doch vorerst kostet das Projekt Geld – was bei einem Start-up per se nicht ungewöhnlich ist. Mit dem Jahresabschluss 2022 publiziert die BLKB eine erste Wertberichtigung über 11 Millionen Franken, würde am liebsten aber gar nicht darüber reden. An der Jahresmedienkonferenz ist Radicant nicht traktandiert, in der Medienmitteilung kommt die Tochter nicht vor. Den Radicant-Jahresverlust von rund 14 Millionen Franken müssen sich die Journalisten selbst errechnen, indem sie den Konzernabschluss mit dem Einzelabschluss der Bank vergleichen. An diesem intransparenten Reporting ändert sich auch später nichts; bis dato wurde kein einziger Jahresbericht von Radicant veröffentlicht.
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Da feiern sie noch zusammen auf Linkedin: BLKB-Chef John Häfelfinger (links) und Radicant-Chef Andres Bally (Aufnahme von 17. Januar 2023).
ScreenshotDa feiern sie noch zusammen auf Linkedin: BLKB-Chef John Häfelfinger (links) und Radicant-Chef Andres Bally (Aufnahme von 17. Januar 2023).
ScreenshotTechnisch ist Radicant State of the Art. Die in der Cloud aufgesetzte Bank ist ein Prestigeprojekt von Google, das sich damit den Eintritt ins Swiss Banking erhofft. Doch die Resonanz ist mager. Keiner hat auf das teure Nachhaltigkeitsangebot gewartet. Der Auftritt wirkt akademisch, der Slang und die englische Kommunikation befremden viele.
Der Start verläuft entsprechend harzig. Im Februar 2023 eskaliert die Situation. Erst macht sich die Tageszeitung BZ über die Evangelisten lustig, dann mokiert sich Bally in einem internen Slack-Chat über «ältere» Politiker «in diesem nicht sehr urbanen Kanton», die Radicant nicht verstünden. Dumm nur: Die Mitteilung findet ihren Weg zum Finanzblog «Inside Paradeplatz», der sie genüsslich ausbreitet. Nun tobt das Baselbiet, die Regierung schaltet sich ein, und Bally ist seinen Job nach wenigen Tagen los. Doch weitere Schlüsse werden daraus nicht gezogen, wie Insider erzählen. Radicant wird weiterhin an der langen Leine geführt.
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Anfang 2024 übernimmt mit Anton Stadelmann ein Neuer die Führung. Er ist kein Nachhaltigkeitsgutmensch, sondern hat seine Sporen in der Payment-Branche abverdient, unter anderem bei den Betreibern der Bezahlsysteme Twint und Bluecode. Radicant setzt nun auf tiefe Gebühren und günstige Wechselkurse. Nachhaltigkeit wird still und leise heruntergefahren, die Evangelisten verlassen das Unternehmen.
Er solllte es richten: 2024 übernimmt der Paymentspezialist Anton Stadelmann die Führung von Radicant.
ZVGEr solllte es richten: 2024 übernimmt der Paymentspezialist Anton Stadelmann die Führung von Radicant.
ZVGStadelmann tritt an unter der Prämisse, drei Jahre Zeit zu haben – diese Zahl wird von mehreren Quellen genannt. Doch kurz darauf gerät man in Liestal erneut in den Panikmodus. Nach einem mit dem Jahresabschluss kommunizierten Abschreiber von 22 Millionen Franken per Ende 2023 wird der Druck erhöht. Mit wem man auch spricht, alle sagen das Gleiche: «Wir wurden gejagt» und «wir hatten keine Zeit mehr».
Radicant soll nun alles unternehmen, um schnell Geschäftsvolumen zu schaffen und weitere Abschreiber hinauszuschieben. So prüft das Radicant-Management etwa das Zusammengehen mit den Fintechs Alpian oder Neon. Letztere sucht nach Investoren, weil die Eigentümerin TX Group aussteigen will. Doch aus den Plänen wir nichts.
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Einzelne Angestellte werden gar zur Kaltakquise geschickt. Bei institutionellen Investoren wirbt Radicant für sein Assetmanagement, bekommt jedoch nur Absagen, weil die Vermögensverwaltung über keinen ausreichenden Trackrecord verfügt. Andere Angestellte werden zu Private-Banking-Beratern befördert und sollen direkt superreiche Kundschaft dazu bringen, Millionen zu Radicant zu verschieben, wie mehrere Quellen bestätigen. Ohne dass es spezifische Produkte – oder nur schon eine Imagebroschüre – für dieses Publikum gäbe. Zwar zieht das Kerngeschäft langsam an, doch der Geschäftsleitung ist das zu wenig. Radicant soll schneller Erfolge vorweisen. Und so kommt es im Herbst 2024 zur fatalen Fusion mit dem Fintech Numarics.
Vor ihm zittern sie alle: SVP-Kantonalpräsident Peter Riebli macht seit Jahren mobil gegen die aus seiner Sicht zu woke BLKB.
KeystoneVor ihm zittern sie alle: SVP-Kantonalpräsident Peter Riebli macht seit Jahren mobil gegen die aus seiner Sicht zu woke BLKB.
KeystoneNumarics hat einerseits Digitallösungen für KMU-Kunden und deren Buchhaltung im Angebot. Andererseits aber – und das weckt bei Radicant Hoffnung – gibt es Treuhänder, die klassisches Kleinkundengeschäft zusammen mit Numarics verbuchen. Radicant hofft, diese Kundinnen auf die digitale Plattform bringen und so deren Werthaltigkeit steigern zu können. Der Plan geht zunächst auf. Dank der am 30. Dezember 2024 vollzogenen Fusion kann ein bereits geplanter Abschreiber auf Radicant rückgängig gemacht werden, wie aus dem BLKB-Geschäftsbericht hervorgeht.
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Auf dem Papier ist die neue Radicant-Holding viel Geld wert, wie Dokumente zeigen, die beim Handelsregister hinterlegt sind: Numarics wurde bei der Zusammenlegung mit 62 Millionen Franken bewertet, die von der BLKB eingebrachte Radicant mit 103 Millionen. Mit insgesamt 165 Millionen Franken kommt die neue Radicant-Holding damit fast auf die gleiche Bewertung wie das Finanz-Start-up Yuh im Sommer 2025, als die Postfinance aus dem Gemeinschaftsunternehmen mit der Swissquote aussteigt und Swissquote die Yuh-Anteile übernimmt. Nur, dass Yuh da 3,2 Milliarden Franken von rund 350’000 Kunden verwaltet, während Radicant nicht einmal 20’000 Kundinnen aufweist.
Und so präsentiert die BLKB im Februar 2025 einen makellosen Jahresabschluss ohne Radicant-Abschreiber. Doch dann folgt schon bald die Ernüchterung. Es stellt sich heraus, dass sich das KMU-Treuhandgeschäft offenbar nicht wie geplant digitalisieren lässt. Anfang Juli muss die BLKB knapp 106 Millionen auf Radicant abschreiben. Bankchef Häfelfinger und Bankratspräsident Schneider kündigen ihren Rücktritt an – wollen zunächst aber noch bis 2026 im Amt bleiben. Ob Numarics vor dem Kauf zu wenig genau geprüft wurde oder ob nicht abzusehen war, wie viele Treuhänder mit Radicant kompatibel sein würden, klärt derzeit das Beratungsunternehmen GW&P ab. Sein Bericht soll Ende August dem Bankrat und der Finma übergeben werden.
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Mit dem Abschreiber gerät die BLKB in den perfekten Sturm. Es hagelt Schlagzeilen und politische Forderungen. Häfelfinger und Schneider ziehen ihren bereits angekündigten Rücktritt vor und verlassen die Bank per sofort. Und die angekündigte Reorganisation bei Radicant führt zum Abgang von CEO Stadelmann und Finanzchef Kläy. Die Kostenbasis von Radicant soll gemäss Insidern um 50 Prozent heruntergefahren werden. Der Personalbestand ist bereits von einst über 100 auf 60 Stellen reduziert worden. Radicant soll künftig enger mit der BLKB verzahnt werden, um Synergien zu nutzen, wie die Bank ankündigt.
Was bleibt? Eine technisch funktionierende Digitalbank mit unklarer Positionierung und zu wenig Kunden. Und die Erkenntnis, dass Staatsbanken offenbar schlecht zu Venture-Kapitalisten taugen. «Man kann nicht meinen, man ziehe eine organisatorische Trennung zwischen Radicant und BLKB und dann betreffe Liestal nicht mehr, was in Zürich passiert», kritisiert ein Insider die Governance-Struktur. Und ein anderer findet, man habe die politische Dimension komplett unterschätzt. Häfelfinger hätte öfter «mit Oberbaselbieter Politikern Weisswein trinken müssen».
Die Baselbieter Regierung hat ihn jetzt als Berater aufgeboten: Der frühere Finma-Präsident Thomas Bauer.
KeystoneDie Baselbieter Regierung hat ihn jetzt als Berater aufgeboten: Der frühere Finma-Präsident Thomas Bauer.
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Offen ist, was das für die BLKB bedeutet. Der frühere Finma-Präsident Thomas Bauer wurde mittlerweile vom Regierungsrat angestellt, um die Bank neu aufzustellen und einen Bankratspräsidenten zu finden. Auf den meisten wichtigen Posten sitzen Interims-Manager. Einzig Finanzdirektor Anton Lauber (Mitte), der als Bankrat einst das Investment in Radicant mitgestaltet hat, hält sich noch schadlos.
Rieblis Initiative fordert, dass die BLKB auf die Region zurückgebunden werden, dass das Parlament mehr Durchgriff auf die Bank erhalten und dass diese künftig «wertneutral» und «zurückhaltend in gesellschaftspolitischen Angelegenheiten» handeln soll. Egal ob die Initiative angenommen wird oder nicht, der nächste CEO wird wohl weniger Experimente wagen als Häfelfinger.
Die Liste der Banken, die aus ihrem Stammgeschäft ausgebrochen sind, ist lang. Nicht selten resultierten Verluste.
Die Basler Kantonalbank (BKB) unterhielt ab 1997 eine Private-Banking-Niederlassung an der Zürcher Stockerstrasse und arbeitete dabei eng mit externen Vermögensverwaltern zusammen. Jahrelang lobte die Bankleitung die Zürcher Kollegen für ihre Gewinne, doch am Ende stellte sich heraus, dass die Banker hoch gepokert hatten. Sie akquirierten noch Schwarzgeld (unter anderem von der UBS), als andere Banken bereits ausstiegen. 2018 einigte sich die BKB mit den USA auf die Zahlung von 60 Millionen Dollar, und in Deutschland musste sie mit 39 Millionen Euro eine der höchsten Zahlungen überhaupt leisten. 2014 schloss die BKB ihre Filiale.
Kurz nachdem die BKB nach Zürich expandiert hatte, kauften sich auch die Baselbieter ins Private Banking ein. 1999 erwarb die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) die Atag Asset Management (AAM) mit Standorten im In- und Ausland. Kulturell passten die beiden Unternehmen nicht zusammen, es gab kaum Synergien. 2009 verkaufte die BLKB die AAM für einen nicht genannten Betrag an die Basler Kantonalbank, welche sie gleich liquidierte. Die BLKB legte nie offen, wie viel sie mit der AAM verloren hatte, Wertberichtigungen wurden nicht dokumentiert. Der kantonalen Finanzkommission gestand die Bankführung, sie habe «einen beträchtlichen Verlust» eingefahren.
Nachdem das Cross-Border-Geschäft in Verruf geraten war, kaufte sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) 2009 in Österreich onshore ein. Sie übernahm von der Commerzbank die Privatinvest Bank AG mit Niederlassungen in Salzburg und Wien und firmierte sie später in die Zürcher Kantonalbank Österreich um. Von dort aus sollten EU-Kunden betreut werden. 2022 wurde die Bank an die LLB weiterverkauft, nachdem die ZKB von der deutschen Aufsicht die Genehmigung erhalten hatte, deutsche Kunden von Zürich aus zu betreuen. Die ZKB brauchte daher die EU-Tochter nicht mehr.
Die St. Galler Kantonalbank (SGKB) ist ebenfalls seit 2009 mit einer Tochter im deutschen Markt tätig. Diese hat Niederlassungen in München und Frankfurt und betreute zuletzt knapp 4 Milliarden Euro. Mit dem Geschäftsverlauf scheint man zufrieden zu sein. Im Abschluss 2024 nahm die Bank auf der einst wertberichtigten Beteiligung eine Aufwertung von fast 9 Millionen Franken vor. Weniger gut in Erinnerung ist die frühere Tochter Hyposwiss, welche die SGKB einst der UBS abkaufte. Diese hatte nicht nur Ärger mit russischen Kunden und Geldwäschereivorwürfen, sondern investierte auch im dreistelligen Millionenumfang beim US-Betrüger Bernie Madoff. 2013 wurde die Hyposwiss liquidiert und teilweise verkauft.
Auch die Graubündner Kantonalbank (GKB) hat eine legendäre Tochter: 2022 erwarb sie mit 70 Prozent die Mehrheit an Martin Ebners BZ Bank, 2025 übernahm sie auch die letzten 30 Prozent. Die BZ Bank gilt als klein, aber rentabel mit zuletzt rund 12 Millionen Franken Reingewinn. Doch die Kundschaft scheint weniger überzeugt zu sein; seit Jahren zieht sie Geld ab. In den letzten drei Jahren flossen netto 6,4 Milliarden Franken von der Bank ab, die zuletzt noch 7,9 Milliarden Franken verwaltete.
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