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Der Highlight-Chef präsentiert einen geheimnisvollen Investor, der die Gruppe übernehmen soll. Zahlen zeigen: Kapital ist dringend nötig.
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Bernhard Burgener macht, was er noch nie gemacht hat: Er pfeift sein eigenes Spiel ab und gibt seine Mehrheit an der von ihm aufgebauten Highlight-Gruppe ab. Sein Imperium umfasst Firmen wie das Filmstudio Constantin, den Fernsehsender Sport 1 und die Team-Gruppe, die für die Uefa die grossen Turniere vermarktet. Es ist ein Millionenbusiness – allerdings eines mit grossen Problemen.
In die sommerliche Ruhe Ende August platzte Burgener mit der Mitteilung, dass seine Holding Highlight Event & Entertainment (HLEE) (siehe Grafik) eine Kapitalerhöhung plane, mittels derer nicht weniger als 300 Millionen Franken ins Unternehmen fliessen sollen. Der neue Aktionär soll so auf einen Schlag 65 Prozent der Anteile bekommen und damit die Highlight-Gruppe übernehmen.
Die Ankündigung wirft vor allem Fragen auf: Gibt der medienscheue Medienunternehmer wirklich die Mehrheit seines Lebenswerks ab? Warum schiesst ein Investor 300 Millionen Franken in ein Imperium, das an der Börse nur rund 100 Millionen wert ist? Und wer ist der mutmassliche Käufer? Typisch Burgener: Der kryptische Deal passt bestens in das Schema früherer Highlight-Transaktionen.
Gemäss Mitteilung soll die CSL Mindset Ltd, eine Gesellschaft mit Sitz auf den British Virgin Islands (BVI), das neue Kapital zeichnen. Diese werde wiederum «von der Clementy Schuman Legacy Foundation und einem privaten Investor gehalten», so die Börsenmitteilung. Namen, die kaum jemand aus dem Film- und Sportgeschäft bisher gehört hat. Die BVI-Firma hat bislang keine Spuren hinterlassen. Ob sie überhaupt existiert, ist aufgrund des Offshore-Standorts schwer zu verifizieren. Fragen dazu beantwortet die Highlight-Gruppe nicht.
Nur leicht besser steht es um die Foundation, die unter diesem Namen nicht im britischen Handelsregister zu finden ist, obwohl sie den Sitz angeblich in London hat. Die Website scheint erst vor kurzem aufgeschaltet worden zu sein, obwohl die Foundation schon seit zehn Jahren existieren soll. Die dort genannten E-Mail-Adressen führen ins Leere. Vermutlich ist die Foundation auch weniger eine Stiftung im juristischen Sinn als das Engagement des Mannes, der sie aufgesetzt hat: Pierre Louvrier.
Louvrier dürfte den wenigsten bekannt sein, aber der Belgier hat zumindest Spuren hinterlassen. Burgener-Kennern fällt dabei vor allem Louvriers Russland-Bezug auf. Laut Medienberichten lebte Louvrier mehrere Jahre in Moskau; so wird er unter anderem in einem Bericht der Tageszeitung «Vedomosti» von 2014 als Investor im Technologiesektor Russlands aufgeführt – offenbar als Partner des russischen Oligarchen Konstantin Malofejew. Auch mit Russland-Freund und Schauspieler Gérard Depardieu posierte Louvrier schon.
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Louvrier wäre nicht der erste Geschäftspartner von Burgener mit einem Bezug zum Osten. Immer wieder tauchten solche in den Beteiligungsstrukturen rund um die Highlight Communications (HLC) auf. So musste einer der engsten Partner und wichtigsten Aktionäre, Alexander Studhalter, im Mai 2023 seine Highlight-Mandate niederlegen und die Beteiligung an der HLEE auf unter 20 Prozent reduzieren, um die Highlight zu schützen. Studhalter war 2022 wegen seiner Nähe zum russischen Oligarchen Suleiman Kerimow auf die US-Embargo-Listen geraten. Der Luzerner beteuerte gegenüber der Handelszeitung stets, dass in der Highlight kein russisches Geld stecke. Das Embargo wurde 2024 aufgehoben.
Der Russe Igor Miguschow ist dagegen direkt über dessen AM Portfolio AG an der HLEE beteiligt. Er hat 2020 ein Aktienpaket von Bernhard Burgener übernommen. Viel mehr ist über Miguschow aber nicht bekannt. Daneben – und ohne Russland-Bezug – fällt im Aktionariat der HLEE vor allem die Messerschmiede Victorinox von Carl Elsener auf, die derzeit gut 18 Prozent der Aktien hält. Deren Anteil wird nach der geplanten Kapitalerhöhung auf 6 Prozent verwässert. Aktionäre wie Studhalter und Elsener haben der angekündigten Kapitalerhöhung mit dem Einstieg der Clementy-Stiftung bereits zugestimmt.
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Russland ist die eine Konstante der angekündigten Transaktion. Die andere ist der Vatikan. Denn Pierre Louvrier tummelt sich auch in einem christlich-konservativen Umfeld. Er stellt die Clementy Schuman Legacy Foundation als Vehikel zur Förderung der Gemeinschaft dar, weshalb er sie auch nach dem grossen Europäer Robert Schuman benannt habe. Die Vision: «Integrating Inner Freedom and Collective Flourishing».
Gleichzeitig scheint die Stiftung ein sehr konservatives Weltbild zu promoten – unter anderem mit einer Tagung im Vatikan hinter verschlossenen Türen im vergangenen Jahr, an der laut Medienberichten auch US-Präsident Donald Trumps oberste Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard teilgenommen hat. Das katholische Newsportal EWTN Vatican bezeichnet die Stiftung als «privates Unternehmen mit Sitz im Vatikan». Im Beirat sitzen Personen wie Prinz Nikolaus von Liechtenstein, der US-Arzt Joe Dispenza, der katholische Priester Bernard Ardura, aber auch Personen wie Sheikha Dheya Al Khalifa aus dem Herrscherhaus von Abu Dhabi.
Daher geht in der Münchner Filmszene bereits die Angst um, dass das eher auf muntere Unterhaltung ausgerichtete Filmstudio Constantin («Fack ju Göhte», «Resident Evil», «Der Schuh des Manitu») als Vehikel für politische Botschaften missbraucht werden könnte – oder zumindest ein entsprechender Reputationsschaden droht. Welches Interesse hat eine solche Organisation an einer Firmengruppe, die ihr Geld mit Fussball, munteren «Bully»-Herbig-Filmen und der Vermarktung des Eurovision Song Contests verdient?
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Der Kapitalgeber für Burgeners Imperium erscheint eigenartig – eindeutiger ist, warum der Deal stattfindet. Denn die Highlight-Gruppe braucht Geld. Das zeigt der Blick in die Geschäftsberichte.
Während das Filmgeschäft halbwegs stabil ist – und mit «Das Kanu des Manitu» gerade einen Erfolgsstart hingelegt hat –, erodiert das bisher lukrative Sportrechtegeschäft. Dieses Frühjahr wurde bekannt, dass die langjährige Partnerschaft mit der Uefa endet. Noch bis 2027 darf die Highlight-Tochter Team die grossen Turniere vermarkten, dann übernimmt ein anderer. Laut dem Revisorenbericht 2024 flossen aus der Fussballvermarktung zuletzt 55 Millionen Franken in die HLC.
Interessant: Schon jetzt sind die Erträge der HLC im Bereich Sport rückläufig. Von einst mehr als 20 Millionen Franken im Jahr 2021 sank das Segmentergebnis bis 2023 zunächst auf 4 Millionen. 2024 verbuchte die Gruppe gar einen Verlust von 10 Millionen. Auch der Reingewinn hat abgenommen: Seit 2022 schreiben beide börsenkotierten Highlight-Gesellschaften Verluste (siehe Grafik).
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Und die Lage spitzt sich zu, wie der am Freitag publizierte Halbjahresbericht der HLC zeigt. Der Umsatz ist um 26 Millionen Franken gesunken, ohne dass die Kosten entsprechend angepasst wurden. Als Grund für den Verlust nennt die Highlight «einmalige Sondereffekte» im Bereich Sport and Entertainment, präzisierte dies jedoch nicht. Hinzu kommen höhere Abschreibungen auf das Filmvermögen. Es resultiert ein Reinverlust von 31 Millionen Franken, der entsprechend das Eigenkapital belastet.
Gleichzeitig lasten hohe Schulden auf der Bilanz, deren Aktiva primär aus immateriellen Werten wie Filmvermögen und Geschäftswerten bestehen. So weist die Highlight per Ende Juni kurzfristige Finanzverbindlichkeiten von mehr als 200 Millionen Franken aus. Sie ist damit faktisch in der Hand ihrer Kreditgeber.
Umso erstaunlicher ist der jetzt angeblich gebotene Preis von 300 Millionen Franken. Und so fragt sich manch einer: Ist das am Ende nur ein Luftschloss? Ein Scheingeschäft, das den Börsenkurs stützen soll? Es wäre nicht das erste Mal, dass Burgener die Spielregeln einer Transaktion noch in der Nachspielzeit wieder ändert, um einen überraschenden Plan B aus dem Hut zu zaubern.
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Bernhard Burgeners Geschichte ist eine, die es in der Schweiz so wohl nur einmal gegeben hat. Meist verlief sie im Stillen, nur um zwischendurch mit viel Lärm an die Öffentlichkeit zu gelangen. Burgener hat sich mit vielen angelegt, nicht selten wurden aus Partnern später Gegner. Wie etwa der Filmproduzent Bernd Eichinger (Constantin) und der deutsche TV-Mogul Leo Kirch, dank dessen Finanzproblemen Burgener einst überhaupt erst die Kontrolle beim deutschen Filmstudio übernehmen konnte. Und mit dessen Erben und Geschäftspartnern er sich noch während Jahren Machtkämpfe lieferte, bei denen teilweise mit originellen Tricks hantiert wurde. So verpfändete Burgener einst Aktien, um den Durchgriff von einer Mutter auf die von ihm gesteuerte Tochter zu verhindern, oder er gründete Stiftungen, in welche die Töchter hätten verschoben werden sollen. Die damaligen Vorgänge rund um Constantin sind so wirr, dass sie auf wenigen Zeilen nicht wirklich zusammengefasst werden können.
Turbulent verlief auch Burgeners Episode als Fussballmanager. 2017 kaufte er die Mehrheit des FC Basel. Offenbar eine Herzensangelegenheit ohne wirklichen Bezug zur Highlight-Gruppe. Doch Burgener führte den Traditionsclub schnurstracks in eine Krise: Der Club sparte und konnte sportlich nicht mehr an die zuvor erfolgreichen Jahre anschliessen. Zugleich provozierte Burgener Kritik mit Investitionen in den Bereich E-Sports und mit einer Beteiligung am indischen Club Chennai City, was die FCB-Fans nicht goutierten.
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Burgener plante damals auch, den FCB mit einem Medienprojekt rund um den Fussball zu vermählen, an dem auch die heutige Handelszeitung-Herausgeberin Ringier beteiligt gewesen wäre. Die Pläne scheiterten am mangelnden Interesse des Medienhauses. Als Burgener dann auch noch den britischen Hedgefonds Centricus als Investor beim FCB ins Spiel brachte und im Handelsregister eine geheimnisvolle Basel Dream & Vision auftauchte, kippte die Stimmung in Basel endgültig gegen ihn: «Zyt zum Goo» wurde zum Schlagwort. Burgener hatte gefühlt eine ganze Stadt gegen sich.
Das Engagement FCB zeigte vor allem eines: Burgener – ein eher schüchterner Mensch, der die Öffentlichkeit meidet – hatte die Ansprüche der Fussballstadt Basel an «ihren» Club massiv unterschätzt. Das Engagement endete in einem Streit mit seinem Juniorpartner David Degen, der darin endete, dass Degen letztlich den FCB übernahm.
Nun also kündigt Burgener den Verkauf der Mehrheit seines ganzen Imperiums an: Aber noch ist kein Prospekt zur Highlight-Übernahme durch die CSL Mindset publiziert. Die Highlight-Gruppe beantwortet keine Fragen zur Transaktion, und auch Louvrier reagierte nicht auf Kontaktversuche dieser Zeitung. Und so bleibt unklar, wer der geheimnisvolle «private Investor» ist, der neben der Clementy-Stiftung die Mehrheit von Burgeners Imperium übernehmen will. Nur eines wird glaubhaft versichert: Bernhard Burgener sei es nicht. Dieser bereite ernsthaft seine Nachfolge vor. Es wäre eine veritable Premiere.
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